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Gemeinsam informiert entscheiden: 17. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e.V.

03.03. - 05.03.2016, Köln

Wirksamkeit von komplexen Interventionen mit individuell angepassten Aktivitäten für Menschen mit Demenz in Pflegeheimen – eine systematische Übersichtsarbeit

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Ralph Möhler - Department für Pflegewissenschaft, Fakultät für Gesundheit, Universität Witten/Herdecke, Witten, Deutschland
  • author Anna Renom-Guiteras - Institut für Allgemeinmedizin und Familienmedizin, Fakultät für Gesundheit, Universität Witten/Herdecke, Witten, Deutschland
  • Helena Renom - Physical Medicine and Rehabilitation (MFRHB), Hospital de la Santa Creu i Sant Pau, Barcelona, Barcelona, Deutschland
  • author Gabriele Meyer - Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft, Medizinische Fakultät, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle (Saale), Deutschland

Gemeinsam informiert entscheiden. 17. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Köln, 03.-05.03.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16ebmP82

doi: 10.3205/16ebm156, urn:nbn:de:0183-16ebm1561

Veröffentlicht: 23. Februar 2016

© 2016 Möhler et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund/Fragestellung: Aktivitätsangebote für Menschen mit Demenz im Pflegeheim orientieren sich oft nicht an den Wünschen der Bewohner. Individuell angepasste Aktivitäten für Menschen mit Demenz sollen dagegen die Lebensqualität der Betroffenen steigern und herausfordernde Verhaltensweisen reduzieren. Solche Aktivitätsangebote sind komplexe Interventionen, die sich in Art und Umfang unterscheiden. Derzeit wird ein Cochrane Review erstellt, um die Interventionen zu beschreiben und ihre Wirksamkeit zu prüfen.

Material/Methoden: Das Review wurde nach dem Cochrane Handbook for Systematic Reviews of Interventions unter Einbezug der spezifischen Anforderungen für komplexe Interventionen erstellt. Die Literaturrecherche (1/2015) erfolgte im Register der Cochrane Dementia and Cognitive Improvement Group. Eingeschlossen wurden randomisierte kontrollierte und quasi-experimentelle Studien. Die Studienauswahl und Qualitätsbewertung erfolgt durch zwei unabhängige Personen. Für die eingeschlossenen Studien wurden zusätzlich Daten zur theoretischen Grundlage und Entwicklung, Pilotierung und Prozessevaluation identifiziert.

Ergebnisse: Es wurden sieben Studien eingeschlossen, sechs randomisierte kontrollierte und eine nicht-randomisierte kontrollierte Studie. Die komplexen Interventionen basierten auf unterschiedlichen theoretischen Modellen und nutzen verschiedene Methoden zur individuellen Anpassung der Aktivitäten an die Interessen der Teilnehmer. In drei Studien wurde eine aktive Kontrollgruppe angeboten (nicht individuell angepasste Aktivitäten) und in drei Studien war die Kontrolle die Standardversorgung. Die methodische Qualität der Studien war niedrig bis moderat. Es wurden vergleichbare Aktivitäten in ähnlichem Umfang angeboten. Für herausforderndes Verhalten zeigte sich ein geringer positiver Effekt von individuell angepassten Aktivitäten bei moderater Qualität der Evidenz (Meta-Analyse mit 6 Studien, 627 Teilnehmern; standardisierte Mittelwertdifferenz 0,26; 95% Konfidenzintervall -0,08 bis 0,60). Für keine Studie lagen Ergebnisse einer Prozessevaluation (fördernde/hemmende Faktoren) vor.

Schlussfolgerung: Dieses Cochrane Review ist ein Beispiel für die Analyse und Synthese komplexer Interventionen. Die vorliegenden Studien zu Interventionen mit individuell angepassten Aktivitäten für Menschen mit Demenz in Pflegeheimen lassen keine eindeutige Aussage zur Wirksamkeit zu. Weitere methodisch hochwertige Studien sind nötig.