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26. Jahrestagung des Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e. V.

Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V. (EbM-Netzwerk)

26. - 28.03.2025, Freiburg

Einstellungen, Barrieren und Förderfaktoren zu einer strukturierten Pflegepraxis-Forschung-Kooperation (PraFoKo) aus Sicht relevanter Stakeholder:innen: Qualitative Teilstudie einer Multi-Method-Studie

Meeting Abstract

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  • author Nicole Stöbich - Universität/Universitätsklinikum Heidelberg, Pflege- und Therapiewissenschaft, Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Medizinische Fakultät Heidelberg, Heidelberg, Deutschland
  • author Natascha-Elisabeth Denninger - Universität/Universitätsklinikum Heidelberg, Pflege- und Therapiewissenschaft, Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Medizinische Fakultät Heidelberg, Heidelberg, Deutschland
  • Martin Müller - Universität/Universitätsklinikum Heidelberg, Pflege- und Therapiewissenschaft, Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Medizinische Fakultät Heidelberg, Heidelberg, Deutschland

Die EbM der Zukunft – packen wir’s an!. 26. Jahrestagung des Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Freiburg, 26.-28.03.2025. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2025. Doc25ebmPS-03-01

doi: 10.3205/25ebm061, urn:nbn:de:0183-25ebm0618

Veröffentlicht: 27. März 2025

© 2025 Stöbich et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund/Fragestellung: Evidenzbasierte Praxis ist essenziell für eine hochwertige Pflegeversorgung im Akutkrankenhaus. In Deutschland fehlt jedoch die direkte Anbindung der Pflegewissenschaft an die Praxis, was die Wissenszirkulation erschwert. Modelle, wie z. B. das niederländische Living Lab [1], ermöglichen nachhaltige Kooperationen zwischen Praxis, Wissenschaft und relevanten Stakeholder:innen. Mittels einer Multi-Method-Studie mit Literaturanalyse (A), Interviews und Fokusgruppen (B) wird ein Prototyp einer „Pflegepraxis-Forschung-Kooperation“ (PraFoKo) als komplexe Intervention [2] für ein Universitätsklinikum in Deutschland entwickelt. Ziel der hier vorgestellten Teilstudie (B) ist es, die Einstellungen, Barrieren und Förderfaktoren von Stakeholder:innen der stationären Akutversorgung zu einer strukturierten Pflegepraxis-Forschung-Kooperation zu untersuchen.

Methoden: Es wurde ein qualitatives, exploratives Querschnittsdesign mit semi-strukturierten Leitfäden, u. a. basierend auf dem Forschungsprozess und der Wissenszirkulation, gewählt. Die Datenerhebung umfasste Fokusgruppen und Einzelinterviews mit Stakeholder:innen eines Universitätsklinikums. Die Transkription erfolgte inhaltlich-semantisch und wurde durch zwei Forscherinnen mittels der inhaltlich strukturierenden Inhaltsanalyse [3] ausgewertet.

Ergebnisse: Insgesamt wurden elf Interviews (544 Min.) und drei Fokusgruppen (234 Min.) mit 14 Gesundheitsfachpersonen und Mitgliedern eines Patient:innenrats durchgeführt. Eine gelungene PraFoKo erfordert regelmäßige Treffen zwischen Praxis und Forschung, die Präsenz von Forschenden in der Praxis und klare Ansprechpartner:innen aus der Forschung. Transparenz und gegenseitiger Respekt wurden als wesentliche Grundlagen für eine erfolgreiche Zusammenarbeit hervorgehoben. Wichtige Faktoren, die die Forschung und die Wissenszirkulation unterstützen, sind die Partizipation aller Beteiligenden, ein regelmäßiger Austausch und die Unterstützung durch Vorgesetzte. Gleichzeitig wurden Wissens- und Kompetenzdefizite, fehlende Strategien und Konzepte, unzureichende Arbeitsinfrastruktur sowie Vorbehalte gegenüber der akademisierten Pflege als hinderlich identifiziert. Zudem erschweren eingeschränkte Ressourcen, wie Zeit und Personal, die Umsetzung einer effektiven PraFoKo.

Schlussfolgerung: Die gewonnenen Erkenntnisse der Teilstudie (B) bilden gemeinsam mit der Literaturanalyse (A) die Grundlage für die Entwicklung des PraFoKo-Prototyps und der Programmtheorie zur nachhaltigen Wissenszirkulation in der Pflegeversorgung.

Interessenkonflikte: Es bestehen keine Interessenskonflikte. Die Finanzierung der Studie erfolgt aus Eigenmitteln.


Literatur

1.
Verbeek H, Zwakhalen SMG, Schols JMGA, Kempen GIJM, Hamers JPH. The Living Lab In Ageing and Long-Term Care: A Sustainable Model for Translational Research Improving Quality of Life, Quality of Care and Quality of Work. J Nutr Health Aging. 2020;24(1):43-47. DOI: 10.1007/s12603-019-1288-5 Externer Link
2.
Skivington K, Matthews L, Simpson SA, Craig P, Baird J, Blazeby JM, Boyd KA, Craig N, French DP, McIntosh E, Petticrew M, Rycroft-Malone J, White M, Moore L. A new framework for developing and evaluating complex interventions: update of Medical Research Council guidance. BMJ. 2021 Sep 30;374:n2061. DOI: 10.1136/bmj.n2061 Externer Link
3.
Kuckartz U, Rädiker S. Qualitative content analysis: Methods, practice and software. 2nd ed. SAGE; 2023.