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Die Nutzung digitaler Gesundheitsangebote im Kontext sozialer und gesundheitsbezogener Ungleichheiten. Erkenntnisse aus der 2. Welle des Health Information National Trends Survey (HINTS) Germany
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Veröffentlicht: | 23. Februar 2021 |
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Hintergrund/Fragestellung: Digitale Gesundheitsangebote können für Bürger*innen ein breites Spektrum an Funktionen erfüllen [1]. Ihnen wird ein Potenzial zur Verbesserung von gesundheitlicher Versorgung und Chancengleichheit zugesprochen; gleichzeitig gibt es Hinweise, dass sich soziale und gesundheitsbezogene Ungleichheiten digital fortführen [1]. Wir untersuchten daher, 1) welche Funktionen digitaler Gesundheitsangebote sich unterscheiden lassen, 2) wie häufig diese in Deutschland genutzt werden, und 3) worin sich die Nutzer*innen der Funktionen unterscheiden.
Methoden: In der repräsentativen Telefonbefragung HINTS Germany (Welle 2; 06-08/2020; n=2.602) wurden mit 19 Items verschiedene Nutzungszwecke digitaler Gesundheitsangebote abgefragt. Mit einer Faktorenanalyse wurden diese zu Faktoren verdichtet, für die jeweils die Nutzungshäufigkeiten und Zusammenhänge mit soziodemografischen und gesundheitsbezogenen Merkmalen von Onliner*innen (n=2.113) betrachtet wurden.
Ergebnisse: Die Faktorenanalyse ergab eine gut interpretierbare Lösung mit drei Faktoren (Varianzaufklärung: 57,7%), die als Funktionstypen verstanden werden. Digitale Angebote werden am häufigsten (75,6%) zur Gesundheitsinformationssuche und zum Umgang mit Gesundheitsproblemen genutzt (Faktor 1; 10 Items). 51,2% nutzen sie zur Organisation von Versorgung (Faktor 2; 4 Items), 45,8% zum Self-Monitoring und Datenaustausch (Faktor 3; 5 Items). Statistisch signifikant zeigt sich, dass Personen mit niedrigerem sozioökonomischen Status digitale Angebote weniger zur Organisation von Versorgung nutzen, ältere Personen weniger zum Self-Monitoring/Datenaustausch und Männer weniger zur Informationssuche/zum Umgang mit Gesundheitsproblemen und zur Organisation ihrer Versorgung. Betroffene mehrerer chronischer Erkrankungen nutzen signifikant häufiger Angebote zum Self-Monitoring/Datenaustausch; der wahrgenommene allgemeine Gesundheitszustand korreliert jedoch nicht mit der Nutzung der drei Funktionstypen.
Schlussfolgerung: Die Ergebnisse zeigen, wer welche Funktionen digitaler Gesundheitsangebote nutzt, und können die zielgruppengerechte Entwicklung unterstützen. Gleichzeitig zeichnet sich ab, dass diejenigen Gruppen, die ohnehin stärker von gesundheitlicher Ungleichheit betroffen sind, die Funktionen signifikant seltener nutzen. Eine aufbauende Analyse der Gründe und Barrieren für die Nutzung kann die Entwicklung konkreter Maßnahmen befördern, um auch diese Gruppen zu adressieren und bestehende Ungleichheiten zu reduzieren.
Interessenkonflikte: Michael Grimm und Martina Albrecht sind bei der Stiftung Gesundheitswissen an der Erstellung digitaler Gesundheitsinformationen beteiligt. Fabian Czerwinski hat keine Interessenkonflikte.
Literatur
- 1.
- Knöppler K, Neisecke T, Nölke L. Digital-Health-Anwendungen für Bürger – Kontext, Typologie und Relevanz aus Public-Health-Perspektive, Entwicklung und Erprobung eines Klassifikationsverfahrens. Gütersloh: Bertelsmann Stiftung; 2016. Available from: https://www.bertelsmann-stiftung.de/fileadmin/files/BSt/Publikationen/GrauePublikationen/Studie_VV_Digital-Health-Anwendungen_2016.pdf
- 2.
- Cornejo Müller A, Wachtler B, Lampert T. Digital Divide – Soziale Unterschiede in der Nutzung digitaler Gesundheitsangebote. Bundesgesundheitsblatt. 2020;63:185-191. DOI: 10.1007/s00103-019-03081-y