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Brücken bauen – von der Evidenz zum Patientenwohl: 19. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e. V.

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

08.03. - 10.03.2018, Graz

Barriere oder Chance für die Partizipation pflegebedürftiger Patienten: Zusammenarbeit zwischen Pflegenden und Ärzten

Meeting Abstract

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Brücken bauen – von der Evidenz zum Patientenwohl. 19. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Graz, Österreich, 08.-10.03.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18ebmP1-1

doi: 10.3205/18ebm063, urn:nbn:de:0183-18ebm0638

Veröffentlicht: 6. März 2018

© 2018 Messer.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Um die Partizipation pflegebedürftiger Patienten an ihrer Versorgung sicherzustellen, bedarf es der Koordination aller am Prozess beteiligten Berufsgruppen. Eine besondere Herausforderung stellt dabei die Kommunikation zwischen Pflegenden und Ärzten dar. Es wird daher der Frage nachgegangen, wie beruflich Pflegende, die in der häuslichen Versorgung tätig sind, die Zusammenarbeit mit Ärzten hinsichtlich der Partizipation von Patienten am Versorgungsprozess erleben.

Methode: Im Rahmen einer qualitativen Studie wurden 29 problemzentrierte Experteninterviews mit beruflich Pflegenden in der häuslichen Versorgung durchgeführt. Diese wurden in einem kategorienbildenden Prozess in mehreren Schritten thematisch- und fallvergleichend ausgewertet.

Ergebnisse: Pflegende erleben sich als Informationsvermittler vom Arzt an den Patienten und als Bittsteller an Ärzte. Andere Pflegende nehmen sich selbst als Weisungsempfänger von ärztlichen Anordnungen wahr. Zwar beschreiben Pflegende immer wieder Situationen, in denen Patienten ärztlich angeordnete Maßnahmen indirekt ablehnen indem sie diese langfristig nicht ausführen möchten. Dennoch sehen sich Pflegende oftmals nicht in der Position Ärzten diese Erkenntnisse so zu vermitteln, dass daraus gemeinsam mit dem Patienten eine Modifikation der Therapie erfolgt. Ein Beispiel ist die Verordnung für das Anziehen von Anti-Thrombosestrümpfen, bei der Ärzte auf der angeordneten Maßnahme beharren, auch wenn Patienten diese ablehnen. Darüber hinaus findet sich bei manchen Pflegenden die Auffassung, dass Ärzte die alleinigen Entscheidungsträger medizinischer Behandlungen sind. Diese Pflegenden scheinen keine Vorstellung darüber zu haben, dass Ärzte angehalten sind Therapieentscheidungen gemeinsam mit dem Patienten zu treffen. Eben diese Annahme vermitteln sie auch Patienten. So besteht insbesondere in der Behandlungspflege kaum Mitwirkungsspielraum für Patienten.

Schlussfolgerung: Die Ergebnisse verdeutlichen, dass in der Arbeitsgestaltung zwischen Pflegenden und Ärzten die Partizipation von Patienten an der Versorgung bisher kaum Platz hat. Kritisch ist dies, wenn Pflegende Patienten infolgedessen mitteilen, dass Patienten keine Mitspracherechte an der ärztlichen Behandlung hätten. Zugleich nehmen Pflegende Situationen wahr, in denen eine Neuaushandlung der Therapie gemeinsam mit dem Patienten angezeigt wäre und signalisieren Bereitschaft sich einzubringen. Eben dieses Potenzial gilt es in zukünftigen Entwicklungen zu nutzen.