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Forum Medizin 21, 45. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Paracelsus Medizinische Privatuniversität in Zusammenarbeit mit der Deutschen, Österreichischen und Südtiroler Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin

22.09. - 24.09.2011, Salzburg, Österreich

Diagnostische Treffsicherheit der Kombination eines Klinischen Scores (Wells) mit einem D-Dimer-Test zum Ausschluss einer tiefen Bein- und Beckenvenenthrombose (TVT) in deutschen Hausarztpraxen

Meeting Abstract

45. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin, Forum Medizin 21. Salzburg, 22.-24.09.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11fom016

doi: 10.3205/11fom016, urn:nbn:de:0183-11fom0168

Veröffentlicht: 14. September 2011

© 2011 El Tabei et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Die Inzidenz von Thrombose bzw. thromboembolischer Ereignisse beträgt etwa 0,1% in der Gesamtbevölkerung pro Jahr. Die TVT ist eine potentiell lebensgefährlich Erkrankung, bei der zudem ein „Ausschluss der Erkrankung“ oft nicht zuverlässig ist. Dies führt zu vielen Überweisungen, bei denen zu 80–90% der überwiesenen Patienten dann keine TVT vorliegt. Zahlreiche Studien zur Nutzung von klinischen Beurteilungsscores oder auch zur Nutzung von D-Dimer-Tests sind bisher nur a) in Klinik/Spezialisten-Kollektiven bzw. b) in anderen Medizinkulturen mit anderen Nutzungsgewohnheiten der Praxen durch die Patienten durchgeführt worden. Fragestellung der Studie: Diagnostische Treffsicherheit des Wells-Scores kombiniert mit dem D-Dimer-Test in Hausarztpraxen.

Material und Methoden: 38 Praxen (59 Ärzte) mit 395 Patienten nahmen über jeweils 18 Monate mit allen ihren Verdachtsfällen – definiert als „Es ist auch an eine Thrombose zu denken“ – teil. Die Patienten wurden von den Ärzten mittels des oben genannten Wells-Scores einer Niedrig- bzw. Hochrisikogruppe zugeordnet. Danach war die weitere Diagnostik mittels D-Dimer-Test und Sonographie nach einem festen Schema vorgegeben. Die Hausärzte wurden zudem gebeten, ihr „spontanes Urteil zum Vorliegen einer TVT“ vor Nutzung des Scores bzw. Durchführung des D-Dimer-Tests anzugeben.

Ergebnisse: Von den 395 Verdachtsfällen erwiesen sich 59 als TVT, hinzu kommen 9 „wahrscheinliche TVT“. Demgegenüber konnte in 310 Fällen eine TVT ausgeschlossen werden. Die diagnostische Treffsicherheit bezog sich auf die Gruppe der Niedrigrisikopatienten, da die der Hochrisikogruppe ja immer weiter diagnostiziert werden. Die Ergebnisse sind in Tabelle 1 [Tab. 1] dargestellt. Die negative prädiktive Wahrscheinlichkeit beträgt 99%, die positive prädiktive Wahrscheinlichkeit 25,6%. Im Vergleich dazu zeigt die abgefragte subjektive Einschätzung der Wahrscheinlichkeit zum Vorliegen einer TVT eine 93%ige negative prädiktive Wahrscheinlichkeit und eine 34,2%ige positive prädiktive Wahrscheinlichkeit.

Schlussfolgerung/Implikation: Die Kombination von Wells-Score und D-Dimer-Test stellt eine zuverlässige Methode zum Ausschluss einer TVT auch im deutschen Hausarztbereich dar. Sie lässt unnötige Belastungen für Patient und Kassen vermeiden. Für den positiven Beleg einer TVT ist das Vorgehen nicht geeignet, aber auch nie gedacht gewesen.