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Studienergebnisse aus allgemeinmedizinischen Forschungspraxen: Analyse möglicher Verzerrungen durch die Teilnahme forschungsinteressierter Hausärzte
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Veröffentlicht: | 23. Februar 2016 |
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Hintergrund: Allgemeinmedizinische Forschung findet oft in hausärztlichen Forschungspraxen statt. Teilnehmende Ärzte zeigen somit ein besonderes Interesse an der Wissenschaft. Dies birgt möglicherweise das Risiko einer systematischen Verzerrung der Studienergebnisse hinsichtlich der Übertragbarkeit auf andere hausärztliche Praxen. Anlässlich einer Studie zum Thema Darmkrebsfrüherkennung in der Allgemeinmedizin wurden daher Ergebnisse eines bundesweiten Surveys unter Hausärzten (HÄ) mit den Ergebnissen einer Befragung von Hausärzten in Forschungspraxen (HÄ-FP) hinsichtlich ihrer Einstellung gegenüber der Sinnhaftigkeit der Darmkrebsfrüherkennung und vorliegenden Praxismerkmalen verglichen.
Methode: Befragt wurden 500 HÄ und 29 HÄ-FP aus einem Verbund von Forschungspraxen. Teilnehmer der betreffenden Studie wurden nicht berücksichtigt. Mittels standardisiertem Fragebogen wurden Praxismerkmale und die Einstellung gegenüber der Sinnhaftigkeit der Darmkrebsfrüherkennung erhoben. Gruppenunterschiede wurden mittels Mann-Whitney-U-Test bzw. exaktem Test nach Fisher auf Signifikanz getestet (α=0,05).
Ergebnisse: Sowohl Alter, Geschlecht und Berufserfahrung als auch der Anteil gesetzlich versicherter Patienten und Praxisform unterschieden sich zwischen beiden Gruppen nicht (HÄ n=139; HÄ-FP n=24). Die Sinnhaftigkeit von Koloskopie und Okkultbluttest wurden durch HÄ und HÄ-FP ähnlich bewertet. Hinsichtlich definierter Personengruppen konnten einzelne Unterschiede festgestellt werden: Für Personen mit positiver Familienanamnese halten 98,6% der HÄ und 79,2% der HÄ-FP die Koloskopie für „sinnvoll“ und sehen somit den Nutzen in unterschiedlicher Ausprägung, jedoch grundsätzlich positiv. Für die Allgemeinbevölkerung ist bei HÄ-FP die Empfehlung zur Koloskopie (91,7 vs. 73,5%) und zum Okkultbluttest (83,3 vs. 61,5%) tendenziell häufiger regelhaft in den Praxisablauf integriert. Die eigene Inanspruchnahme der genannten Maßnahmen ist in beiden Gruppen vergleichbar häufig.
Schlussfolgerung: Die Einstellung gegenüber der Sinnhaftigkeit der Darmkrebsfrüherkennung sowie Praxismerkmale stimmen zwischen HÄ und HÄ-FP weitgehend überein. Beobachtete Unterschiede bewegten sich zwischen „eher sinnvoll“ und „sinnvoll“ bzw. sind nur gering ausgeprägt, so dass eine praktische Relevanz vermutlich nicht gegeben ist. Zusammenfassend erlauben sie den Schluss, dass eine relevante Verzerrung in der Studie zur Darmkrebsfrüherkennung nicht zu erwarten ist und deuten darauf hin, dass Studienergebnisse aus hausärztlichen Forschungspraxen auch auf andere hausärztliche Praxen übertragbar sind.