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Brücken bauen – von der Evidenz zum Patientenwohl: 19. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e. V.

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

08.03. - 10.03.2018, Graz

Messen mit zweierlei Maß? Vom angemessenen Umgang mit alter versus neuer Evidenz bei der Leitlinienentwicklung

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Susanne Gabriele Schorr - Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ), Berlin
  • presenting/speaker Natascha Einhart - Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ), Berlin
  • presenting/speaker Markus Follmann - Office des Leitlinienprogramms Onkologie, Berlin
  • Isabell Vader - Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ), Berlin
  • Peggy Prien - Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ), Berlin
  • presenting/speaker Monika Nothacker - AWMF-Institut für Medizinisches Wissensmanagement, Marburg/Berlin
  • author presenting/speaker Corinna Schaefer - Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ), Berlin

Brücken bauen – von der Evidenz zum Patientenwohl. 19. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Graz, Österreich, 08.-10.03.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18ebmW-15

doi: 10.3205/18ebm175, urn:nbn:de:0183-18ebm1751

Veröffentlicht: 6. März 2018

© 2018 Schorr et al.
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Gliederung

Text

Einführung/Relevanz: Leitlinien prüfen häufig alternative Therapieoptionen, deren Nutzenbelege aus unterschiedlichen zeitlichen Kontexten stammen. Eine systematische Recherche zur Identifikation und die anschließende Bewertung relevanter Evidenz führt bei älteren Therapien nicht immer zum erklärten Ziel, die klinische Fragestellung hinreichend zu beantworten: In aktuellen Studien werden ältere Therapien, wenn überhaupt, zumeist nur als Kontrollintervention herangezogen und die Durchführung von Primärstudien mit einem Placebovergleich liegt häufig Jahre bis Jahrzehnte zurück, teils mit heterogener methodischer Qualität. Gleichzeitig besteht durch den langjährigen klinischen Einsatz mehr Erfahrungswissen, vor allem bezüglich der Sicherheitsaspekte. Die Frage nach dem Stellenwert dieser klinischen Erfahrung stellt sich für Leitlinienempfehlungen insbesondere dann, wenn der medizinische Standard nicht durch randomisierte klinische Studien abgesichert ist, weil die Behandlungsindikation beispielsweise in der Praxis auf neue Patientengruppen ausgeweitet worden ist. Zuletzt reicht für die Identifikation von sicherheitsrelevanten Aspekten eine systematische Recherche nach RCTs nicht aus, da sich Sicherheitsprofile meist erst mit dem längeren Einsatz der Interventionen über Versorgungs- und Sicherheits-Daten abbilden lassen.

Der Workshop geht den Fragen nach: Welcher Aufwand ist für die Formulierung von Empfehlungen zu etablierten Therapieverfahren notwendig? Wie kann in dieser Konstellation die beste Darstellung der Evidenzgrundlage und Empfehlungsgraduierung aussehen?Wie kann sichergestellt werden, dass keine relevanten Informationen, z.B. zu Sicherheitsaspekten übersehen werden?

Ablauf:

10 Minuten: Einführung in das Thema

20 Minuten: Drei kurze Impulsvorträge beleuchten das Thema anhand von praktischen Beispielen:

1.
Statine bei chronischer KHK: Auf der Suche nach der Nadel im Heuhaufen
Natascha Einhart
2.
Clopidogrel bei PCI: Empfehlung zum „off-label use“, wenn randomisierte Studien für wichtige Indikationen fehlen?
3.
Alt und trotzdem nicht bewährt: späte Erkenntnis zu NSAR und kardiovaskulärem Risiko
Susanne Schorr

45 Minuten: Moderierte Diskussion: Die Teilnehmerbewertendie vorgetragenen Beispiele, steuern eigene Erfahrungen aus der Leitlinienentwicklung bei und diskutieren Strategien zur Identifizierung, Bewertung und Darstellung alter Evidenz im Vergleich zu aktueller: Was ist ein geeignetes systematisches Vorgehen zur Identifikation „alter“ Evidenz? Welche weiteren Aspekte spielen bei der Bewertung der Therapiealternativen und der Abwägung der Empfehlungsstärke eine Rolle? Was muss eine angemessene vergleichende Interpretation alter und neuer Ergebnisse berücksichtigen?

15 Minuten: In einem kritischen Ausblick soll geprüft werden, ob sich aus den individuellen Erfahrungen methodische Vorgehensweisen und Formen der Ergebnisdarstellung im Sinne einer konsentierten best practice ableiten lassen.

Moderation: Markus Follmann, Monika Nothacker, Corinna Schaefer

Begründung für das Format als Workshop: Aus der Konfrontation mit alter Evidenz ergibt sich aus vielfältigen Gründen Unsicherheit für Entwickler von Leitlinien. Ein interaktiver Erfahrungsaustausch soll Leitlinienentwicklern zur Orientierung dienen, welche Strategien sich als hilfreich bei diesem Problem erwiesen haben und auch der kritischen Bewertung standhalten.

Zielgruppe/Teilnehmer: Leitlinienentwickler