gms | German Medical Science

20. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e. V.

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

21. - 23.03.2019, Berlin

Diagnostik der COPD: Von der Evidenz zur Empfehlung – oder?

Meeting Abstract

Suche in Medline nach

  • Sabine Schüler - Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ), Abteilung 1 (EbM und Leitlinien), Deutschland
  • Isabell Vader - Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ), Abteilung 1 (EbM und Leitlinien), Deutschland
  • Martin Härter - Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ), Abteilung 1 (EbM und Leitlinien), Deutschland; Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Zentrum für Psychosoziale Medizin, Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie, Hamburg, Deutschland
  • Corinna Schaefer - Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ), Abteilung 1 (EbM und Leitlinien), Deutschland

EbM und Digitale Transformation in der Medizin. 20. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Berlin, 21.-23.03.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. Doc19ebmP-OG06-04

doi: 10.3205/19ebm088, urn:nbn:de:0183-19ebm0888

Veröffentlicht: 20. März 2019

© 2019 Schüler et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund/Fragestellung: Im Rahmen der Aktualisierung des Kapitels Diagnostik der Nationalen VersorgungsLeitlinie (NVL) COPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankung) wurden nationale und internationale Leitlinien zum Thema COPD systematisch recherchiert und dann u.a. hinsichtlich ihrer Empfehlungen zu den verschiedenen diagnostischen Verfahren und der dazu angegebenen Evidenz geprüft. Es zeigte sich, dass in diesem Bereich primär konsensbasiert und zumeist ohne systematisch durchgeführte Recherchen Aussagen für ein strukturiertes diagnostisches Vorgehen getroffen wurden.

Für die Formulierung eines eigenen algorithmischen Vorgehens wollen sich die Experten der NVL-Arbeitsgruppe nicht ausschließlich dem Konsens anderer Leitlinien als vorrangige Evidenzgrundlage anschließen. Es besteht die Annahme, dass die medizintechnischen Fortschritte der letzten Jahre auch die apparative COPD-Diagnostik betreffen. Nun wurde geprüft, ob hierfür belastbare Evidenz existiert.

Methoden: Zum aktuellen Stellenwert verschiedener diagnostischer Verfahren erfolgten systematische Recherchen auf mehreren Ebenen: Zunächst wurden alle gültigen Cochrane-Reviews und Protokolle zum Thema COPD identifiziert. Anschließend erfolgte eine systematische Recherche nach diagnostischen Genauigkeitsstudien zu Spirometrie, Kohlenmonoxid-Diffusionskapazität (DLCO), Bodyplethysmographie und Computertomographie. Die identifizierten Publikationen wurden mit AMSTAR und QUADAS II methodisch bewertet.

Ergebnisse: Es konnten keine gültigen Cochrane-Reviews oder -Protokolle identifiziert werden. Die systematische Suche nach diagnostischen Genauigkeitsstudien ergab n=2276 Treffer, n=16 entsprachen den formulierten Einschlusskriterien. Lediglich eine Studie zeigte eine gute methodische Qualität, d.h. sie wies in allen 4 Domänen der QUADAS-II-Bewertung ein geringes Risiko für Verzerrungen auf. Alle anderen Publikationen wurden methodisch schwach bis moderat bewertet - insbesondere fehlten für 13/15 Primärstudien klare Beschreibungen des Referenztestes. Ein (1/1) systematischer Review erfüllte 7/11 AMSTAR-Kriterien.

Schlussfolgerungen: Ohne die klinischen Erfahrungen der multidisziplinären Leitliniengruppe wäre der Entwurf eines Diagnostik-Algorithmus allein auf Basis der identifizierten Evidenz nicht möglich gewesen.