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20. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e. V.

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

21. - 23.03.2019, Berlin

Wirksamkeit zweier Interventionen zur Änderung des zahnärztlichen Exkavationsverhaltens: Ein Simulationsexperiment

Meeting Abstract

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  • Linda Maria Jeggle - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Abteilung für Zahnerhaltung und Präventivzahnmedizin, Berlin, Deutschland
  • Sarah Baker - University of Sheffield, Unit of oral health, Dentistry and Society, School of clinical dentistry, Sheffield, Großbritannien
  • Falk Schwendicke - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Abteilung für Zahnerhaltung und Präventivzahnmedizin, Berlin, Deutschland

EbM und Digitale Transformation in der Medizin. 20. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Berlin, 21.-23.03.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. Doc19ebmP-EG05-05

doi: 10.3205/19ebm079, urn:nbn:de:0183-19ebm0799

Veröffentlicht: 20. März 2019

© 2019 Jeggle et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund/Fragestellung: Für tiefe kariöse Läsionen wird zunehmend eine selektive (unvollständige) statt non-selektive (vollständige) Exkavation kariösen Dentins empfohlen. Zahnärzte wenden die selektive Exkavation (SE) jedoch nur zurückhaltend an. Auf der Basis einer durchgeführten qualitativen Analyse zur Identifizierung von Barrieren und fördernden Faktoren von SE zielte die vorliegende Studie auf die Überprüfung der Wirksamkeit zweier Interventionen zur Änderung des zahnärztlichen Exkavationsverhaltens in einem Simulationsexperiment ab.

Methoden: Ausgehend von Daten aus zehn Einzelinterviews mit deutschen Zahnärzten (6 weiblich, 4 männlich, Alter 27-58 Jahre) wurden unter Einsatz des Behavior Change Wheels und der daraus abgeleiteten Methodik (BCTTv1) zwei Interventionen zur Änderung des Exkavationsverhaltens entwickelt. Die Intervention ‚Leitlinie‘ beinhaltete eine zusammengefasste Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Zahnerhaltung zu SE. Die Intervention 'Hilfsmittel' beinhaltet ein fiktives selbst-limitierendes Exkavationsinstrument. Das durchgeführte Simulationsexperiment umfasste 2452 zufällig ausgewählte deutsche Zahnärzte, die postalisch einen Fragebogen zu ihrem Exkavationsverhalten, die jeweilige Intervention in einem separaten verschlossenen Umschlag sowie einen zweiten Fragebogen zum Exkavationsverhalten nach der Interventionsanwendung erhielten (n=1226/Intervention). Der primäre Zielparameter (Exkavationsverhalten) wurde anhand der angestrebten pulpanahen Dentinhärte nach Exkavation gemessen. Mittels 12 ordinal skalierten Fragen wurden das prä- und post-Interventionsverhalten erfasst. Zur statistischen Analyse kamen der Chi-Quadrat-Test und eine multinomiale ordinale Regression zum Einsatz.

Ergebnisse: Vier Barrieren und vier fördernde Faktoren für SE wurden identifiziert. Die entwickelten Interventionen sprachen diese Faktoren an. Insgesamt nahmen 504 Zahnärzte teil (24,9% Rücklauf). Das simulierte Exkavationsverhalten war nach der Intervention in beiden Gruppen signifikant verändert (p<0.001). In der ‚Leitlinien‘-Gruppe beließen zusätzliche 29,6% Zahnärzte weiches Dentin in Pulpanähe, in der ‚Hilfsmittel‘-Gruppe waren es 17,9%. Zwischen den Gruppen gab es keine signifikanten Unterschiede im simulierten Exkavationsverhalten (p=0.933).

Schlussfolgerungen: Systematisch entwickelte und theoretisch fundierte Interventionen zur Verhaltensänderung waren in diesem Simulationsexperiment wirksam und könnten in der Implementierung von SE angewendet werden.

Interessenkonflikte: Ein Interessenkonflikt liegt nicht vor.