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Identifikation protektiver Faktoren für die psychosoziale Entwicklung von Medizinstudierenen – Luebeck Medical Students Trial [LUST]. Vorstellung des Studienprotokolls
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Veröffentlicht: | 14. September 2011 |
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Hintergrund: Das Medizinstudium sollte die Gesundheit der Studierenden nicht gefährden. Es ist jedoch durch psychosoziale Stressbelastung infolge hohen Lernaufwandes, Prüfungs- und Leistungsdruckes gekennzeichnet. Daher sind Medizinstudierende eine Risikogruppe für die Entwicklung von Depressionen, Ängsten, Burn-out und anderen stressbedingten Erkrankungen, wie Beobachtungsstudien belegen (beispielhaft: [1], [2]). Bestimmte protektive Faktoren begünstigen die Erhaltung und Förderung der Gesundheit während des Medizinstudiums [3]. Noch ist jedoch unklar, welche Faktoren sich im Einzelnen protektiv auf die Entwicklung der psychosozialen Gesundheit im Medizinstudium auswirken können. Ziel dieser Studie ist die Identifikation solcher Faktoren als Grundlage für die Entwicklung von Interventionen, die die Gesundheit von Medizinstudierenden verbessern. Dies dient langfristig auch der Bekämpfung des Nachwuchsmangels im (haus-)ärztlichen Bereich, der u.a. durch Abbruch des Medizinstudiums und das Abwandern aus der direkten Patientenversorgung bedingt ist.
Material und Methoden: Initiiert wird zu Beginn des WS 2011/12 eine longitudinale Beobachtungsstudie, im Rahmen derer zwei vollständige Jahrgänge von Medizinstudierenden vom ersten Semester bis nach Abschluss ihres Studiums jährlich befragt werden. Die psychoziale Gesundheit wird mit etablierten Instrumenten wie dem HADS-D- und dem AVEM-Fragebogen, protektive Faktoren mit dem FSozU-Fragebogen und der "Ways of Coping Checklist" sowie selbstentwickelten Items identifiziert. Wir werden eine deutsche Übersetzung des "Perceived Medical School Stress"-Instrumentes verwenden und einige weitere soziodemographische Items abfragen. Um die Gefahr eines Selektionsbias zu minimieren, werden wir Non-Responder-Analysen durchführen. Die Analyse der Daten erfolgt mittels SPSS. Es werden Clusteranalysen auf der Ebene der berichteten Levels der Lebenszufriedenheit durchgeführt. Wir werden t-Tests zum Vergleich der Mittelwerte für Lebenszufriedenheit zwischen den und innerhalb der so identifizierten Subgruppen verwenden. Zum Vergleich der Subgruppen im Hinblick auf protektive Faktoren verwenden wir logistisch bzw. multiple lineare Regressionsanalysen.
Ergebnisse: Als Ergebnis der Studie erwarten wir die Identifikation bestimmter protektiver Faktoren auf unterschiedlichen Ebenen (beispielsweise Kommunikationsfähigkeit und soziale Kompetenz, soziale Unterstützung in Form von Familie und Freundeskreis, Faktoren der Freizeitgestaltung [sportliche/musische Betätigung, ehrenamtliches Engagement], Wohn- und Lernumgebung). Diese könnten Ansatzpunkte für eine Modifikation des Curriculums auf dem Weg zu einem gesundheitsfördernden Medizinstudium darstellen.
Schlussfolgerung/Implikation: Im Rahmen des FORUM MEDIZIN 21 in Salzburg möchten wir das Studienprotokoll inklusive des entwickelten Fragebogens vorstellen und - vor allem im Hinblick auf die Relevanz des Themas für die hausärztliche Versorgung – mit den Kongressteilnehmern diskutieren.
Literatur
- 1.
- Guthrie E, Black D, Bagalkote H, Shaw C, Campbell M, Creed F. Psychological stress and burnout in medical students: a five-year prospective longitudinal study. J R Soc Med. 1998;91:237-43.
- 2.
- Voltmer E, Kieschke U, Spahn C. Psychosocial behaviour and subjective experience specific to the course of study of medical students in their first and fifth years of study. Gesundheitswesen. 2008;70:98-104.
- 3.
- Kjeldstadli K, Tyssen R, Finset A, Hem E, Gude T, Gronvold NT et al. Life satisfaction and resilience in medical school – a six-year longitudinal, nationwide and comparative study. BMC Med Educ. 2006;6:48.