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Forschungsvorhaben zur klimaschützenden und sozial gerechteren Gesundheitsversorgung durch amtliche Bereitstellung von evidenzbasierten Informationen an Gesundheitsaufklärende in sozialen Brennpunkten
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Veröffentlicht: | 21. März 2023 |
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Hintergrund/Fragestellung: Die Klimaveränderungen verschärfen bestehende gesundheitliche Ungleichheit durch die ungleiche Verteilung von Umweltbelastungen. So sind bereits heute umweltbezogene Morbiditätsrisiken sozial Benachteiligter wahrscheinlicher und schwerwiegender. Neben Maßnahmen zur Reduktion von vermeidbaren umweltungerechten Strukturen besitzen Präventionsmaßnahmen, die auf das individuelle Verhalten abzielen, das Potenzial gesundheitliche Risiken zu reduzieren – zum Beispiel evidenzbasierte Gesundheitsinformationen.
Problem: Gesundheitsämter (GA) haben u.a. den Auftrag, Materialien für Gesundheitsaufklärende kommunaler MultiplikatorInnen bereitzustellen (z.B. Arztpraxen und Quartiersmanagementeinrichtungen). Gesundheitsaufklärende, wie ÄrztInnen, nutzen solche Materialien für die Kommunikation mit BürgerInnen auch in sozialen Brennpunkten. Mangelnde zeitliche und qualifikationsbezogene Ressourcen auf Seiten von GA und von Gesundheitsaufklärenden erschweren jedoch den Einsatz von evidenzbasierten Informationen.
Ziel der Studie: Die Studie zielt darauf ab, zu prüfen, ob die Bereitstellung und Schulung zur Nutzung von evidenzbasierten Informationen zu mehr Gerechtigkeit in der Gesundheitsaufklärung führen und gleichzeitig gesundheits- und klimaschützendes Verhalten fördern können, um damit nachhaltig Umweltbelastungen durch die Gesundheitsversorgung zu reduzieren.
Methoden: Clusterrandomisierte kontrollierte Studie, in der das GA Neukölln Gesundheitsaufklärenden evidenzbasierte Faktenboxen über Präventionsmaßnahmen für die Kommunikation in sozialen Brennpunkten zur Verfügung stellt (vs. nicht). Begleitend sollen Gesundheitsaufklärende mittels Schulungen zu evidenzbasierten Gesundheitsinformationen vorbereitet werden (vs. keine Schulung). Die primären Endpunkte der Evaluation sind: entscheidungsrelevanter Wissenszuwachs, informierte Verhaltensabsichten und Verhaltensänderungen. Sekundäre Endpunkte sind mit Präventionsstrategien assoziierte Hürden sowie der erlebte Grad der Partizipation an Entscheidungen.
Vorläufige/erwartete Ergebnisse, Ausblick: Die Ergebnisse sollen zur Erforschung des Potenzials von evidenzbasierten Informationen zur Förderung gesundheits- und klimaschützenden Verhaltens beitragen sowie zur Erhöhung der Versorgungsgerechtigkeit. Im Fall einer positiven Evaluation und gegeben notwendige Ressourcen bzw. PartnerInnen für die Erstellung von Gesundheitsinformationen könnten Gesundheitsämter klimaschützende Prävention durch eine sozial gerechtere Versorgung mit Gesundheitsinformationen systematisch realisieren.
Interessenkonflikte: Die Autor:innen erklären, dass keine Interessenkonflikte vorliegen.
Literatur
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