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Diagnostik der COPD: Von der Evidenz zur Empfehlung – oder?
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Veröffentlicht: | 20. März 2019 |
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Hintergrund/Fragestellung: Im Rahmen der Aktualisierung des Kapitels Diagnostik der Nationalen VersorgungsLeitlinie (NVL) COPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankung) wurden nationale und internationale Leitlinien zum Thema COPD systematisch recherchiert und dann u.a. hinsichtlich ihrer Empfehlungen zu den verschiedenen diagnostischen Verfahren und der dazu angegebenen Evidenz geprüft. Es zeigte sich, dass in diesem Bereich primär konsensbasiert und zumeist ohne systematisch durchgeführte Recherchen Aussagen für ein strukturiertes diagnostisches Vorgehen getroffen wurden.
Für die Formulierung eines eigenen algorithmischen Vorgehens wollen sich die Experten der NVL-Arbeitsgruppe nicht ausschließlich dem Konsens anderer Leitlinien als vorrangige Evidenzgrundlage anschließen. Es besteht die Annahme, dass die medizintechnischen Fortschritte der letzten Jahre auch die apparative COPD-Diagnostik betreffen. Nun wurde geprüft, ob hierfür belastbare Evidenz existiert.
Methoden: Zum aktuellen Stellenwert verschiedener diagnostischer Verfahren erfolgten systematische Recherchen auf mehreren Ebenen: Zunächst wurden alle gültigen Cochrane-Reviews und Protokolle zum Thema COPD identifiziert. Anschließend erfolgte eine systematische Recherche nach diagnostischen Genauigkeitsstudien zu Spirometrie, Kohlenmonoxid-Diffusionskapazität (DLCO), Bodyplethysmographie und Computertomographie. Die identifizierten Publikationen wurden mit AMSTAR und QUADAS II methodisch bewertet.
Ergebnisse: Es konnten keine gültigen Cochrane-Reviews oder -Protokolle identifiziert werden. Die systematische Suche nach diagnostischen Genauigkeitsstudien ergab n=2276 Treffer, n=16 entsprachen den formulierten Einschlusskriterien. Lediglich eine Studie zeigte eine gute methodische Qualität, d.h. sie wies in allen 4 Domänen der QUADAS-II-Bewertung ein geringes Risiko für Verzerrungen auf. Alle anderen Publikationen wurden methodisch schwach bis moderat bewertet - insbesondere fehlten für 13/15 Primärstudien klare Beschreibungen des Referenztestes. Ein (1/1) systematischer Review erfüllte 7/11 AMSTAR-Kriterien.
Schlussfolgerungen: Ohne die klinischen Erfahrungen der multidisziplinären Leitliniengruppe wäre der Entwurf eines Diagnostik-Algorithmus allein auf Basis der identifizierten Evidenz nicht möglich gewesen.