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Brücken bauen – von der Evidenz zum Patientenwohl: 19. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e. V.

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

08.03. - 10.03.2018, Graz

Wie unterscheiden sich Charakteristika, Reporting und Bearbeitungszeit zwischen Systematischen Reviews mit und ohne publiziertem Protokoll?

Meeting Abstract

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  • author presenting/speaker Katharina Allers - Department für Versorgungsforschung, Fakultät für Medizin und Gesundheitswissenschaften, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
  • Falk Hoffmann - Department für Versorgungsforschung, Fakultät für Medizin und Gesundheitswissenschaften, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
  • Tim Mathes - Institute für Forschung in der Operativen Medizin, Universität Witten/Herdecke
  • Dawid Pieper - Universität Witten/Herdecke

Brücken bauen – von der Evidenz zum Patientenwohl. 19. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Graz, Österreich, 08.-10.03.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18ebmV-03-3

doi: 10.3205/18ebm017, urn:nbn:de:0183-18ebm0175

Veröffentlicht: 6. März 2018

© 2018 Allers et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Die Protokollerstellung vor Beginn eines systematischen Review (SR) Prozesses soll das Risiko für Bias minimieren, die Transparenz erhöhen und das Auftreten von Duplikaten reduzieren. Trotz des potentiellen Nutzens und der aufgezeigten Wichtigkeit von Protokollen SRs, gibt es bisher keine Studien, die SRs mit und ohne publiziertem Protokoll vergleichen.

Ziel der Studie ist, die Entwicklung von publizierten SR Protokollen zu untersuchen und zu analysieren, wie sich SRs mit publiziertem Protokoll von solchen ohne unterscheiden.

Methoden: Um Protokolle SRs zu identifizieren, wurde eine Suche in PubMed bis zum 31. Dezember 2016 durchgeführt. Weiterhin wurde für jedes 2012 oder 2013 publizierte Protokoll der entsprechende SR gesucht, dieser wurde mit einer nach Publikationsjahr und Journal gematchten Kontrolle (SR ohne publiziertes Protokoll) verglichen.

Ergebnisse: Insgesamt konnten 1025 Protokolle identifiziert werden, von denen lediglich 35 vor 2012 veröffentlicht wurden. Die Anzahl publizierter Protokolle ist von 42 im Jahr 2012 auf 404 im Jahr 2016 gestiegen. In den Jahren 2012 und 2013 wurden 125 Protokolle publiziert. Ein Drittel der SRs war nach 3 bis 5 Jahren nicht publiziert. Insgesamt wurden 80 SRs und 80 Kontrollen in die Analyse eingeschlossen. SRs mit publiziertem Protokoll wurden transparenter berichtet als deren Kontrollen und unter höherem Aufwand erstellt (z.B. höhere Anzahl an Datenbanken und Sprachen). Darüber hinaus wurden in SRs mit publiziertem Protokoll Studien häufiger hinsichtlich Verzerrungspotential/methodischer Qualität bewertet als in Kontrollen (86,3% vs. 60,0%; p<0,001). Jedoch war die mediane Dauer von Suche bis Einreichung bei SRs mit publiziertem Protokoll wesentlich länger (325 vs. 122 Tage; p<0,001) und bei über der Hälfte wurde die finale Suche bereits vor Einreichung des Protokolls durchgeführt (52,2%). Etwa zwei Drittel der SRs mit publiziertem Protokoll und etwa 10% der Kontrollen sind in PROSPERO registriert, davon haben dort lediglich 22,2% den Status „published“.

Schlussfolgerungen: Sowohl Qualität als auch Transparenz und Aktualität sind wesentlich für SRs. Jedoch sollte keiner dieser Punkte auf Kosten der anderen erreicht werden. Zudem ist der hohe Anteil der SRs, die auch nach 3-5 Jahren noch nicht publiziert sind, alarmierend und der Status von SRs in PROSPERO sollte häufiger aktualisiert werden. Auf Grundlage unserer Ergebnisse empfehlen wir die aktuelle Praxis der Protokollpublikation zu überdenken.