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Forum Medizin 21, 45. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Paracelsus Medizinische Privatuniversität in Zusammenarbeit mit der Deutschen, Österreichischen und Südtiroler Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin

22.09. - 24.09.2011, Salzburg, Österreich

Erfahrungen von Hausärzten und Medizinischen Fachangestellten beim Zusammenschluss zum Schaafheimer Arzt- und Apothekenzentrum (SCHAAZ) – Eine qualitative Evaluation

Meeting Abstract

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45. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin, Forum Medizin 21. Salzburg, 22.-24.09.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11fom085

doi: 10.3205/11fom085, urn:nbn:de:0183-11fom0853

Veröffentlicht: 14. September 2011

© 2011 Ulrich et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Die drohende hausärztliche Unterversorgung bei gleichzeitig erhöhten Versorgungsbedürfnissen einer alternden Bevölkerung erfordert neue primärärztliche Versorgungskonzepte. Mit dem Zusammenschluss von sechs Hausärzten zum Schaafheimer Arzt- und Apothekenzentrum (SCHAAZ) wird seit Juli 2009 ein hausärztliches Versorgungsmodell im ländlichen Raum erprobt, das bereits einige Elemente einer Primärversorgungspraxis (PVP) enthält, wie sie vom Sachverständigenrat für die Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen im Gutachten 2009 vorgeschlagen wurde. Im Rahmen einer qualitativen Studie wurden Probleme, Erfolgsfaktoren, positive und negative Folgen des Zusammenschlusses aus Sicht der beteiligten Hausärzte und Medizinischen Fachangestellten (MFA) analysiert.

Material und Methoden: Hausärzte (n=6/6) und MFA (n=11/15) wurden mittels leitfadengestützter Interviews befragt. Die aufgezeichneten Interviews wurden transkribiert und nach der Methode des „framework approach“ auf der Basis eines theoretischen Modells zur Organisationsentwicklung in Hausarztpraxen ausgewertet.

Ergebnisse: Erweiterte Ressourcen bezüglich Räumlichkeiten und Personal ermöglichen eine strukturiertere und effizientere Organisation der Arbeitsprozesse, was durch eine „Verdichtung“ der Arbeit Freiräume für Fortbildungen und mehr Freizeit schafft. Aus Sicht der MFA wird dadurch jedoch der persönliche Austausch erschwert und die frühere familiärere Arbeitsatmosphäre verändert. Hausärzte entlastet die Möglichkeit, Verantwortung für Entscheidungen mit Kollegen teilen und durch Personalentwicklung vermehrt Aufgaben an qualifizierte MFA delegieren zu können. Eine weitere wichtige Maßnahme war die Durchführung häufigerer Teamsitzungen, in denen Vorschläge aller Teammitglieder gleichberechtigt erörtert und Konflikte offen angesprochen wurden.

Schlussfolgerung/Implikation: Der Zusammenschluss zu einem größeren Team erfordert eine stärkere Strukturierung und Formalisierung von Arbeitsprozessen. Durch eine effizientere Arbeitsorganisation wird eine Verdichtung [s.o] der Arbeit erreicht, die einerseits eine Entlastung der Beteiligten ermöglicht, andererseits weniger Raum für persönlichen Austausch lässt.