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Gemeinsam informiert entscheiden: 17. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e.V.

03.03. - 05.03.2016, Köln

„Vorsorge“ oder „Früherkennung?“ – Schema von Medizinstudierenden – Erste Ergebnisse einer qualitativen Befragung-

Meeting Abstract

  • author presenting/speaker Anne Kühlewind - Abteilung für Allgemeinmedizin, rehabilitätive und präventive Medizin, Marburg, Deutschland
  • Robert Splittgerber - Abteilung für Allgemeinmedizin, rehabilitätive und präventive Medizin, Marburg, Deutschland
  • Katrin Kuss - Abteilung für Allgemeinmedizin, rehabilitätive und präventive Medizin, Marburg, Deutschland
  • Norbert Donner-Banzhoff - Abteilung für Allgemeinmedizin, rehabilitätive und präventive Medizin, Marburg, Deutschland
  • corresponding author Kathrin Schlößler - Abteilung für Allgemeinmedizin, rehabilitätive und präventive Medizin, Marburg, Deutschland

Gemeinsam informiert entscheiden. 17. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Köln, 03.-05.03.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16ebmP2

doi: 10.3205/16ebm148, urn:nbn:de:0183-16ebm1487

Veröffentlicht: 23. Februar 2016

© 2016 Kühlewind et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Patienten haben das Recht auf eine umfassende, neutrale Beratung zu Krebsfrüherkennungsuntersuchungen (KFU). Jedoch ist diese längst nicht in der Praxis umgesetzt. Vor diesem Hintergrund werden Weiterbildungskonzepte für Ärzte und Medizinstudierende (MedS) gefordert. Als Startpunkt untersuchen wir in der vorliegenden Studie vorhandene Annahmen von MedS, um mögliche Implikationen für die Lehre abzuleiten.

Fragestellung: Was verstehen Medizinstudierende unter „Vorsorge“ bzw. „Früherkennung“?

Methodik: Aufgrund der explorativen Fragestellung verfolgen wir einen qualitativen Ansatz (teilstrukturierte Leitfadeninterviews). Die interessierten MedS werden anhand von Charakteristika (s.u.) ausgewählt (purposeful sampling). Wir erwarten eine thematische Sättigung nach ca. 15 Interviews (ggf. Nachrekrutierung). Die Interviews werden digital aufgezeichnet, transkribiert und mit Hilfe der Software MaxQda ausgewertet. Hierbei verfolgen wir einen gemischt induktiv-deduktiven Ansatz. Ziel ist es, durch interpretatives Verstehen eine höhere Abstraktionsebene zu erreichen und zu Grunde liegenden Schemata im Sinne eines Thematic Survey zu beschreiben.

Ergebnisse: An dieser Stelle präsentieren wir erste Ergebnisse der fortlaufenden qualitativen Analyse. 14 MedS nahmen an der Studie teil (11 weiblich, 5 vorklinischer Studienabschnitt, durchschnittlich 24 Jahre alt (+/- 3,6)). Bereits die Hälfte hat an einer KFU teilgenommen (gynäkologisch, Hautkrebs).

Während einige MedS die Begriffe Vorsorge und KFU synonym verstehen, unterscheiden Andere die Konzepte in „vor-verlagern“ bzw. „verhindern“ von Diagnosen. Hierbei werden KFU als spezialisierter und technischer beschrieben. Vorsorge wird breiter verstanden und ist positiver besetzt. Die MedS verwenden viele Metaphern, um die Ziele und Motivation zur Teilnahme zu beschreiben: "herausfischen", "am Ball bleiben", "verschlafen". In ihren Überlegungen zu Bewertung von KFU erscheinen emotionale Aspekte (Angst, antizipierte Reue) nicht zuletzt durch die lebendige Sprache relevanter als Kriterien des Nutzens von KFU (Mortalität, Überdiagnose).

Diskussion / Ausblick: Trotz kleiner Stichprobe liefert diese qualitative Studie Einblicke zu bestehenden Screening-Schema als Ansatzpunkt für Lehre (z.B. emotionale Aspekte thematisieren) und weitere Forschung. In einer zweiten Studienphase entwickeln wir ausgehend von den Ergebnissen einen Fragebogen und planen eine repräsentative (quantitative) Erhebung.