Artikel
Vergleich allgemeinmedizinischer Professionsentwicklung in Brasilien und Deutschland
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 14. September 2011 |
---|
Gliederung
Text
Hintergrund: Seit 1994 hat die brasilianische Regierung eine Primärversorgung zur Förderung der Familiengesundheit aufgebaut, die besonders die sozial benachteiligte Bevölkerung erreichen soll. Das Modell der sozialversicherungspflichtigen Gesundheitsversorgung der Renteninstitute wurde zugunsten einer einheitlichen, dezentral organisierten Primärversorgung abgelöst, so dass gewährleistet werden kann, dass alle Menschen Zugang erhalten. Es wurden Familiengesundheitsteams gebildet, die für 900 Familien in einem Stadtteil verantwortlich sein sollen. Diese Teams setzen sich zusammen aus einem Allgemeinmediziner, einer Krankenschwester, einem Zahnarzt, zwei Krankenpflegehelfern und fünf Gesundheitsarbeitern aus der Gemeinde. Mittlerweile sind 94% der städtischen und 48% der ländlichen Bevölkerung erreicht. Seit 2001 hat auch im Medizinstudium die Bedeutung der Familiengesundheit Eingang gefunden und eine entsprechende Weiterbildung in Familiengesundheit wurde etabliert.
Material und Methoden: Im Rahmen eines Forschungsaufenthaltes in Brasilien – unterstützt durch die beiden Institutionen DAAD und Capes – wird die akademische Professionsentwicklung der Allgemeinmedizin in Brasilien während des letzten Jahrzehnts mit der in Deutschland verglichen. Es wird eine Literaturanalyse vorgenommen sowie ein Forschungsaufenthalt von Juni bis Juli 2011 durchgeführt. Neben einer Kongressteilnahme, teilnehmender Beobachtung in Gesundheitszentren sind vertiefende Interviews mit Ärzten Lehrenden und Studierenden in 4 verschiedenen Regionen geplant.
Ergebnisse: Durch die Literaturanalyse zeichnet sich ab, dass sich in Brasilien im Unterschied zur deutschen Entwicklung die Professionsentwicklung zum einen stärker interprofessionell entwickelt unter stärkerer Prämisse von Gesundheitsförderung und Prävention, aufsuchender Dienste und einer stärkeren Gemeindeorientiertheit.
Schlussfolgerung/Implikation: Vor dem Hintergrund des wachsenden Hausärztemangels in ländlichen Regionen und den demographischen Wandel soll diskutiert werden, inwieweit Anregungen aus der brasilianischen Professionsentwicklung der Allgemeinmedizin für Deutschland zu ziehen sind.
Literatur
- 1.
- Capistrano Filho D. O Programa de Saúde da Família em São Paulo: Estudos Avançados. 1999;13(35):89-100.
- 2.
- Demarzo MM, Gusso GD, Anderson MI, de Almeida RC, Belaciano MI. Academic family medicine: new perspectives in Brazil. Fam Med. 2010;42(7):464-5.
- 3.
- Giovanella L, de Mendonça MH, de Almeida PF, Escorel S, Senna Mde C, Fausto MC, Delgado MM, de Andrade CL, da Cunha MS, Martins MI, Teixeira CP. Family health: limits and possibilities for an integral primary care approach to health care in Brazil. Cien Saude Colet. 2009;14(3):783-94.
- 4.
- Herrmann M, et al. Stärkung der hausärztlichen Versorgung durch ein Primärarztsystem. In: Gerlinger T, Lenhardt U, Simon M, Hrsg. Jahrbuch für Kritische Medizin und Gesundheitswissenschaften. Bd. 32. Hamburg: Argument Verlag; 2000. S. 38-57.
- 5.
- Herrmann M, Lichte T, von Unger H, Gulich M, Wächtler H, Donner-Banzhoff N, Wilm S. Faculty development in general practice in Germany – experiences, evaluations, perspectives. Med Teach. 2007;29(2-3):219-24.