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20. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e. V.

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

21. - 23.03.2019, Berlin

Zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Die Bewertung systematischer Reviews in der täglichen Praxis von Leitlinienerstellern

Meeting Abstract

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  • Peggy Prien - ÄZQ, EBM/Leitlinien, Deutschland
  • Corinna Schaefer - ÄZQ, EBM/Leitlinien, Deutschland
  • Martin Härter - Universität Hamburg, Hamburg, Deutschland

EbM und Digitale Transformation in der Medizin. 20. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Berlin, 21.-23.03.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. Doc19ebmP-OG08-03

doi: 10.3205/19ebm107, urn:nbn:de:0183-19ebm1074

Veröffentlicht: 20. März 2019

© 2019 Prien et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund/Fragestellung: Für Leitlinien-Empfehlungen sind hochwertige systematische Übersichtsarbeiten die Grundlage mit dem höchsten Evidenzgrad. Dabei stellt sich die Frage, welche qualitativen Mindestanforderungen Übersichtsarbeiten erfüllen müssen, um sie als Evidenzbasis einschließen zu können. Bewertungstools wie AMSTAR definieren keine qualitativen Cut-offs oder Ausschlusskriterien. AMSTAR 2 umfasst eine Gesamtbewertung, die vor allem durch Schwächen in 7 als kritisch eingeschätzten Domänen beeinflusst wird: Wird mehr als eines der kritischen Kriterien nicht erfüllt, erhält der Review die Einstufung „critically low“. Wir untersuchen, inwiefern sich diese Gesamtbewertung als Ein- bzw. Ausschlusskriterium für systematische Reviews bei der Leitlinienerstellung eignet.

Methoden: Im Rahmen der Überarbeitung der NVL Chronische Herzinsuffizienz erfolgte zum Thema „nicht-medikamentöse Therapie“ eine systematische Recherche nach aggregierter Evidenz. Die Qualität identifizierter systematischer Reviews/Metaanalysen wurde von jeweils 2 Reviewern mit AMSTAR und anschließend mit AMSTAR 2 bewertet. Die Ergebnisse werden deskriptiv dargestellt.

Ergebnisse: 29 systematische Reviews wurden identifiziert und mit AMSTAR bewertet. Wegen mangelnder Qualität schlossen wir 6 Arbeiten von der qualitativen Synthese aus, da sie den intern vordefinierten Schwellenwert von 6 Punkten nicht erreichten, bei gleichzeitigem Vorliegen von Übersichtarbeiten besserer Qualität. Bei der noch nicht abgeschlossenen Bewertung der Reviews mit AMSTAR 2 zeichnet sich ab, dass es zu deutlich mehr schlechten Bewertungen kommt („critically low“). Dies ist vor allem getriggert durch die Nicht-Erfüllung der als „kritisch“ definierten Domänen “Liste ausgeschlossener Volltexte“ und „Review-Protokoll explizit erwähnt“.

Schlussfolgerungen: Leitlinien sollten nur dann auf aggregierte Evidenz zurückgreifen, wenn deren methodische Qualität hoch ist. Derzeit ist unklar, ob sich mit AMSTAR 2 solche Reviews zuverlässig identifizieren lassen.