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Forum Medizin 21, 45. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Paracelsus Medizinische Privatuniversität in Zusammenarbeit mit der Deutschen, Österreichischen und Südtiroler Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin

22.09. - 24.09.2011, Salzburg, Österreich

Die PRISCUS-Liste – Prävalenz von potentiell altersinadäquater Medikation in Alten- und Pflegeheimen

Meeting Abstract

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45. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin, Forum Medizin 21. Salzburg, 22.-24.09.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11fom005

doi: 10.3205/11fom005, urn:nbn:de:0183-11fom0052

Veröffentlicht: 14. September 2011

© 2011 Böhme et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW) haben eine hohe klinische wie auch ökonomische Relevanz [1], [2]. Das Risiko einer UAW steigt mit der Zahl der verordneten Medikamente, insbesondere, wenn es sich dabei um eine „Potentiell inadäquate Medikation“ (PIM) handelt. Besondere Bedeutung besitzt dieses Problem für ältere und multimorbide Alten- und Pflegeheimbewohner, bei denen gehäuft eine Polypharmakotherapie zu beobachten ist. Eigenen Untersuchungen zur Folge erhalten ca. 44% der Alten- und Pflegeheimbewohner nach Beers-Kriterien PIM [3]. Ziel dieser Arbeit ist es, eine Re-Analyse dieser Daten nach den Kriterien der seit August 2010 verfügbaren, an den deutschen Markt adaptierten PRISCUS-Liste [4] vorzunehmen.

Material und Methoden: Für diese Arbeit wurden die im Rahmen der o.a. Untersuchungen erhobenen Daten von 549 Alten- und Pflegeheimbewohnern im südbadischen Raum mittels einer speziellen Software (RpDoc®) im Hinblick auf die PRISCUS-Kriterien analysiert und deskriptiv ausgewertet.

Ergebnisse: 40,4% der Patienten des untersuchten Kollektivs erhielten mindestens ein Arzneimittel, welches für den Einsatz bei Patienten >65 Jahren als potentiell inadäquat eingestuft wird. Betrachtet man die Geschlechtsverteilung dieser Patienten, so findet sich folgendes Ergebnis: Männer 22,1%, Frauen 74,3%, Geschlecht unbekannt 3,6%. Von den 40,4% der Patienten erhielt die Mehrzahl (75,2%) genau eine PIM als Dauer- oder Bedarfsmedikation, 19,8% erhielten zwei PIM und 5% drei oder mehr PIM gleichzeitig. Die am häufigsten verordneten PIM waren Acetyldigoxin, Amitriptylin, Diazepam, Doxepin, Temazepam, Trimipramin und Haloperidol (>2mg/d). Diese sieben waren für 48,8% aller PIM-Verordnungen verantwortlich, zeigten allerdings ein unterschiedliches Verteilungsmuster in ihrem Anteil an Dauer- bzw. Bedarfsmedikation. Wirkstoffe, deren PIM-Status sich auf ein bestimmtes Freisetzungsverhalten oder die Überschreitung einer definierten Tagesmaximaldosis bezieht sind z.B. Haloperidol, Lorazepam, Nifedipin, Zopiclon. Die Verordnungen dieser Substanzen erfüllten in 52,6% das Kriterium PIM.

Schlussfolgerung/Implikation: Unter dem Gesichtspunkt einer Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit in Alten- und Pflegeheimen weist die Analyse der Verordnungsdaten nach Kriterien der PRISCUS-Liste ein deutliches Optimierungspotential aus. Unsererseits ist eine prospektive Studie geplant, die zeigen soll, dass eine Reduktion der PIM über eine wirksame Intervention auf der Ebene der Verordner geeignet ist, die Rate von UAWs zu reduzieren.


Literatur

1.
Konkaev C, Noyce PR, Ashcroft DM. Hospital admissions associated with adverse drug reactions: a systematic review of prospective observational studies. Ann Pharmacother. 2008;42:1017-25.
2.
Pirmohamed M, James S, Meakin S, Green C, Scott AK, Walley TJ, et al. Adverse drug reactions as cause of admission to hospital: prospective analysis of 18820 patients. BMJ. 2004;329(7456):15-9.
3.
Niebling W, Kossow S, Loh A, Böhme K, Beck S. PUMA- potentially inappropriate medication in the Elderly. An analysis of primary health care in Nursing home residents. Swiss Med Wkly. 2009;139(Suppl 175):61.
4.
Holt S, Schmiedl S, Thürmann PA. Potentially inappropriate medication in the elderly – PRISCUS list. Dtsch Arztebl Int. 2010;107:543-51.