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26. Jahrestagung des Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e. V.

Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V. (EbM-Netzwerk)

26. - 28.03.2025, Freiburg

Versorgung von onkologisch erkrankten Menschen mit migrationsbedingten Sprachbarrieren aus multiprofessioneller Perspektive – eine qualitative Studie

Meeting Abstract

  • author Annika Dangendorf - Uniklinik Köln, Patienten-Informations-Zentrum, Deutschland
  • author Johannes Bösche - Uniklinik Köln, Zentrale Onkologische Fachpflege, Deutschland
  • author Carolin Höckelmann - Universität zu Köln, Medizinische Fakultät und Uniklinik Köln, Institut für Pflegewissenschaft, Deutschland
  • author Richard Dano - Universität zu Köln, Medizinische Fakultät und Uniklinik Köln, Institut für Pflegewissenschaft, Deutschland
  • author Barbara Strohbücker - Uniklinik Köln, Abteilung Pflegepraxis-Entwicklung, Deutschland
  • author Sascha Köpke - Universität zu Köln, Medizinische Fakultät und Uniklinik Köln, Institut für Pflegewissenschaft, Deutschland
  • author Stefanie Federhen - Uniklinik Köln, Patienten-Informations-Zentrum, Deutschland

Die EbM der Zukunft – packen wir’s an!. 26. Jahrestagung des Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Freiburg, 26.-28.03.2025. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2025. Doc25ebmPS-02-05

doi: 10.3205/25ebm056, urn:nbn:de:0183-25ebm0566

Veröffentlicht: 27. März 2025

© 2025 Dangendorf et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund/Fragestellung: Migrationsbedingte Sprachbarrieren stellen in der onkologischen Versorgung eine Herausforderung dar [1]. Strukturierte, bedarfsorientierte Versorgungskonzepte für Patient:innen mit Krebs und migrationsbedingten Sprachbarrieren fehlen. Die von der Stiftung Deutsche Krebshilfe geförderte Mixed-Methods-Studie „IntVeM“ entwickelt hierzu ein bedarfs- und praxisorientiertes, interdisziplinäres Versorgungsmodell. Zu diesem Zweck wurden in einer Vorbereitungsphase u.a. interdisziplinäre Fokusgruppen mit Versorgenden durchgeführt. Ziel war, hemmende und fördernde Faktoren, die aktuelle Versorgungssituation sowie Bedarfe von Patient:innen mit Krebs und migrationsbedingten Sprachbarrieren aus der Perspektive der Versorgenden der Uniklinik Köln zu beschreiben.

Methoden: Fokusgruppen (n=3) mit 22 Teilnehmenden aus den Berufsgruppen Pflege, ärztlicher Dienst, Physiotherapie, Psychoonkologie, Case-Management und Sozialarbeit. Qualitative Datenanalyse und anschließende Ableitung von Maßnahmen für die Versorgungsplanung erfolgten konsistent theoriegeleitet anhand des Recovery-Ansatzes [2] und der systemischen Organisationstheorie [3].

Ergebnisse: Die Versorgenden betonen die Relevanz patient:innengerechter Informationen und die Herausforderungen durch Laien-Sprachmittlung, z. B. durch Angehörige. Um eine partizipative Entscheidungsfindung sowie die Vermittlung von Fertigkeiten und Strategien zur Krankheitsbewältigung zu ermöglichen, ist eine professionelle Sprachmittlung unverzichtbar. Wichtig bei der Entwicklung und Implementierung von Maßnahmen ist die Berücksichtigung finanzieller Ressourcen, des Datenschutzes sowie von Leitlinien und digitalen Systemen, die Einfluss auf die Versorgung von Patient:innen mit migrationsbedingten Sprachbarrieren haben. Die Einbindung maßgeblicher Stakeholder, etablierte Rollenmodelle, eindeutige Zuständigkeiten und eine Hinwendung zu einer Organisationskultur des kultursensitiven Umgangs mit migrationsbedingten Sprachbarrieren bilden hierfür die Grundlage.

Schlussfolgerung: Die Erkenntnisse bilden die Basis einer empirisch adjustierten Modellbildung für die anschlussfähige Implementierung eines strukturierten Versorgungskonzepts. Dessen Schlüsselelement ist die Vernetzung von interdisziplinären Akteuren, wie Pflegeexpert:innen, klinischem Personal, Forschenden, Stakeholdern sowie Patient:innen und deren Angehörigen zur Optimierung der Versorgung der Zielgruppe.

Interessenkonflikte: keine


Literatur

1.
Aksakal T, et al. Welche Faktoren fördern und behindern die Umsetzung migrationssensibler Versorgung? Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin. 2020;30(04):222-229.
2.
Knuf A. Empowerment und Recovery. 5. Aufl. Köln: Psychiatrie Verlag; 2016.
3.
Simon FB. Einführung in die systemische Organisationstheorie. 2. Aufl. Heidelberg: Carl-Auer Verlag; 2009.