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Beratungsanlass "Halsschmerz" in der allgemeinmedizinischen Sprechstunde – Ergebnisse der 4. Sächsischen Epidemiologischen Studie der Allgemeinmedizin (SESAM-4) der Sächsischen Gesellschaft für Allgemeinmedizin (SGAM)
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Veröffentlicht: | 14. September 2011 |
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Hintergrund: Das Symptom Halsschmerz kann sowohl bei Kindern, als auch bei Erwachsenen mehrmals pro Jahr auftreten. In den meisten Fällen ist es durch eine akute, virale Infektion der oberen Atemwege bedingt [1]. Für Halsschmerz als Beratungsanlass (BA) wurde in aktuelleren deutschen Studien eine Häufigkeit von 2,2 [2] bis 2,7 % [3] festgestellt. Ziel dieser SESAM-4-Teilanalyse bestand in der Analyse des Beratungsanlasses Halsschmerz und sich anschließender diagnostischer und therapeutischer ärztlicher Handlungen.
Material und Methoden: Im Rahmen der SESAM-4 wurden 2529 Arzt-Patienten-Kontakte in der allgemeinmedizinischen Sprechstunde von 73 Allgemeinmedizinern im Bundesland Sachsen mit Hilfe eines teilstandardisierten Fragebogens dokumentiert. Der Erhebungszeitraum umfasste ein Jahr (01.04.2008–31.03.2009).
Ergebnisse: 1,3% aller BA (n=57) der SESAM-4 betrafen den Halsschmerz. Die Geschlechterverteilung (53% weiblich) ähnelte der in der Gesamtstichprobe. Der Altersdurchschnitt dieser Teilstichprobe lag bei 29,2 (±15,6 s.d.) Jahren, was weit unter dem der Gesamtstudie (54,7±21,2 s.d. Jahre) war. Begleitsymptome wiesen 84,2% der Halsschmerzpatienten auf, wobei Fieber (24,6%), Husten (19,3%) und Kopfschmerz (15,8%) am Häufigsten auftraten. 50,9% Patienten dieser Teilstichprobe hatten bereits eine oder mehrere vom Arzt kodierte Dauerdiagnose(n), vor allem Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems und des Bindegewebes (29,8%), Krankheiten des Kreislaufsystems (19,3%) sowie endokrine, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten (10,5%). Bei 3 von 4 Halsschmerzpatienten (75,4%) wurde eine Medikamentenverordnung dokumentiert. In knapp der Hälfte (49,1%) der Konsultationen mit BA Halsschmerz wurde auf Antibiotika zurückgegriffen. Bei 54,4% erfolgte die Bescheinigung einer Arbeitsunfähigkeit (AU).
Diskussion: Die Häufigkeit für den BA Halsschmerz in der SESAM-4 war etwas geringer als in anderen Studien [2], [3]. Der BA Halsschmerz kam in der Regel mit Begleitsymptomen bei jüngeren Patienten vor. Der rund 50%ige Anteil an AU-Bescheinigungen und Antibiotikaverschreibungen erklärt sich möglicherweise durch die Mehrheit von Patienten im berufstätigen Alter, welche den Arzt erst bei schwerer Symptomatik aufsucht [1]. Die vorhandenen Dauerdiagnosen können auch eine Erklärung sein.
Schlussfolgerung: Bei der Therapie bei Halsschmerzpatienten sollten Antibiotika nur nach genauem Abwägen [1] und unter Berücksichtigung vorhandener Dauerdiagnosen verordnet werden. Auf dies sollte konsequent in hausärztlichen Fortbildungen verwiesen werden.
Literatur
- 1.
- Wächtler H, Chenot J-F; Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin Düsseldorf. DEGAM-Leitlinie Nr. 14: Halsschmerzen. Stand Oktober 2009.
- 2.
- Voigt R. Der Beratungsanlass in der allgemeinmedizinischen Konsultationssprechstunde (SESAM-2), Dissertation. Universität Leipzig 2003.
- 3.
- Kühlein T, et al. Kontinuierliche Morbiditätsregistrierung in der Hausarztpraxis (CONTENT). München: Urban & Vogel; 2008.