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Ermittlung der Bedürfnisse und Wünsche von Menschen mit Diabetes mellitus für den Bereich der Diabetesforschung: eine Querschnittstudie
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Veröffentlicht: | 23. Februar 2021 |
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Hintergrund/Fragestellung: Die Beteiligung von PatientInnen in der Forschung, z.B. bei der Festlegung der Forschungsagenda, wird zunehmend gefordert. Es ist wenig über die Forschungsprioritäten von Menschen mit Diabetes bekannt, insbesondere innerhalb von Subgruppen. Ziele der Studie sind die Identifizierung von Gruppen mit spezifischen Prioritäten von Menschen mit Typ-1- (T1DM) und Typ-2-Diabetes (T2DM) sowie die Analyse des Zusammenhangs zwischen den Gruppen und soziodemographischen und klinischen Faktoren.
Methoden: Querschnittstudie basierend auf einer bundesweiten Befragung einer stratifizierten Stichprobe von 3.000 Versicherten mit Diabetes einer gesetzlichen Krankenkasse im Jahr 2018. Die Bedürfnisse und Wünsche für die Diabetesforschung wurden mit einem Fragebogen erhoben [1]. Die Relevanz und Priorität von 18 Zielen, die in vorangegangenen Fokusgruppen identifiziert wurden, konnten im Fragebogen bewertet werden. Die Auswertung erfolgte mit einer latenten Klassenanalyse.
Ergebnisse: Es wurden 869 Personen (T1DM, n=295: 33,2% weiblich, mittleres Alter 47,9 Jahre; T2DM n=523: 29,6% weiblich, 68,4 Jahre) in die Auswertung eingeschlossen (Response 30%). Befragte mit T1DM und T2DM konnten jeweils drei Gruppen mit unterschiedlichen Forschungsprioritäten zugeordnet werden. In der ersten Gruppe der Menschen mit T1DM (n=47) wurde vor allem das Thema Behandlung mit dem Ziel der Heilung priorisiert (z.B. Verpflanzung der Bauchspeicheldrüse). Die zweite Gruppe (n=155) priorisierte vor allem das Thema Behandlung mit dem Ziel der Vereinfachung im Alltag (z.B. Insulinaufnahme ohne Spritzen). Die dritte Gruppe (n=85) priorisierte beide zuvor benannten Behandlungsziele. Die Gruppen unterschieden sich signifikant in Alter und HbA1c-Werten. Die erste Gruppe mit Menschen mit T2DM (n=119) priorisierte die Themen alltägliche Belastungen (z.B. Diabetes bestimmt nicht den Tagesablauf) und das Thema Behandlung mit dem Ziel der Vereinfachung im Alltag. Die zweite Gruppe (n=78) priorisierte vor allem das Thema alltägliche Belastungen. Die dritte Gruppe (n=238) hatte gemischte Prioritäten. Unterschiede im Alter waren zwischen zwei Gruppen signifikant.
Schlussfolgerung: Die Kenntnis über die Forschungsprioritäten ermöglicht es den Forschenden, ihre Forschung mit den Bedürfnissen und Wünschen von verschiedenen Gruppen von Menschen mit Diabetes abzustimmen und Betroffene gezielter einzubeziehen. Weitere Forschung sollte die Unterschiede zwischen den Gruppen einschließlich weiterer Merkmale und möglicher Veränderungen im Krankheitsverlauf untersuchen.
Interessenkonflikte: Es liegt kein Interessenkonflikt vor.