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Kommunikation von Unsicherheit in schriftlichen Gesundheitsinformationen: eine randomisierte Studie
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Veröffentlicht: | 20. März 2019 |
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Hintergrund/Fragestellung: Unsicherheit ist bei medizinischen Entscheidungen unvermeidlich und gerade bei präferenz-sensitiven Entscheidungen von Bedeutung. Evidenzbasierte Gesundheitsinformationen sollen neben Behandlungseffekten auch damit verbundene Unsicherheiten vermitteln. Wir haben untersucht, welche Wirkung die Kommunikation von unterschiedlichen Graden (Q1) und Arten der Unsicherheit (Q2) auf Bürgerinnen und Bürger hat; zudem, ob es einen additiven Effekt gibt, wenn mehrere Quellen von Unsicherheit kommuniziert werden (Q3).
Methoden: Wir haben acht Versionen einer Gesundheitsinformation zu einem fiktiven Tinnitus-Medikament entwickelt. Sie unterscheiden sich im Grad und der Art der Unsicherheit (Publikationsbias vs. fragliche Übertragbarkeit vs. statistische Unsicherheit) sowie der Anzahl an Quellen von Unsicherheit (eine bis drei Quellen). Die Textvarianten wurden randomisiert n=1633 Mitgliedern eines deutschlandweiten Online-Forschungspanels vorgelegt. Die Teilnehmenden wurden zu mehreren Endpunkten befragt: Wahrnehmung der Wirksamkeit der Behandlung (primär); Wahrnehmung der Studienlage, Textqualität, intendierte Entscheidung (sekundär). Zur konfirmatorische Analyse wurden für Q1-Q3 Kruskall-Wallis-Tests berechnet, bei signifikantem Globaleffekt (p<0.05) paarweise Vergleiche innerhalb der Fragestellungen. Die Auswertung erfolgte nach dem ITT-Prinzip. Eine Imputation fehlender Daten wurde nicht vorgenommen.
Ergebnisse: Für den primären Endpunkt lagen von mehr als 97% der Teilnehmenden Antworten vor. Für Q1 und Q2 zeigte sich für diesen Endpunkt kein signifikanter Globaleffekt (p=0.25 bzw. p=0.73). Für Q3 wurde ein signifikanter Effekt identifiziert (p=0.048). Im paarweisen Vergleich zeigte sich eine etwas geringere wahrgenommene Wirksamkeit der Behandlung für die Information mit drei gegenüber der mit zwei Quellen von Unsicherheit (p=0.037), nicht aber der mit nur einer Quelle (p=0.31). Für die sekundären Endpunkte zeigten sich nur vereinzelte, geringe Unterschiede zwischen den Varianten der Gesundheitsinformation. In allen Gruppen gab es eine breite Varianz der Einschätzung der Unsicherheit.
Schlussfolgerungen: Die Kommunikation von Unsicherheit zur Darstellung der Qualität der Evidenz eines Behandlungseffekts hat – so wie in dieser Studie umgesetzt – nur einen geringen Einfluss auf die Leserwahrnehmung. Möglicherweise ist es notwendig, die Bedeutung spezifischer Unsicherheiten besser zu erläutern, um Nutzerinnen und Nutzern eine Interpretationshilfe zu geben.