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26. Jahrestagung des Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e. V.

Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V. (EbM-Netzwerk)

26. - 28.03.2025, Freiburg

Von Pflegepersonal erlebte und ausgeübte Gewalt in drei Pflegesettings: Prävalenz und Einflussfaktoren

Meeting Abstract

  • author Anja Bergmann - Universität zu Köln, Institut für Pflegewissenschaft, Köln, Deutschland
  • author Wiebke Müller - Universität zu Köln, Institut für Medizinische Statistik und Bioinformatik, Köln, Deutschland
  • author Natalie Nguyen - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft, Deutschland
  • author Anna Dammermann - Universität zu Lübeck, Sektion für Forschung und Lehre in der Pflege, Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie, Lübeck, Deutschland
  • author Marco Sander - Universität zu Köln, Institut für Pflegewissenschaft, Köln, Deutschland
  • author Katrin Balzer - Universität zu Lübeck, Sektion für Forschung und Lehre in der Pflege, Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie, Lübeck, Deutschland
  • author Gabriele Meyer - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft, Deutschland
  • author Sascha Köpke - Universität zu Köln, Institut für Pflegewissenschaft, Köln, Deutschland

Die EbM der Zukunft – packen wir’s an!. 26. Jahrestagung des Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Freiburg, 26.-28.03.2025. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2025. Doc25ebmV-01-02

doi: 10.3205/25ebm002, urn:nbn:de:0183-25ebm0022

Veröffentlicht: 27. März 2025

© 2025 Bergmann et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund/Fragestellung: Gewalt in Einrichtungen des Gesundheitswesens erfährt derzeit einige mediale Aufmerksamkeit. Hohe Prävalenzen von Gewalt gegen Pflegende und deren Folgen wurden für verschiedene Settings in Deutschland beschrieben [1]. Zu von Pflegenden ausgeübter Gewalt gibt es für Deutschland bisher keine Setting-übergreifenden Zahlen. Internationale Befunde legen eine hohe Prävalenz nahe [2].

Ziel der vorliegenden Analyse ist die Setting-übergreifende Bestimmung der Prävalenz der von Pflegenden erlebten und ausgeübten Gewalt sowie deren Einflussfaktoren.

Methoden: Querschnittserhebung im Rahmen des PEKo-Projektes (http://www.peko-gegen-gewalt.de) in 12 Krankenhäusern, 31 stationären und sieben ambulanten Langzeitpflegeeinrichtungen mit dem „PEKo-Assess“-Fragebogen. Die Prävalenzen wurden deskriptiv erfasst und Unterschiede mit einem Chi2-Test analysiert. Im Rahmen einer logistischen Regression wird der Einfluss von Setting, Alter, Geschlecht, Qualifikation, Berufserfahrung, Handlungssicherheit, Fortbildung und Belastungsempfinden auf das Erleben und Ausüben von Gewalt analysiert.

Ergebnisse: Die Daten von 781 Pflegenden aus dem Krankenhaus (n=371), der stationären (n=358) und ambulanten (n=52) Langzeitpflege wurden ausgewertet; 78% sind weiblich, 34% jünger als 34 Jahre, 74% sind Pflegefachpersonen und 16% haben im letzten Jahr eine Schulung zum Thema „Gewalt“ besucht. Etwa 94% haben in den letzten 12 Monaten mindestens eine Form von Gewalt erlebt und 72% geben an, mindestens eine Form von Gewalt selbst ausgeübt zu haben. Erste vergleichende Analysen zeigen, dass sich die Häufigkeit der Ausübung jedweder Gewaltform und der Anwendung freiheitsentziehender Maßnahmen zwischen den Settings signifikant unterscheiden und im Krankenhaus besonders gehäuft auftreten. Zudem unterscheidet sich die Häufigkeit erlebter und ausgeübter Gewalt nach Qualifikationsgrad signifikant, wobei Pflegeassistent:innen in der Tendenz geringere Häufigkeiten berichten. Die Regressionsanalyse wird für die Präsentation auf dem Kongress vorliegen.

Schlussfolgerung: Erstmals werden für Deutschland Setting-übergreifende Prävalenz von Gewalt gegenüber sowie ausgehend von Pflegenden berichtet und Einflussfaktoren bestimmt. Die Ergebnisse sind Grundlage zukünftiger Erhebungen, ermöglichen spezifischen Handlungsbedarf zu ermitteln und sind Grundlage für die Entwicklung zielgruppen- und settingspezifischer Interventionen.

Interessenkonflikte: Die genannten Autor:innen erklären, dass keine Interessenkonflikte bestehen.


Literatur

1.
Schablon A, Wendeler D, Kozak A, Nienhaus A, Steinke S. Prevalence and Consequences of Aggression and Violence towards Nursing and Care Staff in Germany-A Survey. Int J Environ Res Public Health. 2018 Jun 15;15(6):1274. DOI: 10.3390/ijerph15061274 Externer Link
2.
Juhász B, Khan KS, Cano-Ibáñez N, Bueno-Cavanillas A, Triviño-Juárez JM. Prevalence of elder abuse in the community and care settings: An umbrella review. Semergen. 2024 Sep;50(6):102209. DOI: 10.1016/j.semerg.2024.102209 Externer Link