gms | German Medical Science

Forum Medizin 21, 45. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Paracelsus Medizinische Privatuniversität in Zusammenarbeit mit der Deutschen, Österreichischen und Südtiroler Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin

22.09. - 24.09.2011, Salzburg, Österreich

Wie häufig werden nicht-indizierte Protonenpumpeninhibitoren nach Krankenhausentlassung von Hausärzten weiterverordnet?

Meeting Abstract

45. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin, Forum Medizin 21. Salzburg, 22.-24.09.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11fom003

doi: 10.3205/11fom003, urn:nbn:de:0183-11fom0039

Veröffentlicht: 14. September 2011

© 2011 Ahrens et al.
Dieser Artikel ist ein Open Access-Artikel und steht unter den Creative Commons Lizenzbedingungen (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.de). Er darf vervielfältigt, verbreitet und öffentlich zugänglich gemacht werden, vorausgesetzt dass Autor und Quelle genannt werden.


Gliederung

Text

Hintergrund: Der Umfang von Protonenpumpeninhibitor-(PPI-)Verschreibungen hat in den letzten Jahren erheblich zugenommen, was nicht durch einen entsprechenden Anstieg säurebedingter Erkrankungen erklärbar ist. Aus anderen Ländern wurde von nicht leitliniengerechtem Einsatz von PPI in Kliniken und im ambulanten Sektor berichtet. Ziel dieser Studie war es, den Umfang von nicht-indizierten PPI-Empfehlungen in Krankenhausentlassungsbriefen und deren Einfluss auf die hausärztliche PPI-Verordnung zu untersuchen.

Material und Methoden: In einer Querschnittsstudie in 35 Hausarztpraxen in Mecklenburg-Vorpommern analysierten wir die Krankenhausentlassungsbriefe aller AOK-Patienten, die zwischen dem 1.7.2006 und dem 30.6.2007 entlassen wurden und deren Entlassungsmedikation einen PPI umfasste. Die PPI-Empfehlung des Krankenhauses wurde nach vorliegender Evidenz als „indiziert“, „nicht-indiziert“ oder „unsicher indiziert“ klassifiziert. Zur Überprüfung der Vormedikation und Weiterverordnung wurde die hausärztliche Dokumentation ein halbes Jahr vor und nach Entlassung untersucht. Der Einfluss verschiedener Faktoren auf die hausärztliche Weiterverordnung wurde uni- und multivariat als Odds Ratio (OR) berechnet.

Ergebnisse: Von den teilnehmenden 35 Praxen hatten 506 Patienten eine PPI-Empfehlung im Krankenhausentlassungsbrief. Für gut die Hälfte dieser Empfehlungen fehlte eine klare Indikation. Zwei Drittel dieser nicht-indizierten PPI-Therapien wurden im Krankenhaus begonnen. Bei 57% der Patienten wurden diese Therapien länger als einen Monat und bei 24% länger als sechs Monate fortgeführt. Folgende Faktoren waren mit einer Weiterverordnung assoziiert: (PPI-Medikation vor Krankenhausaufnahme (OR 3,0 CI 1,7-5,2), low-dose-ASS (OR 1,9 CI 1,1-3,3), Alter über 70 Jahre und Entlassung aus einem Krankenhaus der Grundversorgung. Auf der anderen Seite wurden 33% der indizierten PPI nach Entlassung vom Hausarzt nicht weitergeführt. Insbesondere bezüglich der Ulkusprophylaxe bei Aspirin- und NSAR-Risikopatienten wurden sowohl hohe Raten an Über- und Unterverordnung beobachtet.

Schlussfolgerung/Implikation: Nicht-indizierte PPI-Empfehlungen in Krankenhausentlassungsbriefen sind häufig und haben einen großen Einfluss auf das hausärztliche Verschreibungsverhalten. Krankenhäuser sollten Ihre Empfehlungspraxis überprüfen und die Indikationen für eine PPI-Therapie im Entlassungsbrief klar dokumentieren. Hausärzte sollten PPI-Empfehlungen in Krankenhausentlassungsbriefen sorgfältig auf Ihre Notwendigkeit prüfen, um Über- und Unterverordnungen von PPI zu vermeiden.