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Analyse und Modellierung von Entscheidungsbäumen als Grundlage für die Erstellung evidenzbasierter Entscheidungshilfen
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Veröffentlicht: | 20. März 2019 |
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Hintergrund/Fragestellung: Grundlage für die Erstellung evidenzbasierter Entscheidungshilfen insbesondere bei komplexen Behandlungsprozessen ist die Kenntnis und Analyse der im Behandlungsprozess auftretenden Entscheidungsknoten bzw. der sich daraus ergebenden Entscheidungskonflikte. Ziel unseres Pilotprojekts war es zu überprüfen ob aktuell verfügbare Leitlinien geeignet sind ausreichend detaillierte und im Sinne der erforderlichen Entscheidungsparameter valide Algorithmen zu modellieren.
Methoden: Hierzu wurden beispielhaft die Behandlungspfade zur Brustrekonstruktion nach Mastektomie [1] sowie zur Indikationstellung einer Kniegelenksendoprothese [2] mit der Business Process Modell and Notation (BPMN) modelliert.
Vorläufige oder erwartete Ergebnisse, Ausblick: Im Ergebnis zeigte sich, dass auf der Grundlage der relativ eindeutig formulierten Entscheidungsregeln der S3-Leitlinie zum Mammakarzinom ein klares Modell der Entscheidungshierarchie und damit alle entscheidungsrelevanten Knoten modelliert und beschrieben werden konnten. Im Gegensatz dazu gelang dies bei der S2k Leitlinie zur Kniendoprothese in weit geringerem Maße. Dies lag vor allem an den in der Leitlinie nur sehr wenig präzise formulierten Haupt- und Nebenkriterien für die Indikationsstellung. Damit konnten weder eindeutige Entscheidungsregeln im Sinne von „wenn - dann“ Beziehungen noch eine klare hierarchische Gliederung der Entscheidungsregeln abgeleitet werden.
Es ist somit möglich mit Hilfe der BPMN dezidierte Entscheidungsbäume zu modellieren, deren Qualität jedoch entscheidend von der Entwicklungsstufe der jeweiligen Leitlinie abzuhängen scheint. Angemerkt werden muss jedoch, dass die BPMN-Modelle sehr schnell auf Grund ihrer rasch zunehmenden Komplexität für den Nutzer unübersichtlich werden. Dies kann jedoch, wie wir an anderer Stelle gezeigt haben [3], durch die Einbindung der Decision Modelling Notation und der damit nutzbaren Entscheidungsmatrizen umgangen werden.
Andererseits kann die ausführliche Modellierung von Entscheidungsbäumen, neben der Analyse des tatsächlichen Informationsbedarfs für die Betroffenen, auch als Grundlage für die Entwicklung interaktiver Informationssysteme genutzt werden, die es sowohl dem medizinischen Fachpersonal wie auch den Patientinnen und Patienten erlaubt sich schnell und effizient durch das System zu navigieren und damit die für sie jeweils relevante Information rasch und zuverlässig aufzufinden.
Interessenkonflikte: es bestehen keine Interessenkonflikte
Literatur
- 1.
- Deutsche Krebsgesellschaft; Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe. Interdisziplinäre S3-Leitlinie für die Früherkennung, Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Mammakarzinoms. AWMF-Registernummer 032-045OL. Version 4.1. 2018. Verfügbar unter: https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/032-045OL.html
- 2.
- Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie. EKIT-Knie. S2k-LL Indikation Knieendoprothese. AWMF Registernummer 033-052. 2018. Verfügbar unter: https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/033-052.html
- 3.
- Andrzejewski D, Tetzlaff L, DeBoer J, Beck E, Haeusler N. The Transparent Representation of Medical Decision Structures Based on the Example of Breast Cancer Treatment. In: Proceedings of the International Conference on Health Informatics (HEALTHINF-2015). p. 617-621. DOI: 10.5220/0005283306170621