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22. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e. V.

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

24. - 26.02.2021, digital

Die Implementierung der elektronischen Erfassung von patientenberichteter Lebensqualität auf einer radioonkologischen Station – Ergebnisse der Prozessevaluation

Meeting Abstract

  • Thomas Nordhausen - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft, Deutschland
  • Dirk Vordermark - Universitätsklinikum Halle (Saale), Universitätsklinik und Poliklinik für Strahlentherapie, Halle (Saale), Deutschland
  • Katharina Lampe - Universitätsklinikum Halle (Saale), Universitätsklinik und Poliklinik für Strahlentherapie, Halle (Saale), Deutschland
  • Bernhard Holzner - Universitätsklinikum Innsbruck, Department für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik, Innsbruck, Österreich; Evaluation Software Development, Österreich
  • Haifa Kathrin Al-Ali - Universitätsklinikum Halle (Saale), Universitätsklinik und Poliklinik für Innere Medizin IV, Halle (Saale), Deutschland; Universitätsklinikum Halle (Saale), Krukenberg-Krebszentrum, Halle (Saale), Deutschland
  • Gabriele Meyer - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft, Deutschland
  • Heike Schmidt - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft, Deutschland; Universitätsklinikum Halle (Saale), Universitätsklinik und Poliklinik für Strahlentherapie, Halle (Saale), Deutschland

Who cares? – EbM und Transformation im Gesundheitswesen. 22. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. sine loco [digital], 24.-26.02.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21ebmPS-1-08

doi: 10.3205/21ebm050, urn:nbn:de:0183-21ebm0509

Veröffentlicht: 23. Februar 2021

© 2021 Nordhausen et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund/Fragestellung: Zahlreiche Studien liefern eine solide Evidenz für den klinischen Nutzen der Erfassung von Patient Reported Outcomes (PROs) einschl. gesundheitsbezogener Lebensqualität (HRQOL) in der Onkologie. Trotzdem findet bislang kaum eine routinemäßige Erfassung in der Krebsversorgung statt. Im Rahmen dieses Projekts wurde die elektronischen Erfassung von PROs auf einer radioonkologischen Pilotstation mit umfangreichem Screening zu Therapiebeginn und -ende (EORTC QLQ-C30) sowie verkürztem täglichen Symptom-Monitoring (EORTC Einzelfragen) implementiert. Ziele der Prozessevaluation sind die Einschätzung von Implementierungserfolg, klinischem Nutzen und Zeitaufwand.

Methoden: Die mittels der Software (CHES) via Touch-Screens erfassten PROs wurden zur Analyse in ein Statistikprogramm (SPSS 25) exportiert. Im Rahmen einer Dokumentationsanalyse erfolgte ein Vergleich der Anzahl der erfassten Symptome zwischen Anfangsscreening und klinischer Dokumentation. Mittels Tagesprotokollen wurden alle für die PRO-Erfassung notwendigen Patientenkontakte hinsichtlich Ihrer Dauer sowie des Ausfüllverhaltens der Pat. dokumentiert. Die Ergebnisauswertung erfolgte mit deskriptiver Statistik.

Ergebnisse: Das Anfangsscreening (n=416 Pat.) zeigt einen hohen Anteil an mittlerer/schwerer Symptombelastung: Fatigue (70.4%), Übelkeit/Erbrechen (20.1%), Schmerzen (54.2%), Dyspnoe (52.2%), Schlafstörungen (62.8%), Appetitmangel (52.0%), Verstopfung (31.1%), Diarrhoe (21.7%), finanzielle Probleme (42.9%). In der Dokumentationsanalyse fanden sich bei 100 zufällig ausgewählten Pat. häufiger Hinweise auf Symptome im Anfangsscreening (A) als in der klinischen Dokumentation (D): Fatigue (A: n=61, D: n=3), Übelkeit/Erbrechen (A: n=13, D:n =5), Schmerzen (A: n=52, D: n=30), Dyspnoe (A: n=52, D: n=31), Schlafstörungen (A: n=60, D: n=40), Appetitmangel (A: n=47, D: n=3), Verstopfung (A: n=25, D: n=15), Diarrhoe (A: n=3, D: n=19), finanzielle Probleme (A: n=27, D: n=0). Die protokollbasierte Evaluation von 669 Patientenkontakten an 86 Tagen ergab für das Anfangsscreening (n=237 Kontakte) eine Ausfüllrate von 86% und Dauer von 11,7 min (SD: 7,8 min) pro Pat. zur Erklärung/Hilfe, für das Monitoring (n= 432 Kontakte) eine Ausfüllrate von 87% und Dauer von 3,4 min (SD: 2,1 min).

Schlussfolgerung: Die Daten bestätigen, die klinische Relevanz von PROs als Ergänzung der Routinedokumentation und erlauben einen Eindruck der notwendigen Ressourcen. Im Weiteren soll geprüft werden, ob entsprechende Supportivmaßnahmen veranlasst werden.

Interessenkonflikte: Bernhard Holzner besitzt geistige Eigentumsrechte an der PRO-Erfassungssoftware CHES.