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24. Jahrestagung des Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e. V.

Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V. (EbM-Netzwerk)

22. - 24.03.2023, Potsdam

Augmented-Reality-gestütztes, leitliniengerechtes Notfalltraining am Beispiel der Reanimation eines Neugeborenen

Meeting Abstract

  • Kristina Vogel - Hochschule für Gesundheit Bochum, Department für Angewandte Gesundheitswissenschaften, Hebammenwissenschaft, Bochum, Deutschland
  • Annette Bernloehr - Fachhochschule Bielefeld, Fachbereich Gesundheit, Bielefeld, Deutschland
  • Tabea Willmeroth - Hochschule für Gesundheit Bochum, Department für Angewandte Gesundheitswissenschaften, Hebammenwissenschaft, Bochum, Deutschland
  • Carmen Lewa - Ruhr-Universität Bochum, Zentrum für Medizinische Lehre, Bochum, Deutschland
  • Jonas Blattgerste - Hochschule Emden Leer, Fachbereich Technik, Abteilung Elektrotechnik und Informatik, Mixed Reality Labor, Emden, Deutschland
  • Matthias Joswig - Ruhr-Universität Bochum, Zentrum für Medizinische Lehre, Bochum, Deutschland
  • Thorsten Schäfer - Ruhr-Universität Bochum, Zentrum für Medizinische Lehre, Bochum, Deutschland
  • Thies Pfeiffer - Hochschule Emden Leer, Fachbereich Technik, Abteilung Elektrotechnik und Informatik, Mixed Reality Labor, Emden, Deutschland
  • Nicola H. Bauer - Universität zu Köln, Medizinische Fakultät, Institut für Hebammenwissenschaft, Köln, Deutschland

Gesundheit und Klima – EbM für die Zukunft. 24. Jahrestagung des Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Potsdam, 22.-24.03.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23ebmPSI-3-01

doi: 10.3205/23ebm042, urn:nbn:de:0183-23ebm0423

Veröffentlicht: 21. März 2023

© 2023 Vogel et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund/Fragestellung: Hebammen müssen sowohl im klinischen wie auch außerklinischen Setting die Reanimation von Neugeborenen beherrschen. Eine perinatale Asphyxie kommt bei circa 1% der Geburten vor. Circa 5% der Neugeborenen zeigen nach der Geburt Anpassungsschwierigkeiten und benötigen adäquate Unterstützung [1]. Im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projektes „Augmented Reality gestütztes Lernen in der hochschulischen Hebammenausbildung – Heb@AR“ werden Augmented Reality (AR) Trainingssimulationen, u.a. zur Reanimation eines Neugeborenen entwickelt, evaluiert und curricular verankert. [2]. Ziel ist, dass Hebammenstudierende aktuelle Standards und Leitlinien zur evidenzbasierten Reanimation eines Neugeborenen kennen und die Handlungsabläufe gemäß der Leitlinie des European Resuscitation Council [3] anwenden können.

Methoden: Die AR-Simulation erfolgte unter realitätsnahen Bedingungen im 4. Semester in zwei Kohorten (06/2021 & 07/2022) im Skills-Lab. Es wurden die praktischen Fähigkeiten sowie die leitlinienkonforme Entscheidungsfindung trainiert. Die Studierenden (n=56) wurden unmittelbar vor und nach der Simulation im Hinblick auf ihre Einschätzung in den Kategorien praktische Fertigkeiten und theoretische Kenntnisse befragt. Hierfür wurde ein explorativer Fragebogen mit einer 5-Punkte-Likert-Skala entwickelt.

Ergebnisse: Es zeigt sich, dass die AR-Simulation einen signifikanten Einfluss auf die Einschätzung der verspürten Handlungsfähigkeit in der Anwendung der Leitlinie des ERC hat: (t=-2.512, p=0.015; n=56). Nach der AR-Simulation bewerten die Studierenden ihre praktischen Fertigkeiten (M=4.41, SD=0.71) höher als vor der AR-Simulation (M=3.21, SD=0.68). Die Effektgröße (r=.59) entspricht einem mittleren Effekt. Zudem wird die verspürte Handlungsfähigkeit in der korrekten Anwendung des Algorithmus signifikant verbessert: t=-3.265, p=.002, n=56. Nach der AR-Simulation (M=3,39, SD=0.705) schätzen die Studierenden ihre praktischen Fertigkeiten in der korrekten Anwendung des Algorithmus höher ein, als vor der AR-Simulation (M=3,04, SD= .808). Die Effektstärke (r=.82) entspricht einem starken Effekt.

Schlussfolgerung: AR-Training ist geeignet, angehende Hebammen in einem simulierten Notfallszenario leitliniengerecht auf das Notfallmanagement und die Notfallversorgung auf evidenzbasierter Grundlage vorzubereiten. Gleichzeitig wird dabei der Theorie-Praxis-Transfer unterstützt.

Interessenkonflikte: Es liegt kein Interessenkonflikt vor. Das Projekt wird durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Förderkennzeichen: 16DHB3019; Projektlaufzeit: 01. November 2019 bis 31. Dezember 2022


Literatur

1.
Zimmermann A. Versorgung des Neugeborenen. In: Schneider H, Husslein PW, Schneider KT, ed. Die Geburtshilfe. Berlin: Springer;2011. pp. 1061-1087.
2.
Vogel K, Bernloehr A, Lewa C, Blattgerste J, Joswig M, Schäfer T, Pfeiffer T, Bauer NH. Augmented Reality gestütztes Lernen in der hochschulischen Hebammenausbildung (Heb@AR) – Welche Unterstützung benötigen Lehrende? [Augmented Reality based training for student midwives (Heb@AR) – what kind of support do teachers need?]. In: Deutsche Gesellschaft für Hebammenwissenschaft. 6 Internationale Konferenz der Deutschen Gesellschaft für Hebammenwissenschaft (DGHWi). Schweiz, 28.-29.07.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22dghwiP09. DOI: 10.3205/22dghwi25 Externer Link
3.
Madar J, Roehr CC, Ainsworth S, Ersdal H, Morley C, Rüdiger M, Skåre C, Szczapa T, Te Pas A, Trevisanuto D, Urlesberger B, Wilkinson D, Wyllie JP. European Resuscitation Council Guidelines 2021: Newborn resuscitation and support of transition of infants at birth. Resuscitation. 2021 Apr;161:291-326. Epub 2021 Mar 24. DOI: 10.1016/j.resuscitation.2021.02.014 Externer Link