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Brücken bauen – von der Evidenz zum Patientenwohl: 19. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e. V.

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

08.03. - 10.03.2018, Graz

Absolute Effekte auf der Basis von gepoolten Hazard ratios: eine Analyse von mehr als 500 systematischen Übersichtsarbeiten im Krebsbereich

Meeting Abstract

  • author presenting/speaker Nicole Skoetz - Klinik I für Innere Medizin, Uniklinik Köln; Cochrane Cancer
  • Joerg Meerpohl - Cochrane Deutschland
  • Aaron Weigl - Klinik I für Innere Medizin, Uniklinik Köln; Cochrane Cancer
  • Marius Goldkuhle - Klinik I für Innere Medizin, Uniklinik Köln; Cochrane Cancer
  • Kerry Dwan - Cochrane Editorial Unit, London, UK
  • Valérie C. Labonté - Cochrane Deutschland
  • Elvira C. van Dalen - Department of Pediatric Oncology, Emma Children's Hospital / Academic Medical Center, Amsterdam, The Netherlands

Brücken bauen – von der Evidenz zum Patientenwohl. 19. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Graz, Österreich, 08.-10.03.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18ebmV-08-1

doi: 10.3205/18ebm045, urn:nbn:de:0183-18ebm0456

Veröffentlicht: 6. März 2018

© 2018 Skoetz et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Überlebenszeitanalysen werden verwendet, um die Dauer der Zeit bis zu einem bestimmten Ereignis zu beschreiben, die abgeleiteten Effekte als Hazard Ratios (HR) dargestellt.

Der „Methodological Expectations of Cochrane Intervention Reviews (MECIR)“-Leitfaden von Cochrane gibt eine interpretierbare Ergebnisdarstellung, zum Beispiel als absolute Effekte, als verpflichtend an. Zur Berechnung absoluter Effekte kann die GRADEproGDT-Software verwendet und als Summary of Findings (SOF) Tabelle dargestellt werden. Dazu wird für den Kontrollarm ein Basisrisiko festgelegt, mittels des gepoolten Gesamteffektschätzers die Ereignisrate im Behandlungsarm kalkuliert.

Fragestellung: Werden absolute Effekte aus gepoolten Hazard ratios in High-Impact Journals und in Cochrane Reviews berichtet und ist die Berechnung korrekt?

Methoden/Material: Basierend auf einem A-priori-Protokoll identifizierten wir über MEDLINE alle krebsspezifischen systematischen Reviews (SR), die in den 10 onkologischen Zeitschriften mit den höchsten Impact-Faktoren zwischen 2011 und 2016 publiziert wurden, außerdem für den gleichen Zeitraum alle krebsspezifischen Cochrane Reviews. Die SRs sollten mindestens ein als HR berichtetes Ergebnis beinhalten und hierfür absolute Effekte darstellen.

Alle Schritte der Studienselektion und Datenextraktion wurden von jeweils 2 Autoren unabhängig voneinander durchgeführt, Unstimmigkeiten durch Diskussion gelöst.

Ergebnisse: Wir haben 215 SRs aus High-Impact Journals und 346 Cochrane-Reviews zu krebsspezifischen Fragestellungen identifiziert. In keinem SR aus High-Impact Journals wurden gepoolte HRs als absolute Effekte dargestellt. In 77 Cochrane Reviews wurden absolute Effekte auf der Basis von HRs in SOF Tabellen berichtet. In vierzehn (18%) Reviews wurden die absoluten Effekte korrekt berechnet und berichtet. Zwölf (16%) Reviews berichteten falsche Ergebnisse, indem sie das Risiko für ereignisfreies Überleben in der GRADE-Software als Basisrisiko anwendeten, was dazu führte, dass angeblich weniger anstelle von mehr Menschen in dem favorisierten Therapiearm überlebten. In 22 (29%) Reviews wurden die absoluten Effekte korrekt berechnet, aber die Benennung war verwirrend, da keine Verbindung zwischen den Ergebnissen in der SOF (z.B. Tod) und der Beschreibung der Ergebnisse im übrigen Review (z.B. Gesamtüberleben) bestand. In 21 (27%) SOF wurde kein absoluter Effekt berechnet. Bei acht SRs ist völlig unklar, wie die Autoren das Basisrisiko im Kontrollarm festlegten und ob die absoluten Effekte korrekt sind.

Schlussfolgerung: Es besteht dringender Bedarf für einen Leitfaden für Autoren, wie absolute Effekte auf Basis von HR-Daten kalkuliert werden sollen.