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Die Sigmoidoskopie als evidenzbasierte Screeningverfahren für Darmkrebs – eine mögliche Option (SIGMO)
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Veröffentlicht: | 20. März 2019 |
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Hintergrund/Fragestellung: Die Sigmoidoskopie (partielle Darmspiegelung) senkt die Darmkrebs-Inzidenz relativ um 18% (95%-KI 11-25%) und die -Mortalität um 28% (20-35%) [1]. Sie ist weniger aufwändig und risikoärmer als die Screening-Koloskopie. Die aktuelle S3-Leitlinie [2] empfiehlt bei Ablehnung einer Koloskopie die Sigmoidoskopie – praktisch ist dies jedoch nicht möglich, da die Krebsfrüherkennungs-Richtlinie keine entsprechende Regelung enthält. Dabei wäre eine Erhöhung der Teilnahme an endoskopischen Verfahren, die durch die Abtragung von Krebsvorstufen Darmkrebs sogar verhindern können, wünschenswert. Ziel ist es, unter Berücksichtigung der Präferenzen der Versicherten zu analysieren, ob ein zusätzliches Angebot einer Sigmoidoskopie die Versorgung verbessern könnte.
Diese Studie wird vom Innovationsausschuss des Gemeinsamen Bundesausschusses gefördert (Beginn März 2019, Dauer 3 Jahre).
Methoden: Mittels Discrete-Choice-Experimenten (DCE) wird erhoben, welches Screeningverfahren die Versicherten präferieren und welche Aspekte entscheidungsrelevant sind. Die Attribute und ihre Level werden durch syst. Literaturrecherchen, Fokusgruppen mit Versicherten und Expertenbefragung ermittelt. Studienpopulation dieser schriftlichen Befragung sind 50- bis 60-jährige Versicherte der AOK Niedersachsen (Ziel: n=1.000). Die Ergebnisse fließen in entscheidungs-analytische Markov-Modelle ein, die unter Berücksichtigung weiterer, durch syst. Literaturrecherchen identifizierte Parameter sowie Krebsregisterdaten schätzen, wie sich das zusätzliche Angebot der Sigmoidoskopie auf die Teilnahme an den unterschiedlichen Verfahren, Nutzen und Schaden auf Bevölkerungsebene sowie die Kosteneffektivität (Kosten pro entdeckten Fall, Kosten pro qualitätsadjustiertes Lebensjahr) des Screenings auswirkt.
Vorläufige oder erwartete Ergebnisse, Ausblick: Die Kombination von DCE und Entscheidungsanalyse stellt ein innovatives und effizientes Verfahren zur Modellierung potenzieller Effekte einer neuen Versorgungsform dar. Es soll beantworten, ob das zusätzliche Angebot der Sigmoidoskopie zu einer höheren Beteiligung an der Früherkennung führen würde, ob die Beteiligung womöglich zu Lasten der Koloskopie ginge und wie hoch ggf. der zu erwartende Zusatznutzen im Hinblick auf Inzidenz und Mortalität von Darmkrebs wäre. Die Ergebnisse bilden eine Grundlage für die Entscheidung, ob die Darmkrebsfrüherkennung um das Angebot der Screening-Sigmoidoskopie erweitert werden sollte.
Interessenkonflikte: Die Autoren erklären, dass sie keine Interessenskonflikte haben.
Literatur
- 1.
- Brenner H, Stock C, Hoffmeister M. Effect of screening sigmoidoscopy and screening colonoscopy on colorectal cancer incidence and mortality: systematic review and meta-analysis of randomised controlled trials and observational studies. BMJ. 2014;348:g2467.
- 2.
- Leitlinienprogramm Onkologie. S3-Leitlinie Kolorektales Karzinom. AWMF-Registernummer: 021/007OL. Version 2.0. 2017.