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24. Jahrestagung des Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e. V.

Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V. (EbM-Netzwerk)

22. - 24.03.2023, Potsdam

Digitale und assistive Technologien als eine Möglichkeit der Müllvermeidung im Feld der Gesundheitsversorgung – das Fallbeispiel Dfree

Meeting Abstract

  • Sebastian Hofstetter - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Universitätsmedizin – AG Versorgungsforschung, Deutschland; Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Medizinische Fakultät – Dorothea-Erxleben-Lernzentrum, Deutschland
  • Madeleine Ritter-Herschbach - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Universitätsmedizin – AG Versorgungsforschung, Deutschland; Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Medizinische Fakultät – Dorothea-Erxleben-Lernzentrum, Deutschland
  • Marielle Schirmer - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Universitätsmedizin – AG Versorgungsforschung, Deutschland; Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Medizinische Fakultät – Dorothea-Erxleben-Lernzentrum, Deutschland
  • Patrick Jahn - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Universitätsmedizin – AG Versorgungsforschung, Deutschland; Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Medizinische Fakultät – Dorothea-Erxleben-Lernzentrum, Deutschland

Gesundheit und Klima – EbM für die Zukunft. 24. Jahrestagung des Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Potsdam, 22.-24.03.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23ebmPSII-5-03

doi: 10.3205/23ebm107, urn:nbn:de:0183-23ebm1079

Veröffentlicht: 21. März 2023

© 2023 Hofstetter et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund/Fragestellung: Deutschland produziert etwas mehr als 400 Millionen Tonnen Müll pro Jahr, wovon 4,8 Millionen Tonnen Abfall auf Krankenhäuser entfallen. Krankenhäuser sind damit der fünftgrößte Abfallproduzent. Entsorgungskosten betragen in einem Krankenhaus der Maximalversorgung pro Jahr etwa 800 € je Krankenhausbett. Überlegungen zur Müllreduktion sind vielfältig aber bisher wenig konkret. Der DFree-Ultraschallsensor ist eine digitale und assistive Technologie (DAT) zur Unterstützung von Personen mit Blasenfunktionsstörungen [1]. Der Sensor misst den Ausdehnungsgrad der Blase und zeigt einen Entleerungsbedarf an. Dadurch unterstützt er das Kontinenztraining der Betroffenen und schränkt gleichzeitig das Ausmaß an Verbrauchsmaterialien für die Kontinenzversorgung ein. Das Projekt betrachtet den Beitrag von DAT zur Müllreduktion im stationären Setting. Am Beispiel des Ultraschallsensor Dfree wird dargestellt, wie der Verbrauch von Einmal- und Wegwerfartikel für die Kontinenzversorgung eingeschränkt und damit nachhaltig Müll reduziert ist.

Methoden: Es wird ein quantitatives Design in Form eines Life-Cycle-Assessment (Vermeidungskostenansatz) [2], [3] gewählt. Der Vermeidungskostenansatz schätzt eine Untergrenze für die Kosten negativer Auswirkungen durch die Ausgaben ein, die zur Vermeidung dieser Auswirkungen getätigt werden müssen. Dazu werden die vorhandenen Verbrauchsdaten von Materialen zur Kontinenzversorgung aus drei stationären Bereichen des Universitätsklinikums Halle (Saale) erhoben. Über einen Zeitraum von 6 Monaten wird auf den Stationen der Dfree verwendet und dokumentiert, ob und wie sich die Verwendung auf den Verbrauch von Kontinenzmaterialien auswirkt.

Schlussfolgerung: Erwartet wird, dass der Dfree den Verbrauch an Einweginkontinenzmaterial nachhaltig reduziert. Durch die Gegenüberstellung von Beschaffungs- und Verbrauchsdaten aus der Zeit vor und während der Erprobung der Sensortechnologie soll gezeigt werden, dass durch die DAT Müll und Kosten für Verbrauchsgüter vermieden sind. Der Dfree ist damit nicht nur ein wichtiger Beitrag bei Blasenfunktionsstörungen. Durch die Möglichkeit seiner Aufbereitung und Wiederverwendung hat der Dfree das Potential die Produktion von unnötigen Müllmengen durch die Reduktion von Wegwerfmaterial im Bereich der Unterstützung zur Kontinenz nachhaltig zu fördern.

Interessenkonflikte: Die Autor:innen geben an, dass keine Interessenkonflikte bestehen.


Literatur

1.
Hofstetter S, Zilezinski M, Wolf A,et al. Dfree ultrasonic sensor in supporting quality of life andpatient satisfaction with bladder dysfunction. Int J Urol Nurs.2022;1‐8. DOI:10.1111/ijun.12334 Externer Link
2.
Englmann F, Heimerl G. Grundlagen der volkswirtschaftlichen Bewertung im Verkehr: Was kostet uns die Mobilität wirklich?. Stuttgarter unikurier. 2000 Apr;(84/85).
3.
Bünger B, Mattey A. Methodenkonvention 3.0 zur Ermittlung von Umweltkosten. Methodische Grundlagen. Berlin: Umweltbundesamt; 2018 [Cited 2022 Nov Available from: http://www.umweltbundesamt.de/publikationen Externer Link