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Gemeinsam informiert entscheiden: 17. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e.V.

03.03. - 05.03.2016, Köln

Partizipative Entscheidungsfindung und Disease Management Programme: Die Akteursperspektive in der Versorgung von Typ-2-Diabetikern

Meeting Abstract

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  • corresponding author presenting/speaker Ana Mazur - Universität Kassel; Hochschule Fulda, Fulda, Deutschland

Gemeinsam informiert entscheiden. 17. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Köln, 03.-05.03.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16ebmP57

doi: 10.3205/16ebm130, urn:nbn:de:0183-16ebm1301

Veröffentlicht: 23. Februar 2016

© 2016 Mazur.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Fragestellung: Typ-2-Diabetiker werden in Deutschland seit 2002 mithilfe von Disease-Management-Programmen (DMPs) versorgt und dabei unterstützt, den chronischen Erkrankungsverlauf positiv zu beeinflussen. DMPs sind nach § 137 f SGB V strukturierte Behandlungsprogramme, die das Ziel haben, Therapie- und Präventionslücken zu korrigieren (Sell 2005, S.3). Dieses Ziel wird durch ein Versorgungskontinuum, die Orientierung an evidenzbasierten Leitlinien aber auch durch eine aktive Mitarbeit der teilnehmenden Patienten verfolgt (Gaßner 2011, S. 4).

Die aktive Patientenmitarbeit drückt sich im Gesetztext auch in Rahmen einer gemeinsamen Therapieplanung aus. Die Formulierung des Gesetzgebers entspricht dem Konzept „partizipative Entscheidungsfindung-PEF“ (vgl. Loh et al. 2007), denn eine gemeinsame Entscheidung auf Basis von evidenzbasierten Informationen ist sowohl im Gesetztext als auch im Konzept PEF die Grundlage von Behandlungsentscheidungen (vgl. Scheibler et al. 2004, S.111). Die Umsetzung dieser Art der Patientenmitwirkung anhand konzeptueller Grundlagen wird allerdings kaum konkretisiert (vgl. ebd., S.109). Die Promotionsarbeit beschäftigt sich vor diesem Hintergrund mit der Frage: Welche Chancen und Grenzen für die gesetzlich vorgegebene partizipative Entscheidungsfindung lassen sich in der DMP-Versorgung von Typ-2-Diabetikern aus Akteursperspektive erkennen?

Methoden: Problemzentrierte Interviews (Witzel 2000) wurden mit DMP-Vertragspartnern, Ärzten und ihren Patienten geführt, um Perspektiven zu PEF in der Konzeption und Praxis der DMP-Versorgung zu untersuchen. Die interviewten Ärzten und Patienten wurden zuvor im Sinne einer fokussierten Ethnografie in der Versorgungsroutine beobachtet (Knoblauch 2001). Alle Interviews (n=14) und Beobachtungsituationen (n=5) wurden transkribiert bzw. protokolliert und werden in Anlehnung an die Grounded Theory (Strauß/Corbin 1996) sowie die Situationsanalyse (Clarke 2012) interpretiert.

Bisherige Ergebnisse: Vorläufig lassen sich anhand der interpretativ rekonstruktiven Auswertungsarbeiten von Interviews mit Ärzten und Patienten sowie von Beobachtungsprotokollen Wahrnehmungen von PEF erkennen, die mit den Aushandlungen der Akteursrollen in Entscheidungssituationen unterschiedlich zusammenhängen. DMP-Versorgungsstrukturen und PEF werden nur indirekt in Verbindung zueinander gebracht bzw. als zwei Elemente gesehen, die sich nicht wesentlich gegenseitig beeinflussen lassen.