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26. Jahrestagung des Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e. V.

Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V. (EbM-Netzwerk)

26. - 28.03.2025, Freiburg

Evidenzbasierte Praxis im Rettungsdienst in Deutschland – erste Ergebnisse zu Ausprägung und Einflussfaktoren, basierend auf den Daten eines Online-Surveys

Meeting Abstract

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  • author Thomas Hofmann - HSD-Hochschule Döpfer, Fachbereich Gesundheit und Soziales, Deutschland
  • author Lena Himmelreich - HSD-Hochschule Döpfer, Fachbereich Gesundheit und Soziales, Deutschland
  • author Tobias Braun - HSD-Hochschule Döpfer, Fachbereich Gesundheit und Soziales, Deutschland

Die EbM der Zukunft – packen wir’s an!. 26. Jahrestagung des Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Freiburg, 26.-28.03.2025. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2025. Doc25ebmV-05-04

doi: 10.3205/25ebm026, urn:nbn:de:0183-25ebm0269

Veröffentlicht: 27. März 2025

© 2025 Hofmann et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund/Fragestellung: Aktuelle Reformbestrebungen des Rettungsdienstes beinhalten die Teilakademisierung von Notfallsanitäter:innen (NotSan) und eine damit einhergehende „fachbezogene Heilkundebefugnis“ [1], [2]. Diese Heilkundebefugnis stellt hohe Anforderungen an die zukünftige Tätigkeit der akademisierten NotSan, da diese dann eigenständig komplexe Versorgungsentscheidungen treffen. Um solche Entscheidungen treffen zu können, ist das Verständnis für die evidenzbasierte Praxis (EBP) essenziell. Das Ziel dieser Studie ist es, die Ausprägung der EBP von NotSan zu beschreiben und erste Hinweise auf mögliche Einflussfaktoren zu erhalten.

Methoden: Die vorliegenden Ergebnisse basieren auf einem deutschlandweiten Online-Surveys, der vom 20.04.2024 bis zum 19.08.2024 erhoben wurde. Der Survey beinhaltete neben soziodemografischen Fragen auch den validierten Evidence-based Practice Confidence (EPIC) Fragebogen [3]. Der EPIC erfasst die Selbstwirksamkeit evidenzbasiert arbeiten zu können. Die Studie wurde im DRKS registriert (ID: DRKS00033964) und eine Stichprobengröße von mindestens 383 Teilnehmenden wurde angestrebt. Die Rekrutierung der in Deutschland tätigen NotSan erfolgte im Schneeballsystem, unter anderem über Fachgesellschaften und soziale Medien. Die Analyse basiert auf den Daten der Teilnehmenden, die den EPIC-Fragebogen vollständig ausgefüllt haben.

Ergebnisse: Die 592 NotSan waren im Durchschnitt 34,9 Jahre alt (Range: 20–64 Jahre), die durchschnittliche Berufserfahrung betrug 11,4 Jahre (Range: 0–45 Jahre) und 78,7% (466/592) gaben ein männliches Geschlecht an. Die Selbstwirksamkeit bei der Durchführung der EBP-Schritte (EPIC-Skala, 0 bis 100 Prozent) betrug durchschnittlich 63,2±16,5 Punkte. Eine höhere EBP-Selbstwirksamkeit zeigte sich bei NotSan mit einem Studienabschluss im Vergleich zu Teilnehmenden ohne Studienabschluss (71,8 versus 60,8 Prozent; Mittelwertdifferenz 11,0 Prozent; p<0,01) sowie bei Teilnehmenden, die am Arbeitsplatz Zugriff auf wissenschaftliche Literatur haben im Vergleich zu Personen ohne Zugang (65,6 versus 60,3 Punkte; Mittelwertdifferenz 5,3; p<0,01).

Schlussfolgerung: Die Ergebnisse weisen auf eine moderate Ausprägung der selbstberichteten EBP-Selbstwirksamkeit von NotSan in Deutschland hin. Akademisierte NotSan scheinen über eine höhere EBP-Selbstwirksamkeit zu verfügen als NotSan ohne Studienabschluss. Dieser sowie weitere mögliche Zusammenhänge zwischen der EBP-Selbstwirksamkeit und deren Einflussfaktoren sollen mit multivariablen Regressionsmodellen weiter analysiert werden.

Interessenkonflikte: LH und TB geben an, keine Interessenskonflikte zu haben. TH ist erster Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Rettungswissenschaften e. V.

Finanzierung: Die HSD Hochschule Döpfer unterstützte das Forschungsvorhaben durch die Finanzierung von Werbung in den Sozialen Medien zur Rekrutierung von Studienteilnehmenden.


Literatur

1.
Gruhl M. Neujustierung der Kompetenzen und der Zusammenarbeit der rettungsdienstlichen Berufe: Ergebnisse eines Panels von Expertinnen und Experten. Bertelsmann-Stiftung; 2024. DOI: 10.11586/2024150 Externer Link
2.
Regierungskommission für eine moderne und bedarfsgerechte Krankenhausversorgung. Neunte Stellungnahme und Empfehlung der Regierungskommission für eine moderne und ­bedarfsgerechte Krankenhausversorgung Reform der Notfall- und Akutversorgung: Rettungsdienst und Finanzierung. 2023.
3.
Schomberg M, Greisberger A, Salbach NM, Diermayr G. EPIC-Skala – Übersetzung und interkulturelle Adaptation für die Schweiz, Österreich und Deutschland. Z Evid Fortbild Qual Gesundhwes. 2019;149:57-65. DOI: 10.1016/j.zefq.2019.11.005 Externer Link