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Gemeinsam informiert entscheiden: 17. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e.V.

03.03. - 05.03.2016, Köln

Zum Verhältnis externer und interner Evidenz am Beispiel der komplexen Intervention „Rehabilitative Maßnahmen bei Pflegebedürftigen“

Meeting Abstract

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Gemeinsam informiert entscheiden. 17. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Köln, 03.-05.03.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16ebmP85

doi: 10.3205/16ebm159, urn:nbn:de:0183-16ebm1594

Veröffentlicht: 23. Februar 2016

© 2016 Lübke.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Vom Kompetenz-Centrum Geriatrie wurde ein Gutachten zur Wirksamkeit rehabilitativer Maßnahmen bei älteren Pflegebedürftigen im Hinblick auf den nutzbaren Erkenntnisgewinn für die Feststellung von Rehabilitationsbedarf bei der Pflegebegutachtung erstellt.

Methoden: Es wurden 34 Systematic Reviews (SR) zu überwiegend postakuten geriatrischen Rehamaßnahmen sowie das kanadische Evidence based Review of Stroke Rehabilitation-Projekt (EBRSR) systematisch recherchiert und ausgewertet. Entsprechend der aktuellen Standards zur Evidenzbewertung komplexer Interventionen wurden ferner weitere wissenschaftliche Studien und Datenquellen im Kontext rehabilitativer Interventionen bei dieser Zielgruppe explorativ analysiert.

Ergebnisse: Die SR belegen die generelle Wirksamkeit rehabilitativer Maßnahmen auch bei alten, pflegebedürftigen Menschen bezogen auf Mortalität, Heimaufnahmerate, Pflegeabhängigkeit und funktionale Outcomes. Auch Register- und Routinedatenauswertungen geriatrischer Rehabilitation in Deutschland stützen diese Ergebnisse. Dennoch bleiben entscheidende Fragen zu essentiellen rehabilitativen Struktur- und Prozessmerkmalen (relevante Professionen, Dauer, Intensität etc.) oder die Frage, welche Zielgruppe älterer Pflegebedürftiger (bis) zu welchen Zeitpunkten von rehabilitativen Maßnahmen (besonders) profitiert, weitgehend unklar. Entsprechend hoch bleiben die Anforderungen an die interne Evidenzgenerierung als dem erfahrungskompetenten Herunterbrechen bestverfügbarer Forschungsevidenz auf den Einzelfall und seine speziellen Bedarfe.

Schlussfolgerung: Ursächlich für dieses ambivalente Ergebnis (sehr viele Studien, überwiegend moderate Evidenz und dennoch wenig Griffiges für den Einzelfall) ist die Fülle von wechselweise interagierenden Einzelkomponenten und deren Interaktionen mit weiteren Kontextfaktoren, die das Ergebnis rehabilitativer Maßnahmen bei Pflegebedürftigen insgesamt beeinflussen und sich in einer extremen klinischen Heterogenität der Studien spiegeln. Dies wirft grundsätzliche Fragen auf: Methodisch, ob für diese Interventionen aufgesetzte Metaanalysen aufgrund ihres hohen interventionellen Abstraktionsniveaus überhaupt noch zu einem extern validen Evidenzgewinn beitragen können oder relevante Wirksamkeitsunterschiede, die eher mittels Prozessanalysen zu hinterfragen wären, möglicherweise verschleiern. Generell, ob angesichts solcher Komplexitäten auch bei einem Mehr an Studien tatsächlich noch mit einer Erleichterung interner Evidenzfindung gerechnet werden kann resp. wie diese ansonsten zu unterstützen wäre.