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Forum Medizin 21, 45. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Paracelsus Medizinische Privatuniversität in Zusammenarbeit mit der Deutschen, Österreichischen und Südtiroler Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin

22.09. - 24.09.2011, Salzburg, Österreich

Pharmakotherapie von DMP-Teilnehmern im Vergleich zu Nicht-Teilnehmern – Ergebnisse der ELSID-Studie

Meeting Abstract

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  • corresponding author presenting/speaker Antje Miksch - Universitätsklinikum, Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Heidelberg, Deutschland
  • author Stefanie Joos - Universitätsklinikum, Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Heidelberg, Deutschland
  • author Dominik Ose - Universitätsklinikum, Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Heidelberg, Deutschland
  • author Joachim Szecsenyi - Universitätsklinikum, Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Heidelberg, Deutschland

45. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin, Forum Medizin 21. Salzburg, 22.-24.09.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11fom057

doi: 10.3205/11fom057, urn:nbn:de:0183-11fom0572

Veröffentlicht: 14. September 2011

© 2011 Miksch et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Die Effektivität und die weitere Ausgestaltung der Disease Management Programme (DMP) für Diabetes mellitus Typ 2 werden in Deutschland und international kontrovers diskutiert. Angesichts der flächendeckenden bundesweiten Implementierung der Programme im Jahr 2003 war in Deutschland eine dem Goldstandard entsprechende randomisiert-kontrollierte Studie nicht durchführbar. Das hat dazu geführt, dass bis zum heutigen Zeitpunkt mehrere Studien mit teilweise unterschiedlichen methodischen Herangehensweisen durchgeführt wurden [1], [2], [3], [4], [5].

Im Rahmen der ELSID-Studie wurden in einem mehrdimensionalen Ansatz der Versorgungsforschung unterschiedliche Elemente des DMP untersucht. Dabei wurden u.a. anhand einer Auswertung von Routine-Daten ein Vergleich zwischen DMP-Teilnehmern und Nicht-Teilnehmern hinsichtlich Pharmakotherapie und Hospitalisationsraten durchgeführt. Die Ergebnisse dieses Vergleiches sind Gegenstand der vorliegenden Analyse.

Material und Methoden: Zum Vergleich von DMP-Teilnehmern und Nicht-Teilnehmern wurden Routinedaten der AOK aus Sachsen-Anhalt und Rheinland-Pfalz herangezogen. Dafür wurden zwei Halbjahre verglichen (2. Halbjahr 2005 und 2. Halbjahr 2007). Zur Bildung einer Vergleichsgruppe wurde ein propensity score matching durchgeführt.

Ergebnisse: Die untersuchte Stichprobe beinhaltete die Daten von 11.079 Patienten, davon waren 2.300 DMP-Teilnehmer. Durch das Propensity Score Matching konnte für jeden DMP Teilnehmer ein Matching-Partner gefunden werden, so dass in der folgenden Analyse 4.600 Patienten berücksichtigt wurden (2.300 DMP-Teilnehmer und 2.300 Nicht-Teilnehmer). Die Verordnungsraten für Antihypertensiva waren 87.0% (DMP) und 83.3% (Nicht-DMP) im Baseline-Halbjahr 2005 (p<0.001) und 88.8% / 83.8% zum Zeitpunkt des Follow-up (p<0.001). Verordnungsraten für Lipidsenker waren 31.5 % / 22.4% (Baseline, p<0.001) and 35.3 % / 28.1 % (Follow-up, p<0.001). 14.3% (DMP) bzw. 14.8% (Nicht-DMP) wurden im 2. Halbjahr 2005 mindestens einmal hospitalisiert (p=0.654), im Vergleichszeitraum 2007 waren dies 18.5% (DMP) und 16.1% (Nicht-DMP) (p<0.05).

Schlussfolgerung/Implikation: Diese Analyse zeigt Unterschiede bezüglich der Pharmakotherapie zwischen DMP-Teilnehmern und Nicht-Teilnehmern, die allerdings vor dem Hintergrund des großen Studiensamples und unter Berücksichtigung möglicher Selektionseffekte vorsichtig interpretiert werden müssen.

Die DMP haben zur Verankerung einer strukturierten Versorgung im Praxisalltag beigetragen, inwiefern die Programme zu einer langfristigen und nachhaltigen Verbesserung patientenrelevanter Endpunkte geführt haben, muss auf Basis der Ergebnisse der vorliegenden, methodisch heterogenen DMP-Studien kritisch diskutiert werden.


Literatur

1.
Stock S, Drabik A, Büscher G, Graf C, Ullrich W, Gerber A, Lauterbach KW, Lüngen M. German Diabetes Management Programs improve quality of care and curb costs. Health Affairs. 2010;12:2197-205.
2.
Sönnichsen AC, Winkler H, Flamm M, Panisch S, Kowatsch P, Klima G, Fürthauer B, Weitgasser R. The effectiveness of the Austrian disease management programme for type 2 diabetes: a cluster-randomised trial. BMC Fam Pract. 2010;11:86.
3.
Linder R, Ahrens S, Köppel D, Heilmann T, Verheyen F. The benefit and efficiency of the disease management program for type 2 diabetes. Dtsch Arztebl Int. 2011;108:155–62.
4.
Schaefer I, Küver C, Gedrose B, von Leitner EC, Treszl A, Wegscheider K, van den Bussche H, Kaduszkievicz H. Selection effects may account for better outcomes of the German Disease management Program for type 2 diabetes. BMC Health Services Research. 2010;10:351.
5.
Miksch A, Laux G, Ose D, Joos S, Campbell S, Riens B, Szecsenyi J. Is there a survival benefit within a german primary care-based disease management program? Am J Manag Care. 2010;16:49-54.