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Forum Medizin 21, 45. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Paracelsus Medizinische Privatuniversität in Zusammenarbeit mit der Deutschen, Österreichischen und Südtiroler Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin

22.09. - 24.09.2011, Salzburg, Österreich

Evidenz für die Effektivität präoperativer Untersuchungen hinsichtlich der Vorhersage und Verhinderung peri- und postoperativer Komplikationen – Ein Systematic Review

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Tim Johansson - Institut für Allgemein-, Familien- und Präventivmedizin Paracelsus Medizinische Privatuniversität, Salzburg, Österreich
  • author Maria Flamm - Institut für Allgemein-, Familien- und Präventivmedizin Paracelsus Medizinische Privatuniversität, Salzburg, Österreich
  • author Bernhard Hansbauer - Institut für Allgemein-, Familien- und Präventivmedizin Paracelsus Medizinische Privatuniversität, Salzburg, Österreich
  • author Nora Bachofner - Institut für Allgemein-, Familien- und Präventivmedizin Paracelsus Medizinische Privatuniversität, Salzburg, Österreich
  • author Eva Mann - Institut für Allgemein-, Familien- und Präventivmedizin Paracelsus Medizinische Privatuniversität, Salzburg, Österreich
  • author Matthias Bock - Dienst für Anästhesie und Intensivmedizin, Zentralkrankenhaus Bozen, Bozen, Italien
  • author Gerhard Fritsch - Institut für Allgemein-, Familien- und Präventivmedizin Paracelsus Medizinische Privatuniversität, Salzburg, Österreich
  • author Andreas Sönnichsen - Institut für Allgemein-, Familien- und Präventivmedizin Paracelsus Medizinische Privatuniversität, Salzburg, Österreich

45. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin, Forum Medizin 21. Salzburg, 22.-24.09.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11fom125

doi: 10.3205/11fom125, urn:nbn:de:0183-11fom1251

Veröffentlicht: 14. September 2011

© 2011 Johansson et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: In Österreich werden im Jahr etwa 1,2 Millionen stationäre operative Eingriffe durchgeführt. Vor jeder Operation wird der Patient eingehend untersucht, um das operative Risiko abzuschätzen und zu minimieren. Neben der Anamneseerhebung und körperlichen Untersuchung haben sich eine Reihe diagnostischer Maßnahmen etabliert, die häufig routinemäßig durchgeführt werden. Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, eine aktuelle systematische Übersicht über die vorhandene Studienevidenz zur Effektivität präoperativer Diagnostik bei erwachsenen Patienten vor selektiven, nicht-herzchirurgischen Eingriffen zu erarbeiten. Folgende präoperativen Untersuchungen wurden in dieser Arbeit evaluiert: Spirometrie, Thorax-Röntgenaufnahme, Blutgase, Hämoglobin, Hämatokrit, Leukozytenzahl, C-reaktives Protein, Gerinnungstests (aktivierte partielle Thromboplastinzeit [aPTT], Prothrombinzeit [PT], Thrombozytenzahl), Nierenfunktionsparameter (Kreatinin, Harnstoff, glumeruläre Filtrationsrate [GFR]), Urinanalyse, Leberfunktionstests (AST [GOT], ALT [GPT], AP, Gesamtbilirubin), Elektrolyte (Na+, K+), Blutzucker, HbA1c, und Schwangerschaftstest.

Material und Methoden: Folgende Datenbanken wurden für den Zeitraum von 01/2001 bis 02/2011 durchsucht: Medline via Ovid, Embase, Cochrane Central Register of Controlled Trials und NHS-CRD-HTA (INAHTA). Zusätzlich wurde eine Handsuche der Literaturverzeichnisse aufgefundener Arbeiten durchgeführt.

Ergebnisse: Durch die Datenbanksuche wurden 25.154 Arbeiten identifiziert. Nach der Vorselektion wurden 447 Arbeiten der Volltextanalyse zugeführt. Nach Überprüfung auf Ein- und Ausschlusskriterien wurden 141 Studien inkludiert (Tabelle 1 [Tab. 1]). Zu den einzelnen Untersuchungen wurden keine kontrollierten Studien identifiziert, sodass lediglich Kohorten-Studien, Fall-Kontroll-Studien und Fallserien inkludiert werden konnten. Vier randomisierte kontrollierte Studien untersuchten die Durchführung einer vorgegebenen oder nach Indikation ausgewählten Kombination von Untersuchungen (Test-grid) mit der Nicht-Durchführung dieser Diagnostik im Hinblick auf das peri- und postoperative Outcome. Es zeigte sich kein Unterschied zwischen Untersuchten und Nicht-Untersuchten. Aussagen zu den einzelnen Untersuchungen lassen sich aus diesen Studien nicht ableiten. Aus den nicht-interventionellen Studien ließ sich im groben Überblich das Ergebnis ableiten, dass ein Screening mittels der untersuchten Parameter ohne aus Anamnese oder körperlicher Untersuchung ableitbarer Indikation nicht notwendig ist.

Schlussfolgerung/Implikation: Bei Patienten ohne entsprechende anamnestische Hinweise, Risikofaktoren oder Erkrankungen kann sich die präoperative Diagnostik nach der derzeitigen Studienlage auf die sorgfältige Anamneseerhebung und körperliche Untersuchung beschränken.