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Gemeinsam informiert entscheiden: 17. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e.V.

03.03. - 05.03.2016, Köln

Entwicklung und Evaluation des doktormitSDM-Trainings als Ansatz zur Förderung von Shared Decision Making in der klinischen Praxis – ein Kontinuum wachsender Evidenz

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Katrin Liethmann - Institut für Gesundheitswissenschaften, Universität Hamburg; Universitätsklinikum Eppendorf, MS-Ambulanz; Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, Hamburg, Deutschland
  • Friedemann Geiger - Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel; Medical School Hamburg, Kiel, Deutschland
  • David Klemperer - Fakultät für Sozial- und Gesundheitswissenschaften, OTH Regensburg, Regensburg, Deutschland
  • Markus Rumpsfeld - UNN: Universitätskrankenhaus, Tromsø & UiT: Gesundheitswissenschaftliche Fakultät, Universität Tromsø, Tromsø, Norwegen
  • presenting/speaker Jürgen Kasper - Institut für Gesundheitswissenschaften, Universität Hamburg; Universitätsklinikum Eppendorf, MS-Ambulanz; UNN: Universitätskrankenhaus, Tromsø & UiT: Gesundheitswissenschaftliche Fakultät, Universität Tromsø; Institut für Kommunikation in der Medizin, Tromsø, Norwegen

Gemeinsam informiert entscheiden. 17. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Köln, 03.-05.03.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16ebmP30

doi: 10.3205/16ebm102, urn:nbn:de:0183-16ebm1025

Veröffentlicht: 23. Februar 2016

© 2016 Liethmann et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Fragestellung: Es gibt wenige nachweislich wirksame Ärztetrainings zur Verbesserung von Shared Decision Making-Kompetenzen (SDM). Eine gründliche Evaluation muss den komplexen Charakter der Intervention berücksichtigen. Das Poster zeigt, dass die bisherigen Studien zur Entwicklung eines ultra-kurzen in-situ Ärztetrainings (doktormitSDM) anhand des Konzepts zur Entwicklung und Evaluierung komplexer Interventionen strukturiert ist.

Methoden: Nach einer umfassenden Literaturrecherche, die den Entwicklungsstand der SDM-Trainings feststellte, wurde das Kommunikationskonzept theoretisch und didaktisch aufgearbeitet. Als Kernkomponenten wurden ein Manual, ein Lehrfilm und eine Methode für messbasierte individuelle Videofeedbacks entwickelt und in wissenschaftlichen Workshops pilotiert. Anschließend wurde das doktormitSDM-Training in einem Pretest (N=10) mit einer Prä-Post-Messung zur Patientenbeteiligung unter Verwendung des MAPPIN’SDM-Inventars erprobt. In einem multizentrischen RCT (N=40) wurde der Effekt der Maßnahme auf die Kommunikationsqualität primär mit dem Verbundmaß SDMMASS evaluiert. Zur breiteren Implementierung wurden Inhalt und Didaktik des doktormitSDM-Trainings in ein Onlineformat transformiert und pilotiert.

Ergebnisse: Die Entwicklung dieses Trainings füllt eine Lücke in Forschung und Versorgungspraxis und erfüllt die an SDM und Evidenzbasierte Patienteninformation gestellten Kriterien mithilfe eines theoriebasierten didaktischen Konzepts. Das gesamt Training sowie die Subkomponenten erwiesen sich für die Ärzte als durchführbar, zeitsparend und motivierend. Die Prä-Post-Studie verlief viel versprechend und war maßgeblich für die Trainingsrevision und die Planung des RCT. Das doktormitSDM-Training erwies sich als wirksam hinsichtlich der Verbesserung der Patientenbeteiligung. Auf der Internetplattform Curacampus adressiert die Onlinefortbildung mit 7 Lernparcours 12 000 praktische Ärzte zum Thema Beratung der Entscheidung über die Frage des Darmkrebsscreening. Teilnehmer durchlaufen am Ende einen Test und erhalten SDM-Zertifikat und Weiterbildungspunkte. Zertifizierte Ärzte können Beratungsgespräche mit höherem Gebührensatz abrechnen.

Schlussfolgerung: Mit dem doktormitSDM-Training wurde ein aussichtsreicher und formbarer Ansatz zur Förderung der Patientenbeteiligung in medizinischen Konsultationen entwickelt und erfolgreich getestet. Ob das Training den klinischen Alltag tatsächlich wirksam verändern kann, müssen weitere Studien zeigen.