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Gemeinsam informiert entscheiden: 17. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e.V.

03.03. - 05.03.2016, Köln

Wie fit fühlen sich Ärztinnen und Ärzte bei der Beratung zum Mammographie Screening? – Ergebnisse einer Fokusgruppe im Projekt RISIKOLOTSE.DE

Meeting Abstract

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Gemeinsam informiert entscheiden. 17. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Köln, 03.-05.03.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16ebmP81

doi: 10.3205/16ebm155, urn:nbn:de:0183-16ebm1558

Veröffentlicht: 23. Februar 2016

© 2016 Fürst et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Fragestellung: In Deutschland wurde ab 2005 ein bundesweites Mammographie-Screening-Programm eingeführt mit dem Ziel, Brustkrebs frühzeitig zu erkennen und Behandlungschancen zu verbessern. Die Risiken und Nutzen des Programms werden kontrovers diskutiert. Studien zeigen, dass die Frauen derzeit nicht gut genug aufgeklärt werden, um eine informierte Entscheidung für oder gegen die Teilnahme zu treffen.

Das Projekt RISIKOLOTS.DE hat zum Ziel, das Brustkrebs-Screening durch eine individualisierte Risikokalkulation zu verbessern, Frauen bei der Bewertung ihrer individuellen Ergebnisse zu helfen, sowie Ärztinnen und Ärzte bei der Risikokommunikation zu unterstützen.

Im Rahmen dieses Projekts fand eine Fokusgruppe mit Expertinnen und Experten statt. Im Mittelpunkt stand die Beratung der Frauen, zum einen für das derzeitige Mammographie-Screening-Programm, zum anderen für ein individuelleres, risikoadaptiertes Screening.

Material und Methoden: Es wurde eine Fokusgruppe mit 15 Ärztinnen und Ärzten aus unterschiedlichen Fachbereichen aus Klinik, Praxis und öffentlichem Gesundheitsdienst durchgeführt. Die Ergebnisse wurden unter Anwendung qualitativer Analysemethoden systematisch ausgewertet.

Ergebnisse: Die teilnehmenden Ärztinnen und Ärzte nehmen einen hohen Beratungsbedarf wahr. Bei der Nutzen-Schaden Bilanz des Screenings sind sie unsicher. Kritik am Screening-Programm betrifft hauptsächlich die schlechte Zielgruppendefinition und mangelnde Kosteneffizienz. Das Projektziel individualisierter Risikokommunikation, basierend auf einer Berechnung persönlicher Erkrankungsrisiken, kann aus Sicht der Expertinnen und Experten die Beratungssituation verbessern. Herausforderungen umfassen u.a. Zeitbedarf und Komplexität individueller Risikokommunikation. Eine mögliche Verbesserung des Screening-Programms durch Risikoadaptierung findet positive Resonanz.

Schlussfolgerung: Aus Expertensicht werden Schwierigkeiten im Ist-Zustand des Mammographie-Screenings und der Screening-Beratung wahrgenommen. Projekte wie RISIKOLOTSE.DE könnten hier Ansätze zur Verbesserung darstellen. Für die erfolgreiche Implementierung solcher Projekte sind genaue Analysen von Bedarf und Hindernissen, unter Einbezug von Expertinnen und Experten aus der Praxis, essentiell.