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26. Jahrestagung des Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e. V.

Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V. (EbM-Netzwerk)

26. - 28.03.2025, Freiburg

Digitale Residenz-Praxis – Entwicklung und Pilotierung eines Zukunftsmodells der pflegegeleiteten telemedizinischen Versorgung im ländlichen Raum

Meeting Abstract

  • author Uta Kirchner-Heklau - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Medizinische Fakultät, Department für Innere Medizin, AG Versorgungsforschung | Pflege im Krankenhaus, Deutschland
  • author Madeleine Ritter-Herschbach - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Medizinische Fakultät, Department für Innere Medizin, AG Versorgungsforschung | Pflege im Krankenhaus, Deutschland
  • author Anne Lehmann - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Medizinische Fakultät, Department für Innere Medizin, AG Versorgungsforschung | Pflege im Krankenhaus, Deutschland
  • author Patrick Jahn - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Medizinische Fakultät, Department für Innere Medizin, AG Versorgungsforschung | Pflege im Krankenhaus, Deutschland

Die EbM der Zukunft – packen wir’s an!. 26. Jahrestagung des Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Freiburg, 26.-28.03.2025. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2025. Doc25ebmPS-01-01

doi: 10.3205/25ebm045, urn:nbn:de:0183-25ebm0456

Veröffentlicht: 27. März 2025

© 2025 Kirchner-Heklau et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund/Fragestellung: Ältere Pflegebedürftige in Langzeitflegeeinrichtungen haben einen großen Bedarf an haus- und fachärztlichem Kontakt, welcher jedoch besonders im ländlichen Bereich nicht gedeckt werden kann [1]. Aus dieser Unterversorgung resultieren Krankenhauseinweisungen, die durch telemedizinische Versorgungsmodelle signifikant verringert werden können [2]. Zusätzlich kann zur Sicherstellung der Primärversorgung der Einsatz von Pflegefachpersonen mit der Befähigung zur selbstständigen Ausübung heilkundlicher Tätigkeiten zu verringerten Mortalitätsraten sowie erhöhter Patientenzufriedenheit und Lebensqualität führen [3]. Die Machbarkeitsstudie untersucht, wie ein pflegegeleitetes interprofessionelles Versorgungsmodell für Langzeitpflegeeinrichtungen aufgebaut sein muss, um Bewohner:innen mit fachärztlichen telemedizinischen Dienstleistungen sowie substituierten ärztlichen Tätigkeiten nach § 64d SGB V (z. B. Verordnen bei chronischen Wunden oder Insulin bei Diabetes mellitus Typ II) zu versorgen.

Methoden: Unter Berücksichtigung von Kontextfaktoren (z. B. den rechtlichen Rahmenbedingungen und der aktuellen Telematik-Infrastruktur) erfolgt die iterative nutzerzentrierte Entwicklung von Strukturen und telemedizinisch-telepflegerischen klinischen Prozessen einer komplexen Intervention, welche in zwei Langzeitpflegeeinrichtungen im ländlichen Raum pilotiert wird. Im Mixed-Methods-Design werden iterativ technische und prozessuale Anforderungen der Nutzergruppen erhoben und in einem Living-Lab-Ansatz umgesetzt. Über sechs Monate werden chronisch erkrankte Bewohner:innen im Rahmen des interprofessionellen Versorgungskonzeptes behandelt. Die Zielgrößen der Evaluation sind die Nutzerakzeptanz, Barrieren, Förderfaktoren und notwendige Implementationsmaßnahmen, des Weiteren Facharztkontakte und klinische Verläufe der Proband:innen, sowie die interprofessionelle Zusammenarbeit, Prozesse und Wirkfaktoren. Die Daten werden mittels Fokusgruppen, Workshops, Interviews, Prozessdaten, Fragebögen und klinischen Parametern erhoben und deskriptiv dargestellt.

Ergebnisse: Eine erste Bedarfsanalyse leitete die Entwicklung der telemedizinisch-diagnostischen und Strukturmerkmale der pflegegeleiteten Praxen ein. Im Living Lab werden aktuell interprofessionelle telemedizinisch-telepflegerische Versorgungsszenarios und pflegerische Rollenmodelle entwickelt.

Schlussfolgerung: Das Projekt schafft exemplarische Versorgungsstrukturen und definiert notwendige Faktoren zur Übertragung des Versorgungsmodells in andere Regionen und Institutionen.

Interessenkonflikte: Im weiteren Studienteam bestehen keine Interessenkonflikte. Das Projekt wird durch Mittel des Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziert.


Literatur

1.
Balzer K, Butz S, Bentzel J, Boulkhemair D, Lühmann D. Beschreibung und Bewertung der fachärztlichen Versorgung von Pflegeheimbewohnern in Deutschland. Köln: Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation und Information; 2013. (Schriftenreihe Health Technology Assessment (HTA) In der Bundesrepublik Deutschland; 125). DOI: 10.3205/hta000108L Externer Link
2.
Gayot C, Laubarie-Mouret C, Zarca K, Mimouni M, Cardinaud N, Luce S, et al. Effectiveness and cost-effectiveness of a telemedicine programme for preventing unplanned hospitalisations of older adults living in nursing homes: the GERONTACCESS cluster randomized clinical trial. BMC Geriatr. 2022; 22(1):991.
3.
Laurant M, van der Biezen M, Wijers N, Watananirun K, Kontopantelis E, van Vught AJ. Nurses as substitutes for doctors in primary care. Cochrane Database Syst Rev. 2018;7(7):CD001271.