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24. Jahrestagung des Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e. V.

Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V. (EbM-Netzwerk)

22. - 24.03.2023, Potsdam

Ernährungsphysiologische und ökologische Bewertung proteinangereicherter hochverarbeiteter Lebensmittel

Meeting Abstract

  • Svenja Fedde - Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Institut für Humanernährung und Lebensmittelkunde, Abteilung Humanernährung, Kiel, Deutschland
  • Jana Koop - Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Institut für Humanernährung und Lebensmittelkunde, Abteilung Humanernährung, Kiel, Deutschland
  • Christina Beunink - Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Institut für Humanernährung und Lebensmittelkunde, Abteilung Humanernährung, Kiel, Deutschland
  • Anja Bosy-Westphal - Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Institut für Humanernährung und Lebensmittelkunde, Abteilung Humanernährung, Kiel, Deutschland

Gesundheit und Klima – EbM für die Zukunft. 24. Jahrestagung des Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Potsdam, 22.-24.03.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23ebmPSI-2-04

doi: 10.3205/23ebm029, urn:nbn:de:0183-23ebm0292

Veröffentlicht: 21. März 2023

© 2023 Fedde et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund/Fragestellung: In den letzten Jahren ist die Anzahl sog. High-Protein Produkte (min. 20% des Energiegehalts aus Protein) im deutschen Lebensmitteleinzelhandel rasant gestiegen. Eine Erhöhung des Proteinverzehrs kann zur Prävention und Therapie von Übergewicht und Adipositas beitragen, da Sättigung und Energieverbrauch gesteigert werden. Es handelt sich jedoch bei den meisten High-Protein-Produkten um hochverarbeitete Lebensmittel, die möglicherwiese mit einer schlechteren Ernährungsqualität assoziiert sind und mit billigem Milchprotein angereichert sein könnten.

Methoden: Basierend auf einer Marktanalyse bei den vier führenden deutschen Lebensmitteleinzelhändlern (ausgewählte Standorte und online) wurden innerhalb eines zweiwöchigen Zeitraums im März 2022 hochverarbeitete High-Protein-Lebensmittel identifiziert und anhand von Nährwert, Zutatenliste und Nutri-Score anhand hochverarbeiteter Vergleichsprodukte ohne Proteinanreicherung bewertet.

Ergebnisse: Es konnten 155 High-Protein Produkte im deutschen Lebensmitteleinzelhandel erfasst werden. High-Protein-Produkte wiesen im Vergleich mit Referenzprodukten eine niedrigere Energiedichte (2,3 vs. 2,9 kcal/g, p<0,001), einen höheren Protein- (18,2 vs. 6,0 g/100g, p<0,001) und Ballaststoffgehalt (9,9 vs. 5,0 g/100g, p<0,001) sowie einen geringeren Zuckerzusatz (8,3 vs. 21g/100g, p<0,001) auf. Auch waren sie im Vergleich mit den Referenzprodukten häufiger mit den besseren Nutri-Scores A und B gelabelt (29,3 vs. 12,8%). Bei dem zugesetzten Protein in den High-Protein Produkten handelte es sich vermehrt um tierisches Protein (Molkenprotein, 68%) und nur in 32% um pflanzliches Protein (Soja, Weizen, Erbsen, Reis). Zusätzlich wurden in den High-Protein-Produkten mehr Zusatzstoffe und insbesondere mehr Süßstoffe (54,8 vs. 0,6%) eingesetzt.

Schlussfolgerung: Im Vergleich zu hochverarbeiteten Produkten ohne Proteinanreicherung haben sog. High-Protein-Produkte ernährungsphysiologische Vorteile (z.B. mehr Protein und Ballaststoffe, weniger Zucker). Eine ökologische Bewertung zeigt jedoch einen hohen Anteil an tierischen Proteinen, deren Produktion mit höheren Treibhausgasen assoziiert ist, sowie einen höheren Einsatz umweltpersistenter Süßstoffe.

Interessenkonflikte: Die Autor:innen erklären, dass kein Interessenkonflikt besteht.