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Forum Medizin 21, 45. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Paracelsus Medizinische Privatuniversität in Zusammenarbeit mit der Deutschen, Österreichischen und Südtiroler Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin

22.09. - 24.09.2011, Salzburg, Österreich

KHK Ausschluss in der Primärversorgung: Validierung des Marburger Herz-Score

Meeting Abstract

45. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin, Forum Medizin 21. Salzburg, 22.-24.09.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11fom019

doi: 10.3205/11fom019, urn:nbn:de:0183-11fom0195

Veröffentlicht: 14. September 2011

© 2011 Bösner et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Klinische Scores wie der Marburger Herz-Score (MHS) sollen Ärzte in der klinischen Entscheidungsfindung unterstützen. Bevor eine klinische Entscheidungsregel für den ärztlichen Alltag empfohlen werden kann, muss deren Aussagekraft auch für Patienten außerhalb der Ableitungsstichprobe generalisierbar sein. Ziel der Studie war es den MHS an einer neuen Stichprobe von Brustschmerzpatienten aus der Hausarztpraxis zu validieren.

Material und Methoden: In einer diagnostischen Querschnittsstudie mit verzögertem Referenzstandard schlossen 56 Prüfärzte über einen Zeitraum von drei Monaten jeden Patienten ein, der folgende Einschlusskriterien erfüllte: nicht-traumatischer Brustschmerz als primärer oder sekundärer Beratungsanlass, Beschwerdedauer < vier Wochen, Alter ≥ 35 Jahre, Einwilligung. Zum Konsultationszeitpunkt erfassten die Prüfärzte neben weiteren klinischen Variablen die Kriterien des MHS. Zusätzlich wurden Verlaufsdaten während einer sechsmonatigen Nachbeobachtungszeit erhoben. Ein unabhängiges Referenz Komitee analysierte im Anschluss alle klinischen Patientendaten und entschied über die wahrscheinlichste Diagnose zum Zeitpunkt der Konsultation. Als Parameter der diagnostischen Aussagekraft berechneten wir Sensitivität, Spezifität, positive und negative prädiktive Werte und die AUC (Fläche unter der ROC).

Ergebnisse: Die Daten von 844 Patienten wurden in der Analyse berücksichtigt. Die AUC betrug 0.84 (95% KI 0.80-0.88). Bei einem cut-off von 3 Punkten zeigte der MHS eine Sensitivität von 89.1% (95% KI: 81.1-94.0%), eine Spezifität von 63.5% (95% KI: 60.0-66.9%), einen positiv prädiktiven Wert von 23.3% (95% KI: 19.2-28.0%) und einen negativ prädiktiven Wert von 97.9% (95% KI: 96.2-98.9%).

Schlussfolgerung/Implikation: Auch in dieser zweiten Validierungsstichprobe zeigt der MHS eine gute diagnostische Aussagekraft zum Ausschluss einer KHK bei Brustschmerzpatienten in der Primärversorgung. Berücksichtigt man die Einfachheit des MHS, rechtfertigt dies eine Empfehlung zum Einsatz in der hausärztlichen Routineversorgung.