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24. Jahrestagung des Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e. V.

Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V. (EbM-Netzwerk)

22. - 24.03.2023, Potsdam

Pflanzliche Ernährung als Bremse des Klimawandels – ein Ernährungsedukationsprogramm für die Praxis

Meeting Abstract

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  • Anika Döll - Allgemeinmedizinische Gemeinschaftspraxis, Deutschland

Gesundheit und Klima – EbM für die Zukunft. 24. Jahrestagung des Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Potsdam, 22.-24.03.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23ebmPSI-3-09

doi: 10.3205/23ebm050, urn:nbn:de:0183-23ebm0509

Veröffentlicht: 21. März 2023

© 2023 Döll.
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Gliederung

Text

Ihre Idee(n)/Ihr kreativer Beitrag: Essgewohnheiten der Menschen haben nicht nur direkt sondern auch indirekt Auswirkungen auf die Gesundheit. Neben einer Reduktion des Herzinfarkt- und Schlaganfallrisikos, Adipositas, Hypertonie und Krebserkrankungen könnte durch eine pflanzliche Ernährung eine deutliche Klimaverbesserung durchgeführt werden.

26% der Treibhausgase werden durch eine vorwiegend tierische Ernährung verursacht. Daher gibt es einen deutlichen Zusammenhang zwischen Ernährung und Klima. „Die Treibhausgase, die durch die Ernährung entstehen, könnten mit einer Umstellung auf eine vegane Kost um mehr als 80 Prozent verringert werden“1

Eine Ernährungsumstellung auf vorwiegend pflanzliche Kost würde die Emissionen deutlich reduzieren. Große Agrarflächen werden für die Fleischproduktion genutzt. Besonders aus ärmeren Regionen der Welt wird viel Fleisch importiert. Regenwald wird beispielsweise gerodet, um Soja als Futtermittel anzubauen. Wenn sich mehr Menschen vegan oder vegetarisch ernähren würden, dann würden Flächen frei werden, auf denen beispielsweise Wald angepflanzt werden könnte. Das Ökosystem könnte so wieder aufgebaut werden, mehr CO2 gespeichert werden. „Würden wir unsere Nutzflächen weltweit wieder bewalden, könnten wir etwa 460 Petagramm Kohlenstoff aus der Atmosphäre speichern. Das entspricht in etwa den Treibhausgasemissionen der vergangenen 50 Jahre“2

Es gibt zahlreiche klimaassoziierte und gesundheitliche Gründe um die Ernährung auf eine pflanzliche Kost umzustellen.

Es stellt sich die Frage, wie können wir die Verbraucher:innen davon überzeugen.

In der täglichen allgemeinmedizinischen Praxis ist die Ernährungsmedizin ein wichtiges Thema, nicht nur wenn es um Cholesterinwerte und Adipositas geht.

In einer Allgemeinmedizinischen Praxis in Xanten wurde ein Programm durch eine Ernährungsmedizinerin entworfen. In dem Interventionsprogramm „mehr Pflanze, weniger Tier“ werden Patient:innen dazu motiviert, ihre Ernährung umzustellen. Das Ernährungsedukationsprogramm umfasst 7 Punkte:

1.
Anamnese und Erfassung der Risikofaktoren
2.
Lebensstilanalyse
3.
Ernährungs- und Potentialanalyse
4.
Aufklärung und Bewusstseinsbildung anhand der individuellen Strukturen
5.
Umsetzungsmaßnahmen
6.
Zielanalyse und Recall
7.
kontinuierliche Unterstützung

Das Programm hat sich in der Praxis in Umsetzung und Erfolg etabliert.

Von insgesamt 59 Patient:innen haben 52 durch das Programm ihre Ernährung auf mehr pflanzliche Produkte und weniger tierische Lebensmittel umgestellt. Es konnte daher eine deutliche Motivierung der Patient:innen hin zu einer klimafreundlichen Ernährung erreicht werden.

Eine weitere Anwendung des Programms und weitere Forschung sind notwendig, um einen Effekt messbar zu machen.

1 Zitat Tim Beringer, Integrative Research Institute on Transformations of Human Environment Systems (IRI THESys), Humboldt-Universität zu Berlin, Berlin, Germany

2 Zitat Thomas Kastner, Forschungszentrum Biodiversität und Klima, Frankfurt am Main