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26. Fortbildungswoche für praktische Dermatologie und Venerologie (FOBI 2018)

24. - 28.07.2018, München

Nekrotisierendes Exanthem, Schleimhautveränderungen und atypische Pneumonie bei einem indonesischen Pfarrer

Meeting Abstract

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  • S. Herz - Universitätsklinikum Essen, Klinik für Dermatologie und Venerologie, Essen, Deutschland
  • W. Sondermann - Universitätsklinikum Essen, Klinik für Dermatologie und Venerologie, Essen, Deutschland
  • S. Esser - Universitätsklinikum Essen, Klinik für Dermatologie und Venerologie, Essen, Deutschland
  • A. Körber - Universitätsklinikum Essen, Klinik für Dermatologie und Venerologie, Essen, Deutschland

26. Fortbildungswoche für praktische Dermatologie und Venerologie. München, 24.-28.07.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. DocP62

doi: 10.3205/18fobi060, urn:nbn:de:0183-18fobi0609

Veröffentlicht: 16. Juli 2018

© 2018 Herz et al.
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Gliederung

Text

Anamnese: Ein 43-jähriger indonesischer Pfarrer wurde mit rasch neu aufgetretenen, nekrotischen, schwärzlich-bräunlichen Hautveränderungen am gesamten Integument konsilarisch in unserer Ambulanz vorgestellt.

Aufgrund einer akut aufgetretenen atypischen Pneumonie befand er sich stationär in der infektiologischen Abteilung unserer Klinik.

Anamnestisch hätten zunächst erythematöse Papeln bestanden, die im Verlauf von wenigen Tagen bei deutlicher Größenprogredienz exulzeriert seien.

Zudem habe er auch neue livide Makulae teils mit nodulären Anteilen und zentraler Ulzeration am harten Gaumen bemerkt.

Befunde: v Biopsie enoral

Histologie: Proliferation von teils spindelzelligen Endothelien mit schlitzartigen Gefäßen. Dazwischen Siderophagen.

Immunhistochemie:

HHV8 Zeigt einzelne Kerne schwach positiv markiert.

Anti-HIV-1/-2 inkl. p24 Ag: positiv

T. pallidum AK Sceening: positiv

Therapie und Verlauf: In Zusammenschau der Befunde stellten wir die Diagnosen einer Lues maligna im Stadium 2 einer Syphilis sowie eines Kaposi-Sarkoms bei Erstdiagnose einer HIV-Infektion im Stadium AIDS. Zudem wurde bei dem Patienten noch eine Pneumocystis jirovecii Pneumonie diagnostiziert. Sowohl Pneumocystis jirovecii Pneumonie als auch Kaposi-Sarkom sind AIDS-definierende Erkrankungen.

Nach dem serologischen Nachweis der Syphilis und der HIV-Infektion empfahlen wir eine intravenöse antibiotische Therapie mit Penicillin G (3x10 Mega IE) für insgesamt 21 Tage. Zudem erfolgte die tägliche Applikation von Polihexanid Gel an den ulzerierten Arealen.

Parallel wurde eine antiretrovirale Therapie (ART) mit Truvada®, Prezista® und Norvir® eingeleitet. Hierunter konnten weitere Exulzerationen der bestehenden Papeln verhindert und eine beginnende Abheilung der Ulzerationen beobachtet werden. Unter der neu eingeleiteten ART zeigte sich nach drei Monaten ein Abfall der HIV-1-RNA im Plasma und eine deutliche Befundregredienz des Kaposi-Sarkoms enoral. Aktuell ist der Befund unter konsequenter Therapie seit über 18 Monaten stabil.

Fazit: Koinfektionen von HIV und anderen sexuell übertragbaren Erkrankungen treten gehäuft auf. Bei ulzerierenden Hautveränderungen, insbesondere bei HIV-positiven Patienten, sollte eine Lues maligna in Betracht gezogen werden. Ein einheitliches Therapieregime der Lues maligna bei HIV-Koinfizierten existiert nicht. Die beschriebene Therapie mit hochdosierten i.v. Penicillin-Gaben über 21 Tage zeigt ein gutes Ansprechen. Eine serologische Nachbeobachtung sollte über 24 Monate erfolgen.