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22. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e. V.

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

24. - 26.02.2021, digital

Informationsflyer zu chronischen Schmerzen in der Physiotherapie: Ein Beitrag zur patient*innenzentrierten evidenzbasierten Gesundheitsversorgung

Meeting Abstract

  • Phillip Thies - Hochschule Bremen, Fakultät 3 Gesellschaftswissenschaften, Bremen, Deutschland; Reha Weyhe GbR, Reha Stader Straße, Deutschland
  • Karina Karolina De Santis - Hochschule Bremen, Fakultät 3 Gesellschaftswissenschaften, Bremen, Deutschland
  • Wiebke Scharff Rethfeldt - Hochschule Bremen, Fakultät 3 Gesellschaftswissenschaften, Bremen, Deutschland

Who cares? – EbM und Transformation im Gesundheitswesen. 22. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. sine loco [digital], 24.-26.02.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21ebmPS-7-02

doi: 10.3205/21ebm103, urn:nbn:de:0183-21ebm1035

Veröffentlicht: 23. Februar 2021

© 2021 Thies et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund/Fragestellung: Edukation in der Physiotherapie dient als Element des Shared-Decision-Makings (SDM), welches die Passung von Lebenswelt von Patient*innen, der (chronischer) Krankheit und therapeutischer Optionen fördert. Um das SDM nachhaltig zu unterstützen, bedarf es leicht verständlicher Informationen für Patient*innen. Ziel der Studie ist die Einführung und Evaluation eines eigenkonzipierten Informationsflyers für Patient*innen mit chronischen Schmerzen.

Methoden: Die Studie entspricht den allgemeinen ethischen Richtlinien nach der Deklaration von Helsinki. Im Rahmen dieser Pilotquerschnittsstudie wurde von Studierenden des Bachelor-Studiengangs Angewandte Therapiewissenschaften Logopädie und Physiotherapie (ATW) der Hochschule Bremen ein Informationsflyer zu chronischen Schmerzen entwickelt. Der Flyer wurde in fünf ambulanten Praxen für Physiotherapie in Bremen verteilt und durch eine Gelegenheitsstichprobe von erwachsenen Patient*innen (n=32, 48% weiblich, Mehrheit im Alter von 51-65 Jahren) anhand eines selbst entwickelten Paper-Pencil-Fragebogens evaluiert

Ergebnisse: Im Allgemeinen wurde der Flyer als Medium der Informationsvermittlung zu chronischen Schmerzen unabhängig von Alter oder Geschlecht als hilfreich bewertet. Aufgrund der zusätzlichen Informationen berichtete der Großteil der Patient*innen über ein verbessertes Verständnis aktiver Therapieziele (78%) sowie über ein vermehrtes Vertrauen in die physiotherapeutische Behandlung (69%). Zudem motivierten die Informationen zur aktiven körperbezogenen Arbeit (63%) und förderten ein erhöhtes Vertrauen in den eigenen Körper (61%). Die durch den Flyer gelieferten Informationen veränderten jedoch nur bei bis zu 50% der Patient*innen den alltagsbezogenen Umgang mit den eigenen Schmerzen.

Schlussfolgerung: Flyer mit leicht verständlichen Informationen können in der Physiotherapie einen Beitrag zur Einbindung von informierten Patient*innen im Rahmen des SDM leisten und zur patient*innenzentrierte evidenzbasierte Gesundheitsversorgung beitragen. Diese Pilotstudie bildet die Basis für weitere Auseinandersetzungen mit Formen der Informationsvermittlung sowie zur Erweiterung der Beratung oder Verhaltensinterventionen in physiotherapeutischen Kontexten. Die Form der Informationsvermittlung (print versus digitale Medien) sollte ebenfalls genauer untersucht werden.

Interessenkonflikte: Die Autor*innen berichten keine Interessenskonflikte