gms | German Medical Science

20. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e. V.

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

21. - 23.03.2019, Berlin

Molekulare Tests als Voraussetzung für personalisierte Krebsmedizin – Anliegen und Interessen von ratsuchenden Patienten und Angehörigen

Meeting Abstract

  • Eva Krieghoff-Henning - Deutsches Krebsforschungszentrum, Krebsinformationsdienst, Deutschland
  • Evelyn Kludt - Deutsches Krebsforschungszentrum, Krebsinformationsdienst, Deutschland
  • Susanne Weg-Remers - Deutsches Krebsforschungszentrum, Krebsinformationsdienst, Deutschland

EbM und Digitale Transformation in der Medizin. 20. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Berlin, 21.-23.03.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. Doc19ebmP-OG07-10

doi: 10.3205/19ebm104, urn:nbn:de:0183-19ebm1048

Veröffentlicht: 20. März 2019

© 2019 Krieghoff-Henning et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund/Fragestellung: Immer häufiger wird die Krebstherapie auf Basis von komplexen molekularen Tests individuell angepasst. Dies erschwert es Betroffenen, sich informiert an medizinischen Entscheidungen zu beteiligen. Das benötigte Wissen sollten die behandelnden Ärzte vermitteln. Darüber hinaus haben sich weltweit Krebsinformationsdienste als leicht zugängliche Informationsquelle etabliert [1]. Sie bieten evidenzbasierte Informationen, die individuell auf den Bedarf des Ratsuchenden zugeschnitten sind. Ziel dieser Studie war es, den Informationsbedarf von Krebspatienten oder den sie unterstützenden Angehörigen [2] zur molekularen Diagnostik von Krebs zu untersuchen.

Methoden: Von Dez. 2017 bis Okt. 2018 kontaktierten insgesamt 15.382 Anrufer den Telefondienst des Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ. Bei allen Anrufen wurden anonymisiert Daten zur Soziodemographie des Anrufers, zu Krebsart und Stadium sowie den Gesprächsinhalten erhoben. Bei Fragen zu molekularer Diagnostik wurde in seinem separaten Protokollbogen zusätzlich die Art des Tests, das Anliegen des Anrufers und der Kontext der Testung (Risikoeinschätzung, Früherkennung, Therapieoptimierung) dokumentiert.

Ergebnisse: Im o.g. Zeitraum meldeten sich beim KID 1.804 Krebspatienten / Angehörige (12% der Anfragen) mit Fragen zu molekularen Tests, ganz überwiegend vor dem Hintergrund einer Brust- (47%) oder Prostatakrebserkrankung (31%). Meist riefen die Ratsuchenden zum Zeitpunkt der Erstdiagnose / Erstbehandlung (49%) oder bei einem Rückfall (22%) an. Die Fragen fokussierten sich auf prädiktive / prognostische Tests, bzw. auf Verfahren zum Therapiemonitoring. Insbesondere bei Brustkrebs-Patientinnen ging es in der Mehrzahl der Fälle (79%) um Fragen zu Tests, die eine Aussage über den potenzielen Nutzen einer Behandlung oder die Wahrscheinlichkeit des Therapieansprechens erlauben. Diese Tests sind für Therapieentscheidungen hochrelevant.

Schlussfolgerungen: Neue, personalisierte Ansätze zur Behandlung von Krebs erfordern oft eine komplexe molekulare Diagnostik. Um Krebspatienten zu informierten Entscheidungen zu befähigen, sind gut verständliche und individuelle Informationen erforderlich. Die hier vorgestellte Studie wirft ein Licht auf den hohen Informationsbedarf von Betroffenen. Die Ergebnisse sind von hoher Relevanz für Health Care Professionals in der Onkologie, die Krebspatienten bei der oft schwierigen Entscheidungsfindung optimal unterstützten möchten.

Interessenkonflikte: Die Autorinnen geben an, keine Interessenkonflikte zu haben.


Literatur

1.
Clinton-McHarg T, Paul C, Boyes A, Rose S, Vallentine P, O’Brien L. Do cancer helplines deliver benefits to people affected by cancer? A systematic review. Patient Education and Counseling. 2014;97(3):302-9. DOI: 10.1016/j.pec.2014.09.004 Externer Link
2.
Reifegerste D, Czerwinski F, Rosset M, Baumann E, Kludt E, Weg-Remers S. Demographic and cancer-related differences between self-seeking patients and supported patients: Analysis of cancer information-service data. Psychooncology. 2019 Feb 01. DOI: 10.1002/pon.5016 Externer Link