Artikel
Umgang mit emotional belastenden Situationen in der Pflege: Evaluation der empCARE-Intervention
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 21. März 2023 |
---|
Gliederung
Text
Hintergrund/Fragestellung: Pflegende sind in ihrem Berufsalltag häufig mit emotional belastenden Situationen konfrontiert. Daher sind Maßnahmen zur Stressbewältigung und Ressourcenstärkung wichtige Handlungsfelder im betrieblichen Gesundheitsmanagement.
Ziel der Studie war es, eine auf Empathie basierende komplexe Intervention für Pflegende (empCARE) [1] in einem Akutkrankenhaus auf ihre Implementierbarkeit und Effekte hin zu untersuchen.
Methoden: Die empCARE-Intervention beinhaltet ein zweitägiges empCARE-Training für Pflegende, Informations- und Schulungsmaterial sowie monatliche Reflexionsgespräche in der Praxis. Eingeschlossen wurden Pflegende, die auf teilnehmenden Stationen der Uniklinik Köln tätig sind und an dem Training teilgenommen haben. Die Endpunkte der Vorher-Nachher-Studie waren Empathiefähigkeit (primärer Endpunkt), Teamkultur und Arbeitsfähigkeit. Für die statistische Analyse wurden gepaarte t-Tests verwendet Im Rahmen der Prozessevaluation wurden qualitative Interviews mit Pflegenden und Teamleitungen– zu fördernden und hemmenden Implementierungsfaktoren durchgeführt.
Ergebnisse: Insgesamt nahmen 127 Pflegende am empCARE-Training teil (65 digital, 62 in Präsenz). Von denen haben 110 an der Basiserhebung (T0) und 42 an der Follow-Up-Befragung (T1) teilgenommen. Die statistischen Analysen zeigen signifikante Veränderungen für den Endpunkt Empathiefähigkeit: Die Tendenz zu pseudo-empathischen Verhalten hat sich von 2,88 (SD 0,75) auf 2,19 (SD 0,75) reduziert (Skala zur Messung pseudo-empathischen Verhaltens [2], Skalierung: 1–-5, p < 0,001). Für die Endpunkte Arbeitsfähigkeit und Teamkultur wurden keine Unterschiede gezeigt. Die Teilnehmenden der Interviews (n=9) bewerteten das empCARE-Training sehr positiv. Die pflegespezifischen Inhalte sowie die Fallbesprechungen fördern demnach die Anwendung des Gelernten in die Praxis. Als hemmende Faktoren wurden mangelnde Deutschkenntnisse, die COVID-19-Pandemie sowie ein Personalstreik während des Interventionszeitraums genannt.
Schlussfolgerung: Es ist bekannt, dass Maßnahmen zur Gesundheitsförderung selten statistisch signifikante Effekte zeigen [3]. In dieser Studie konnte tendenziell gezeigt werden, dass Pflegende durch empCARE eine reflektierte Form der Empathie entwickeln, die den Umgang mit belastenden Situationen im Pflegealltag unterstützen kann. Aufgrund der Methodik und der kleinen Stichprobe unterliegen die Ergebnisse Verzerrungen, so dass weitere multizentrische kontrollierte Studien erforderlich sind.
Interessenkonflikte:
LT ist Autor des empCARE-Arbeitsbuches und empCARE-Trainer.
Die anderen Autor:innen geben keine Interessenkonflikte an.
Literatur
- 1.
- Thiry L, Schönefeld V, Deckers M, Kocks A. empCARE – Arbeitsbuch zur empathiebasierten Entlastung in Pflege- und Gesundheitsberufen. Berlin, Heidelberg: Springer; 2021.
- 2.
- Schönefeld V. Pseudo-Empathie – Theorieentwicklung und empirische Beiträge (Veröffentlichte Dissertation). Essen; Duisburg: Universität Duisburg-Essen; 2022. DOI: 10.17185/duepublico/75836
- 3.
- Schaller A, Gernert M, Klas T, Lange M. Workplace health promotion interventions for nurses in Germany: a systematic review based on the RE-AIM framework. BMC Nurs. 2022 Mar 21;21(1):65. DOI: 10.1186/s12912-022-00842-0