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Digitale Residenz-Praxis – Entwicklung und Pilotierung eines Zukunftsmodells der pflegegeleiteten telemedizinischen Versorgung im ländlichen Raum
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Veröffentlicht: | 27. März 2025 |
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Hintergrund/Fragestellung: Ältere Pflegebedürftige in Langzeitflegeeinrichtungen haben einen großen Bedarf an haus- und fachärztlichem Kontakt, welcher jedoch besonders im ländlichen Bereich nicht gedeckt werden kann [1]. Aus dieser Unterversorgung resultieren Krankenhauseinweisungen, die durch telemedizinische Versorgungsmodelle signifikant verringert werden können [2]. Zusätzlich kann zur Sicherstellung der Primärversorgung der Einsatz von Pflegefachpersonen mit der Befähigung zur selbstständigen Ausübung heilkundlicher Tätigkeiten zu verringerten Mortalitätsraten sowie erhöhter Patientenzufriedenheit und Lebensqualität führen [3]. Die Machbarkeitsstudie untersucht, wie ein pflegegeleitetes interprofessionelles Versorgungsmodell für Langzeitpflegeeinrichtungen aufgebaut sein muss, um Bewohner:innen mit fachärztlichen telemedizinischen Dienstleistungen sowie substituierten ärztlichen Tätigkeiten nach § 64d SGB V (z. B. Verordnen bei chronischen Wunden oder Insulin bei Diabetes mellitus Typ II) zu versorgen.
Methoden: Unter Berücksichtigung von Kontextfaktoren (z. B. den rechtlichen Rahmenbedingungen und der aktuellen Telematik-Infrastruktur) erfolgt die iterative nutzerzentrierte Entwicklung von Strukturen und telemedizinisch-telepflegerischen klinischen Prozessen einer komplexen Intervention, welche in zwei Langzeitpflegeeinrichtungen im ländlichen Raum pilotiert wird. Im Mixed-Methods-Design werden iterativ technische und prozessuale Anforderungen der Nutzergruppen erhoben und in einem Living-Lab-Ansatz umgesetzt. Über sechs Monate werden chronisch erkrankte Bewohner:innen im Rahmen des interprofessionellen Versorgungskonzeptes behandelt. Die Zielgrößen der Evaluation sind die Nutzerakzeptanz, Barrieren, Förderfaktoren und notwendige Implementationsmaßnahmen, des Weiteren Facharztkontakte und klinische Verläufe der Proband:innen, sowie die interprofessionelle Zusammenarbeit, Prozesse und Wirkfaktoren. Die Daten werden mittels Fokusgruppen, Workshops, Interviews, Prozessdaten, Fragebögen und klinischen Parametern erhoben und deskriptiv dargestellt.
Ergebnisse: Eine erste Bedarfsanalyse leitete die Entwicklung der telemedizinisch-diagnostischen und Strukturmerkmale der pflegegeleiteten Praxen ein. Im Living Lab werden aktuell interprofessionelle telemedizinisch-telepflegerische Versorgungsszenarios und pflegerische Rollenmodelle entwickelt.
Schlussfolgerung: Das Projekt schafft exemplarische Versorgungsstrukturen und definiert notwendige Faktoren zur Übertragung des Versorgungsmodells in andere Regionen und Institutionen.
Interessenkonflikte: Im weiteren Studienteam bestehen keine Interessenkonflikte. Das Projekt wird durch Mittel des Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziert.
Literatur
- 1.
- Balzer K, Butz S, Bentzel J, Boulkhemair D, Lühmann D. Beschreibung und Bewertung der fachärztlichen Versorgung von Pflegeheimbewohnern in Deutschland. Köln: Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation und Information; 2013. (Schriftenreihe Health Technology Assessment (HTA) In der Bundesrepublik Deutschland; 125). DOI: 10.3205/hta000108L
- 2.
- Gayot C, Laubarie-Mouret C, Zarca K, Mimouni M, Cardinaud N, Luce S, et al. Effectiveness and cost-effectiveness of a telemedicine programme for preventing unplanned hospitalisations of older adults living in nursing homes: the GERONTACCESS cluster randomized clinical trial. BMC Geriatr. 2022; 22(1):991.
- 3.
- Laurant M, van der Biezen M, Wijers N, Watananirun K, Kontopantelis E, van Vught AJ. Nurses as substitutes for doctors in primary care. Cochrane Database Syst Rev. 2018;7(7):CD001271.