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22. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e. V.

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

24. - 26.02.2021, digital

Durchführung und Berichterstattung von Fokusgruppen: ein Scoping Review

Meeting Abstract

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  • Lisa Hoffmann - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Medizinische Fakultät, Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft, Deutschland
  • Felix Seegers - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Medizinische Fakultät, Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft, Deutschland
  • Astrid Stephan - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Medizinische Fakultät, Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft, Deutschland

Who cares? – EbM und Transformation im Gesundheitswesen. 22. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. sine loco [digital], 24.-26.02.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21ebmPS-6-03

doi: 10.3205/21ebm095, urn:nbn:de:0183-21ebm0957

Veröffentlicht: 23. Februar 2021

© 2021 Hoffmann et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund/Fragestellung: Fokusgruppen (focus groups) werden als Datenerhebungsmethode in der qualitativen Forschung und zunehmend auch in der Gesundheits- und Pflegewissenschaft eingesetzt. Dabei ist der Begriff focus group für Gruppendiskussionsverfahren insgesamt gebräuchlich, bildet die methodische Varianz der Durchführung jedoch nicht ab. Auch im Deutschen ist eine eindeutige Abgrenzung von Fokusgruppen, Gruppendiskussionen und anderen Formen der Gruppeninterviews schwierig. Daher wurde ein Scoping Review durchgeführt, um die Durchführung und Berichterstattung von Fokusgruppen in Publikationen zu untersuchen.

Methoden: In den Datenbanken MEDLINE via PubMed, CINAHL und Social Science Citation Index wurde nach pflege- und gesundheitswissenschaftlichen Publikationen recherchiert, die Fokusgruppen als Methode angaben (Suchzeitraum 2009-2019). Da die Anzahl der Studien sehr hoch war, wurde zur Beantwortung der Forschungsfrage eine 1%ige Zufallsstichprobe gezogen. Zwei Personen prüften die Ein- und Ausschlusskriterien. Die Datenextraktion erfolgte anhand einer literaturbasiert entwickelten und mit Experten diskutierten Datenextraktionsmatrix. Die Übereinstimmung bei der Datenextraktion wurde anhand einer Stichprobe von 10 Studien überprüft (Übereinstimmung 93%). Die Ergebnisse wurden deskriptiv ausgewertet.

Ergebnisse: Die 1%ige Zufallsstichprobe aus 40.639 Studien lag bei n=408 Studien, wovon 319 Artikel eingeschlossen wurden. Die meisten Studien wurden in den USA durchgeführt (31,7%). Der Median von Teilnehmenden pro Fokusgruppe beträgt 7 und im Mittel wurden 5,5 Fokusgruppen pro Studie durchgeführt. In 179 (56,1%) Studien wurden semi-strukturierte Leitfäden eingesetzt. Die Verwendung der Terminologie focus group erfolgt in internationalen Publikationen nahezu einheitlich. Eine Reihe methodisch relevanter Aspekte wurde durchweg nicht berichtet, so fehlen in 92% der Publikationen Angaben zur Interaktion unter den Teilnehmenden und in 72% zur Rolle der Moderierenden.

Schlussfolgerung: Einige bei der Durchführung von Fokusgruppen methodisch wichtige Aspekte werden in der Regel nicht berichterstattet, insbesondere hinsichtlich der interaktiven Prozesse. Die entwickelte Datenextraktionsmatrix kann genutzt werden, um Merkmale von Fokusgruppen differenziert zu beschreiben.

Interessenkonflikte: Die Autor*innen geben an, dass keine Interessenskonflikt besteht.