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Gemeinsam informiert entscheiden: 17. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e.V.

03.03. - 05.03.2016, Köln

Einstellung und Belastung von Pflegenden zu freiheitseinschränkenden Maßnahmen in der ambulanten und stationären Altenpflege – Querschnittliche Befragung

Meeting Abstract

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Gemeinsam informiert entscheiden. 17. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Köln, 03.-05.03.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16ebmP26

doi: 10.3205/16ebm098, urn:nbn:de:0183-16ebm0984

Veröffentlicht: 23. Februar 2016

© 2016 Aschenbrenner et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Die Anwendung von freiheitseinschränkenden Maßnahmen (FEM) in der Pflege gehört, trotz deren negativen pflegefachlichen und -ethischen Implikationen, weiterhin zur Standardversorgung. Pflegende nehmen eine zentrale Rolle bei Entscheidungen über die Anwendung von FEM ein. Programme zur Reduktion von FEM müssen daher die Einstellung Pflegender adressieren, damit diese informiert aufklärend und beratend tätig werden können. Im Rahmen eines größeren multi-zentrischen Projektes (IMPRINT) mit dem Ziel der Implementierung einer Leitlinie zur Reduktion von FEM soll in diesem Sub-Projekt die Einstellung Pflegender und deren mögliche Belastung im Rahmen von Entscheidungen zu FEM erfasst werden.

Material/Methoden: Querschnittliche Fragebogen-Befragung von Pflegenden aller ambulanten Dienste und stationären Einrichtungen (n=31) eines Trägers in Schleswig-Holstein im Februar/März 2015. Erfragt wurden Einstellungen der Pflegenden zu FEM mittels des „Maastricht Attitude Questionnaire“ (MAQ) sowie Belastung der Pflegenden mittels des „Fragebogens zu Entscheidungen über Fixierungen in der Pflege“ (FEF). Außerdem wurden Basischarakteristika der Einrichtungen und Pflegenden erfasst.

Ergebnisse: Ergebnisse liegen von 30 der 31 befragten Einrichtungen vor. Von diesen bieten 24 stationäre Pflege, 19 ambulante Pflege in „Servicehäusern“, 11 ambulante Pflege in Pflegediensten und 9 Tagespflege an. Von ca. 800 ausgegebenen Pflegenden-Fragebögen wurden 386 (48%) auswertbare Bögen zurückgesandt. Die globale Einstellung der Befragten zu FEM ist eher negativ: MW 2,72 (SD 0,4) (5-Punkt-Skala: 1 =negativ, 5=positiv). Körpernahe Maßnahmen wie Gurte werden als stark einschränkend und unangenehm eingeschätzt, während körperferne Maßnahmen, wie Sensormatten oder Funksysteme eher positiv bewertet werden. Der Anteil der Belastung durch die Entscheidung über FEM an der Gesamtbelastung der Pflegenden ist eher gering (MW 16,9%, SD 23,5), Pflegende in Alten- und Pflegeheimen (MW 22,07, SD 26,7) geben eine höhere Belastung an als Pflegende in der ambulanten Pflege (MW 12,66, SD 20,7). Die höchste Belastung wurde in Bezug auf ethische Aspekte berichtet.

Schlussfolgerung: Die Einstellung zu FEM und die Belastung durch die Entscheidung über FEM variieren zwischen den Pflegesettings. Im Vergleich zu älteren Erhebungen zeigt diese Befragung einer großen Gruppe Pflegender, dass diese FEM eher kritischer bewerten, die Belastung durch Entscheidungen über FEM aber geringer einschätzen.