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Gemeinsam informiert entscheiden: 17. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e.V.

03.03. - 05.03.2016, Köln

Selbstständiges Gleichgewichtstraining mit dem Nintendo Wii Balanceboard in der ambulanten Schlaganfallnachsorge – Eine randomisierte kontrollierte Phase-II-Studie (Proof of Concept)

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker André Golla - Institut für Rehabilitationsmedizin, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle (Saale), Deutschland
  • author Tobias Müller - Universitätsklinik und Poliklinik für Neurologie, Universitätsklinikum Halle, Halle (Saale), Deutschland
  • author Kai Wohlfarth - Klinik für Neurologie, Berufsgenossenschaftliche Kliniken Bergmannstrost Halle, Halle (Saale), Deutschland
  • author Patrick Jahn - Stabsstelle Pflegeforschung und Entwicklung, Universitätsklinikum Halle, Halle (Saale), Deutschland
  • author Wilfried Mau - Institut für Rehabilitationsmedizin, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle (Saale), Deutschland

Gemeinsam informiert entscheiden. 17. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Köln, 03.-05.03.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16ebmP68

doi: 10.3205/16ebm141, urn:nbn:de:0183-16ebm1419

Veröffentlicht: 23. Februar 2016

© 2016 Golla et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: In der neurologischen Rehabilitation rücken kommerzielle Spielekonsolen zunehmend ins therapeutische Interesse. Erste Studien unterstreichen das Potential als therapeutische Ergänzung für die große Gruppe älterer Schlaganfallpatienten, betonen aber den Bedarf qualitativ hochwertige RCTs. Im Sinne eines Proof of Concept wurde ein Studiendesign zum Vergleich von spielekonsolenbasiertem und klassischem Gleichgewichtstraining im häuslichen Umfeld älterer Schlaganfallpatienten (60+) geprüft.

Methoden: In zwei neurologischen Kliniken wurden über 6 Monate leichtbetroffene Schlaganfallpatienten (ICD-10: I61, I63) gescreent und 12 Wochen nach akutstationärer Entlassung rekrutiert. Den Probanden wurde eine Intervention mit konventionellen Gleichgewichtsübungen bzw. mit der Spielekonsole randomisiert zugeordnet. Einer sechswöchigen Vorbereitung zur Erprobung der Gleichgewichtsübungen (5 einzelbetreute Termine á 60 Min.) folgte eine sechswöchige selbstständige Trainingsphase zu Hause (Vorgabe: mind. 3x/Woche á 30 Min.). Ein Gleichgewichtsassessment (Berg-Balance-Scale, Dynamic-Gait-Index, ABC-Scale, Posturographie) erfolgten zu Studienbeginn (t0), nach der Vorbereitung (t1) und zum Studienende (t2). Das Studiendesign wurde über das Rekrutierungspotential, die Passung der verwendeten Assessments und die Interventionseignung bewertet. 20 Studienabschlüsse wurden kalkuliert (10 pro Gruppe).

Ergebnisse: Von 349 gescreenten Patienten entsprachen 91 den Einschlusskriterien, 52 bekundeten Interesse an der Studie, 14 entschieden sich für die Studienteilnahme und 11 Probanden (Alter: 74.0 ± 8.1 Jahre; 36% Frauen) schlossen die Studie protokollkonform ab. 10 der 14 Probanden wiesen bereits zu t0 bei der BBS und dem DGI Deckeneffekte auf, obwohl die durchgeführte Posturographie (Tetrax IBS) z.T. bedeutsame Defizite in der Gleichgewichtsregulation offenbarte. Beim selbstständigen Training zu Hause traten bei beiden Gruppen keine Probleme auf. Nahezu alle Probanden erreichten die vorgegebenen Trainingsumfänge und bewerten die Übungen als sinnvoll.

Schlussfolgerung: Beide Interventionen sind für leichtbetroffene Schlaganfallpatienten im häuslichen Umfeld eigenständig durchführbar. Das Rekrutierungsverfahren erwies sich dagegen als ineffizient und bedarf der Optimierung (v.a. hinsichtlich der Teilnahmerate). Die in anderen Studien etablierten Gleichgewichtsassessments bilden die zu erwartende Leistungsheterogenität in der erreichten Zielgruppe nicht ausreichend ab.