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Emotionen und Handlungsmotivation von Medizinstudierenden in Bezug auf den Klimawandel im Rahmen der Lehre zu Planetarer Gesundheit
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Veröffentlicht: | 21. März 2023 |
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Hintergrund/Fragestellung: Der Klimawandel stellt die größte Bedrohung für die Gesundheit der Menschen im 21. Jahrhundert dar [1]. Medizinstudierende nehmen als zukünftige Ansprechpersonen in der Gesundheitsversorgung eine wichtige Rolle in der Förderung nachhaltiger Verhaltensweisen ein [2]. Emotionale Reaktionen auf den Klimawandel gehören zu den stärksten Prädiktoren für klimafreundliches Verhalten [3]. Am Universitätsklinikum Würzburg wird seit 2021 das einsemestrige Wahlfach „Planetary Health – Klima, Umwelt und Gesundheit“ unterrichtet. Zudem werden Themen zu Planetarer Gesundheit mit 3 Vorlesungseinheiten im Rahmen des curricularen Faches Umweltmedizin unterrichtet. In dieser Studie soll geprüft werden, ob die Lehrveranstaltungen Effekte auf die Emotionen und Handlungsmotivation hinsichtlich des Klimawandels haben.
Methoden: Mittels eines anonymen online-Fragebogens mit EvaSys® mit jeweils 20–25 geschlossenen Fragen anhand einer 5-Punkt-Likert-Skala und jeweils 4–6 offenen Fragen wurden im Wintersemester 2021/22 und im Sommersemester 2022 Medizinstudierende zu ihren Emotionen und der Handlungsmotivation zum Klimawandel befragt. Dies erfolgte jeweils vor und nach den Lehrveranstaltungen. Abhängig vom Semester konnten in der Umweltmedizin-Vorlesung 56–116 Studierende, im Wahlfach 16-17 Studierende befragt werden. Die quantitativen Daten wurden deskriptiv mit IBM SPSS Statistics Version 28.0.1.1, die qualitativen Daten mit MAX QDA Version 22.1.1 in Form einer qualitativen Inhaltsanalyse nach Kuckartz ausgewertet.
Ergebnisse: Bei beiden Lehrveranstaltungen konnten statistisch signifikante Veränderungen der Emotionen aufgezeigt werden: So erhöhten sich nach der Umweltmedizin-Vorlesung die Mittelwerte (MW) angenehmer Emotionen wie Zuversicht (MW-Differenz von +0,96), während die Mittelwerte unangenehmer Emotionen wie Hilflosigkeit (MW-Differenz von -0,63) sanken (p<.001). Zudem stiegen die Angaben zu persönlicher Handlungsmotivation (MW-Differenz von +0,74) nach den Lehrveranstaltungen (p<.001). Das begründeten die Studierenden mit dem Aufzeigen von Handlungsoptionen, Wissenszuwachs und dem Auslösen angenehmer Emotionen.
Schlussfolgerung: Die untersuchten Lehrveranstaltungen zeigten positive Effekte auf die Emotionen und Handlungsmotivation der Studierenden, und könnten so zu klimafreundlichem Verhalten beitragen. Dies unterstreicht die Forderung des „Lancet“, der Lehre zu Planetarer Gesundheit mehr Platz in den medizinischen Curricula einzuräumen.
Interessenkonflikte: Liegen nicht vor
Literatur
- 1.
- Costello A, Abbas M, Allen A, Ball S, Bell S, Bellamy R, Friel S, Groce N, Johnson A, Kett M, Lee M, Levy C, Maslin M, McCoy D, McGuire B, Montgomery H, Napier D, Pagel C, Patel J, de Oliveira JA, Redclift N, Rees H, Rogger D, Scott J, Stephenson J, Twigg J, Wolff J, Patterson C. Managing the health effects of climate change: Lancet and University College London Institute for Global Health Commission. Lancet. 2009 May 16;373(9676):1693-733. Erratum in: Lancet. 2009 Jun 27;373(9682):2200. DOI: 10.1016/S0140-6736(09)60935-1
- 2.
- Wabnitz K, Galle S, Hegge L, Masztalerz O, Schwienhorst-Stich EM, Eichinger M. Planetare Gesundheit – transformative Lehr- und Lernformate zur Klima- und Nachhaltigkeitskrise für Gesundheitsberufe [Planetary health-transformative education regarding the climate and sustainability crises for health professionals]. Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz. 2021 Mar;64(3):378-83. DOI: 10.1007/s00103-021-03289-x
- 3.
- Brosch T. Affect and emotions as drivers of climate change perception and action: a review. Curr Opin Behav Sci. 2021 Dec;42:15-21. DOI: 10.1016/j.cobeha.2021.02.001