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Brücken bauen – von der Evidenz zum Patientenwohl: 19. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e. V.

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

08.03. - 10.03.2018, Graz

Empfehlungen für eine an der Evidenzlage und dem Bedarf aus Sicht der Betroffenen orientierten Versorgung mit Physiotherapie bei Rheumatoider Arthritis

Meeting Abstract

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  • author presenting/speaker Andrea Pfingsten - Ostbayerische Technische Hochschule Regensburg
  • Bernhard Borgetto - Hochschule für Angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim
  • Kuno Hottenrott - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Brücken bauen – von der Evidenz zum Patientenwohl. 19. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Graz, Österreich, 08.-10.03.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18ebmP7-5

doi: 10.3205/18ebm131, urn:nbn:de:0183-18ebm1310

Veröffentlicht: 6. März 2018

© 2018 Pfingsten et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund/Fragestellung: Eine Rheumatoide Arthritis (RA) verläuft chronisch schubweise und Betroffene leiden unter zunehmenden und schwankenden Symptomen. In der Physiotherapie (PT) werden individuell abgestimmte Interventionen in einem ambulanten (aPT) oder Gruppensetting (gPT) eingesetzt. In Leitlinien wird PT unspezifisch empfohlen. Ärzte verordnen spezifische Formen der PT. Wie ist eine evidenzbasierte und am Bedarf aus Sicht Betroffener orientierte Versorgung zu gestalten?

Methoden/Material: Drei Methoden wurden kombiniert: 1) Evidenz zu PT wurde mittels eines Systematischen Reviews ermittelt und deren Qualität in Anlehnung an GRADE beurteilt. 2) Einflussfaktoren auf eine Versorgung wurden mittels Sekundäranalyse von Versorgungsdaten aus einer Längsschnittstudie bestimmt. 3) Einflussfaktoren auf den Bedarf an sowie die Verordnung von PT aus Sicht der Betroffenen wurden mittels Fragebogen erhoben. Die Daten wurden soweit möglich mittels Metaanalysen (1), binären (2) sowie multiplen linearen Regressionen und Gruppenvergleichen für abhängige Stichproben (3) analysiert. Es wurden Häufigkeiten (3) der Nennung spezifischer Interventionen sowie von Übereinstimmungen zwischen Bedarf und wahrgenommenem Verordnungsverhalten bestimmt.

Ergebnisse: 1) Eine gPT zeigte bei jungen Betroffenen mit guter Funktion Effekte, war aber bei Vorschäden der Gelenke weder effektiv noch sicher. Zu aPT liegt keine Evidenz vor. 2) Der einzige relevante Vorhersagefaktor für eine Versorgung mit PT ist eine bereits bestehende Versorgung (Exp(B)=10,81 - 171,53, p<0,001). 3) Den stärksten bedarfssteigernden Einfluss hat ein schlechtes körperliches Befinden (B=0,25, p<0,05/MWD 1,3 (NAS 1-10), p<0,001). Teilnehmer (n=305) gaben am häufigsten Bedarf an aPT an, bei schlechtem Befinden vor allem an passiven Maßnahmen. In besseren Phasen besteht zusätzlich Bedarf an gPT. Betroffene haben individuell unterschiedliche Bedarfe und eine Berücksichtigung bedarfsbestimmender Faktoren bei der Verordnung wird kaum wahrgenommen.

Schlussfolgerungen: Angesichts der geringen Evidenzlage und individueller und schwankender Bedarfe wird ein stark individualisiertes Vorgehen empfohlen. Effektivität, Sicherheit und Passgenauigkeit sind regelmäßig gemeinsam mit den an der Versorgung Beteiligten sowie den Betroffenen zu überprüfen. Insbesondere bei schlechtem Befinden sollte über die Möglichkeit einer aPT und die notwendige Überprüfung aufgeklärt werden. Es besteht dringender Forschungsbedarf für aPT bei RA.