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Evaluation einer transsektoralen digitalen Versorgungsplattform für Personen mit familiärem Krebsrisiko – dVP_FAM: ein Studienprotokoll
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Veröffentlicht: | 21. März 2023 |
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Hintergrund/Fragestellung: Digitale Technologien bieten die Möglichkeit, den dynamischen Wissenszuwachs im Bereich familiärer Krebserkrankungen zeitgerecht, evidenzbasiert sowie bedürfnisorientiert an Betroffene und deren beteiligte Leistungserbringer zu übermitteln [1], [2]. Wir evaluieren eine transsektorale digitale Versorgungsplattform für Personen mit familiärem Krebsrisiko (dVP_FAM), mit der (1) Personen mit familiärem Krebsrisiko identifiziert werden sollen, bevor sie erkranken; (2) der transsektorale Informationsaustausch verbessert werden soll sowie (3) das Empowerment und die Lebensqualität der Betroffenen verbessert werden sollen [3].
Methoden: Es wird eine clusterrandomisierte Studie im Mixed-Methods-Design durchgeführt. Insgesamt werden k = 44 niedergelassene Praxen clusterrandomisiert der Interventions- und Kontrollbedingung zugewiesen. Die Intervention umfasst die Nutzung der dVP_FAM durch Patient:innen und ihre Ärzt:innen. Die dVP_FAM enthält einen digitalisierten Fragebogen, basierend auf der Checkliste für die Identifikation von Personen mit familiärem Krebsrisiko von der Deutschen Krebsgesellschaft e. V., unterstützt die leitliniengerechte spezialisierte Beratung und erlaubt den Austausch von Informationen über die Sektorengrenzen hinweg. Studienteilnehmende unter Kontrollbedingung erhalten die leitliniengerechte Regelversorgung gemäß §140a SGB V ohne dVP_FAM. Der primäre Endpunkt besteht aus der quantitativen Erfassung des Prozentsatzes von nicht an Krebs erkrankten Personen mit familiärem Krebsrisiko nach Überweisung aus dem ambulanten Sektor in die spezialisierte Beratung. Außerdem werden eine Längsschnittbefragung zu drei Messzeitpunkten (T0 Baseline, T1 nach 6 Monaten, T2 nach 12 Monate) mit N = 800 Personen mit familiärem Krebsrisiko sowie semi-strukturierte Interviews zu zwei Messzeitpunkten (N = 48 Ärzt:innen und Patient:innen) und Beobachtungen durchgeführt (sekundäre Endpunkte: transsektoraler Informationsaustausch, Versorgungseffizienz, Lebensqualität, Empowerment).
Ergebnisse: Wir erwarten, dass die dVP_FAM den Anteil von gesunden Betroffenen in der spezialisierten Beratung erhöht. Wir erwarten zudem, dass klinische Daten vollständiger für die Leistungserbringer zur Verfügung stehen, ärztliche Ressourcen bedarfsgerechter eingesetzt werden, und dass Betroffene ein stärkeres Empowerment und eine verbesserte Lebensqualität berichten.
Schlussfolgerung: Nach positiver Evaluation kann die dVP_FAM in die Regelversorgung implementiert und die Struktur auf andere Krebsentitäten übertragen werden.
Interessenkonflikte: Die Autorinnen und Autoren geben an, dass keine Interessenkonflikte bestehen.
Literatur
- 1.
- Besch L, et al. Online-gestützte Beratungstools für BRCA1/2-Mutationsträgerinnen. Journal Onkologie. 2020;9:54-9.
- 2.
- Rauwolf G, et al. iKNOW – Entwicklung und Evaluation eines online-gestützten Beratungstools für BRCA1/2-Mutationsträgerinnen. In: EbM und Digitale Transformation in der Medizin. 20. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Berlin, 21.-23.03.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. Doc19ebmP-EG02-09. DOI: 10.3205/19ebm054
- 3.
- Klein K, et al. Digitale Technologien zur frühzeitigen Identifikation eines familiären Krebsrisikos. Onkologie heute. 2022;8:36-39.